10. Mai 2015

Ein Abstecher zum Grazer "Lendwirbel" brachte mir nicht bloß dieses feine Motiv ein, eine Hemisphäre, aus Fahrradfelgen gemacht, mit Efeu bepflanzt. Als ich dieses Ensemble gerade fotografierte, stand plötzlich ein Mann vor mir, den ich aus frühen Tagen meines kulturellen Engagements kenne; Andreas Flach.

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Flach hat berufsbedingt mit Urban Gardening zu tun, was darauf hinweist, daß er sich mit Fragen der Stadtentwicklung befaßt, ist, wie ich im anschließenden Plauderstündchen bemerken konnte, dem Kulturbereich verbunden geblieben. (Reden wir auch einmal über Vertical Farming!)

Das interessiert mich natürlich sehr, zumal ich auf dem Weg des heurigen Gleisdorfer Kunstsymposions [link] im Handeln eine weitreichende Zusammenschau der Metiers für vorrangig halte.

Fußnötchen: Eine Hemisphäre ist eine Halbkugel, in dieser Felgen-Variante gewissermaßen ein halber Bucky Ball. Genau das, so ein halber Bucky Ball, spielt sowohl inhaltlich, wie auch physisch seine eigentümliche Rolle in unserem "Fiat Lux". Siehe dazu: "Arbeit in Folgerichtigkeit" [link]

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In diesen Prozeß einer kollektiven Kunstpraxis sind inzwischen der Unternehmer und Hightech- Fachmann Ewald Ulrich (links) sowie die Industriedesigner Alfred Urleb (Mitte) und Willi Gangl (Wigl Design) eingebunden. Abstraktion und Konzeption, Kopf- und Handarbeit, all das gebündelt... Ich kann zwischen diesen Tätigkeitsfeldern keine harten Grenzen gebrauchen.

Überdies schöpfen wir alle bei der Arbeit aus einer ganzen Reihe gleicher Quellen. Ich muß diese Optionen also beinander halten. Die Projekt-Website zu "Fiat Lux": [link]

Es beschäftigen mich aber auch einige grundsätzliche Fragen, die derzeit in meinem Milieu kaum zur Sprache kommen. Darum war ich recht überrascht, mit Andi Flach gleich mitten in solchen Zusammenhängen zu landen, als wir uns im Schatten auf einer der angeketteten Holzbänke über die Gegenwart unterhielten.

Doch vorerst einmal zu den inhaltlichen Kräftespielen der letzten etwa 10, 12 Monate. Ich hatte an mehreren Stellen meines Internet-Terrains betont, daß ich zur Basisarbeit zurückfinden müsse. Das meint zweierlei. Erstens die inhaltliche Basis, also die Grundlagen der Wissens- und Kulturarbeit in der Provinz. Zweitens jene praktische Basis primärer Akteurinnen und Akteure, von deren Engagement aus bemessen werden kann, was "Bottom up" bedeutet, beziehungsweise wo denn eigentlich "Bottom up" seine primäre Ebene hat.

Eine Reihe von Kontroversen ergaben für mich den Anlaß zu diesen Überlegungen. Wenn etwa ein etablierter City Manager mir gegenüber mit Nachdruck geltend macht, auch das, was er mit seinem Team realisiere, sei "Bottom up", dann ist der Dissens zur vollen Größe erblüht.

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Das erzeugt Klärungsbedarf. Dazu kommt die unübersehbare Dominanz Kulturschaffender, deren selbstreferentielle Arbeit gerade noch die Repräsentation ihrer selbst erlaubt, ein Arbeiten an relevanten Themen unseres Lebensraumes geht sich da nicht mehr aus.

Ich habe lange nicht so recht verstanden, welches Kräftespiel sich in solchen Phänomenen zeigt. Das Reüssieren einer "Spießerkultur" innerhalb meiner Generation war immerhin unübersehbar. Ich hab hier schon an mehreren Stellen dieses Erscheinen von Spießern und Mittelschicht-Trutschen beschrieben, die sich selbst das einzige Kriterium sind, womit sie im Kulturbereich herumstümpern, daß sich die Balken biegen. (Hauen Sie "Krusche" und "Mittelschicht-Trutschen" in eine Suchmaschine, dann findet sich's.)

An meinem unverhohlen polemischen Kurs gegenüber den Spießern und Mittelschicht-Trutschen muß ich festhalten, da sich alle, denen ich bisher real begegnet bin, als völlig diskursresistent erwiesen. Die sind taub für Argumente, bloß Polemik dringt zu ihnen durch. Das muß aber auch noch mit einigen seriösen Überlegungen unterfüttert werden, sonst führt's bloß ins Leere.

Ich war selbst sehr überrascht, als ich wenigstens während der letzten zwei Jahre immer deutlicher sehen konnte, daß ausgerechnet die Volkskultur dazu bemerkenswerte Denkanstöße liefert; naja, vorerst nicht die Praxis-Partie in der Gegend, sondern die Volkskunde als Wissenschaft.

So reflektiert etwa "Kultur kurios: Bildungsbürgertum" [link] ein Stück dieser anregenden volkskundlichen Debatten. Die Sache ist zweifach irritierend; erstens, daß solche Überlegungen in der allgemeinen Auffassung von Volkskultur noch nicht einmal in homöopathischen Dosen angekommen sind, und zweitens, daß mein Milieu diese Diskurse bisher offenbar völlig ignoriert hat.

Ich werde demnach so frei sein, hier laufend hereinzuholen, was ich in den letzten Jahren da draußen gefunden hab. Die Themen sind fix im heurigen Kunstsymposion verankert. Ich verteile das auf mehrere Leisten:

+) Kultur kurios [link] (Zur Debatte gestellt)
+) Volkskultur [link] (Eine Diskursleiste)
+) Peripherie [link] (Eine Diskursleiste)

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