19. März 2015

Das Ding steht da, wie ein Portiönchen Fluggepäck. Etwas kantig. Neben den Rädern ein Aufkleber, auf dem der maximal zulässige Luftdruck vermerkt steht. Wer Auto fährt, ahnt sicher, das ist ein Teuerungskasten.

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Unachtsam daran vorbeigefahren kann den Tag teurer werden lassen. Bei meinem Faible für allerhand Maschinchen mußte ich mir den Radar-Kasten näher ansehen. Da rollte auch schon ein unscheinbarer PKW an meine Seite, unscheinbares Grazer Kennzeichen. Der Mann am Steuer trug eine Uniformjacke und einen angriffslustigen Gesichtsausdruck.

Also hatte ich meine Neugier kurz zu erklären. Eine ausführlichere Unterhaltung war nicht möglich. Dabei wäre es nett gewesen, etwa über die historischen Wurzeln des "Geschwindigkeitswahns" zu plaudern. Das wurde nämlich schon ab den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts ein brisantes Thema, als Automobile kaum schneller als 30 Km/h fahren konnten.

Im Jahr 1905 gab die Behörde bei uns erstmals Nummern aus. Fahrzeuge mußten gekennzeichnet werden, damit man der Raser habhaft werden konnte. In der selben Nacht kam mir einer der "Jäger" unter, die in Polizisten eine Art natürlichen Feind sehen.

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Manchen Menschen werden diese Zeichen nichts sagen. Auf Jagdflugzeugen des Zweiten Weltkriegs sieht man häufig solche "Abschuß-Verzeichnisse", denn ein "Luftsieg" mußte bestätigt sein und versprach Prestigegewinn.

Wie lustig, daß hier jemand simuliert, er habe mit seinem Auto sieben Rollstuhlfahrer erwischt, vier Hunde und sechs Leute auf Fahrrädern. Mit Todesfolgen? Wissen wir nicht. Die Attitüde wird auch von der Unterhaltungsindustrie gewürdigt.

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Wo der traditionelle bayrische Bürgerkäfig zum Monster-Truck hochgerüstet wurde, will der Pilot ein "Gangster" sein, wie die Flanken verraten. Die "Road Warrior" ist ein extrem populäres Genre. Bei "Road Rage" wird es dann aber schnell eng.

Gut, triviale Stoffe. Denen hänge ich immer recht schnell an, wenn in meinem Kopf Komplexitätskrisen anschieben. Zu viele Themen, zu viel Arbeit, zu viele offene Fragen. Heute bleibe ich damit zum Glück nicht allein. In wenigen Stunden wird unsere Synergie-Konferenz anlaufen, in der ich versierte Leute zur Seite habe: [link]

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Damit rückt das Thema "Road Warrior" allerdings auch wieder näher. Genau genommen ist das ein junges Motiv der Volkskultur. Puristen werden mir da eventuell widersprechen wollen; mit wenig Chance, eine eingeschränkte bildungsbürgerliche Deutung von Volkskultur durchzuhalten.

Auf dem Weg zum heurigen Gleisdorfer Kunstsymposion wird das verstärkt mein Thema sein; was denn Volkskultur heute sei; siehe: [link] Ob solche Betrachtungen nun meine Komplexitätskrise mildern können, bleibt abzuwarten...

-- [Gleisdorfer Kunstsymposion] --

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