2. Oktober 2014

"Prosao sam Graz imam jos 20 km, ne moze naci navigacija Rathausplatz 1 ..." Er hat Graz erreicht, noch etwa 20 Kilometer vor sich, kann aber in seinem Navi die Adresse Rathausplatz 1 nicht finden.

Milos hatte davor geschrieben, daß er 270 Kilometer mehr Strecke zu machen habe und daher nicht vor 22:00 Uhr in Gleisdorf sein könne, If is not too late for you? Da ich ihm in seiner Sprache "Gute Fahrt!" gewünscht hatte, "Sretan put!", nahm er offenbar an, wir könnten uns so verständigen. Naja... "Come to centar: town hall. I'll be there!"

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Nun sind die Werke von Radenko Milak [link] vom Tisch und der nächste Abschnitt hat begonnen, während ich noch über die Summe der Anstrengungen nachdenke, ohne die es nicht möglich wäre, solche Momente herbeizuführen, in denen man sich auf raffinierte Arbeit einlassen kann.

Da natürlich auch gleich wieder die Frage, warum jemand dafür freigestellt sein soll, Fertigkeiten greifbarer und immaterieller Art zu entwickeln, zu verfeinern, um uns mit derlei Werken zu umgeben.

Freizeit oder Freiraum für den Geist? Ausruhen oder arbeiten. Wir haben die Wahl. Milak, der Maler, hat gewählt, obwohl sein Land, Bosnien-Herzegowina, keinen Kunstmarkt hat, keine Kunstförderung kennt, er also in all diesen Fragen völlig auf sich gestellt bleibt.

Ich konnte von leichter verfügbaren Bedingungen ausgehen. Das Scheiben verlangt bloß Schreibzeug. Es ist erst später komplizierter geworden, komplexer, mit größerem Aufwand verbunden.

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Jeden Tag Text. Das ist ein fast lückenloser Verlauf. Es gibt Menschen, die meinen, man müsse sich auch frei nehmen können. Was für eine skurrile Vorstellung! Ich nehme mir ja auch nicht einen Tag frei vom Atmen. Das Denken, die Reflexion, wie ließe sich das abstellen? Und weshalb?

Es gibt ohnehin den Schlaf, wo jede Instanz in mir tut was ihr beliebt. Das ist die Freizeit, wie sie uns von der Natur eingerichtet wurde. Eine nicht verhandelbare Bedingung, denn Schlafentzug ist ein sicheres Mittel, um jemanden zu ruinieren.

Also teile ich mich ohnehin zwischen diesen Möglichkeiten auf. Dazwischen auch die absichtslosen Zustände. Dann aber wieder das stete Arbeiten an meinen Möglichkeitsräumen. Das Errichten und Erhalten von Rahmenbedingungen für etwas Nächstes, Anderes, für noch nicht Gewußtes, nicht Gekonntes.

Es erübrigt sich, derlei näher zu beschreiben, denn Platon hat das schon vor einem Weilchen gemacht. Solches Verlangen ist Eros. Man kann im "Symposion" darüber nachlesen.

Das Symposion, also Gastmahl, ist solchen Zusammenhängen gewidmet. Deshalb will ich derzeit ohne mein jährliches Kunstsymposion nicht auskommen. Ich verzweige das momentan auch auf trivialere Felder, die ich keineswegs für weniger wichtig halte.

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Norbert Gall, der "Dottore"

Der Themenkomplex "Mythos Puch" ist solchen Zusammenhängen gewidmet: [link] Ich will an einige Fundamente des Handwerks heran, wo sie einen Bereich berühren, den Platon gemeint haben muß, als er über den Eros nachdachte: Eine Sache um ihrer selbst Willen gut machen wollen.

Letzte Nacht schrieb mir der Dottore: "Du hast Recht, eine Sitzung bei der Oldtimer, das wäre wieder was. Vielleicht Anfang Dezember oder so..." Er ist derzeit Marketing Manager Austria / Switzerland für DAF Trucks, war davor Brand Manager von Abarth Austria.

Ein erfahrener Kerl, was diese Konvergenz von Nützlichkeit und Mythos angeht. Nützlichkeit und Mythos. Darüber muß ich noch nachdenken. Da ist eine Verklammerung, die mich für "The Track: Pop" beschäftigt: [link]

Die Auseinandersetzung mit solchen Fragen finde ich derzeit eher nicht auf dem steirischen  Kunstfeld. Mit kleinen Ausnahmen. Ich habe mich gestern nicht übermäßig freundlich über ein Treffen der Betriebsnudeln des Grazer Kunstbetriebes geäußert. Da ich selbst dort war, muß ich bekennen, das verhält sich wie mit dem saloppen Bild vom Straßenverkehr. Ich stecke nicht im Stau, ich bin der Stau.

Wer dabei auf Erhabenheit setzt, ist ein Heuchler. Aber der Anlaß für das Betriebsnudel-Treffen war ein erfreulicher. Autor Helmut Schranz gehört für mich zu den wenigen Autoren, die ich näher kenne, der in solchen Fragen, seit ich ihn kenne, den Fokus stets auf den Kernbereich gerichtet hält

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Helmut Schranz

Seine, wie mir scheint, ziemlich unbestechliche Art der Kunstpraxis dreht sich mutmaßlich um etliche der Punkte, die mich als offene Fragen beschäftigen. Ich muß in diesen Fragen weiterkommen, damit mich nicht verrückt macht, was ich in meiner Umgebung an Stagnation erlebe...

-- [The Track: Pop] [Generaldokumentation] --

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