20. Februar 2014

Ich gehe nicht in Klausur, um herauszufinden, wie meine Geschäfte vorankommen können, sondern um zu klären, unter welchen Bedingungen sie stattfinden. Was ich an Geschäften zustande bringe, ist ja einer vorgelagerten Frage gewidmet: Wozu?

Das meint nun nicht, ich müsse meine Rechnungen bezahlen, denn diesen Umstand halte ich für evident. Danach sind wir aber gleich bei Inhaltsfragen.

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"Im Wolferlstall": Bad Mitterndorfer Ort der Kunst im Bottom up-Modus

Ich hab gestern notiert, in der Steiermark habe ein ursprünglich bemerkenswertes soziokultuelles Phänomen sein Ende erreicht und sei zum "Regelbetrieb" geworden, der keine besondere Hervorhebung mehr rechtfertige. Die "autonome", wahlweise "freie" Initiativenszene hat dieses ihr eigenes Ende als "Sonderfall" offenbar verschlafen.

Das drückt sich unter anderem in einem völligen Fehlen öffentlicher kulturpolitischer Diskurse aus. Ich denke, man wird mir aus den letzten wenigstens fünf Jahren kaum eine Quelle nennen können, die eine diskussionswürdigen kulturpolitischen Befund bietet. (Mit einer Ausnahme, die ich kennen, einem Jubiläumsbericht der steirischen Theater-Szene.)

Gibt es auch nur eine kulturpolitische Steitschrift, die zur Darstellung der allgemeinen Situation auch das eigene Metier beschreibt und strategisch vielversprechende Schritte skizziert? Ich kenne kein solches Papier. (Ist eigentlich in solchen Fragen der 2010 verstorbene Jeff Bernard noch jemandem geläufig.)

Wer darüber öffentlich redet, wird keine Debatte erleben, sondern eher Feedback wie jenen der jungen Nicole G., selbst einmal in der IG Kultur tätig, die mir schrieb: "Jajaja. Dein Ruf eilt dir voraus als ewiger Vernaderer..."

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Diskursersatz oder Ersatzdiskurs?

Worum wäre es gegangen? Mein Vorschlag lautete, die IG Kultur Steiermark möge sich auflösen, um sichtbar werden zu lassen, daß unser Milieu intellektuell und kulturpolitisch vorerst am Ende sei. Das würde eventuell die stärkste Chance für neue Schritte, für irgendeine adäquate Neubildung, hervorbringen.

Als kürzlich die steirische IG-Vorsitzende Anita Hofer zur Obfrau der IG Kultur Österreich wurde, war ich entsprechend irritiert. Bemerkenswert ist, daß mich sogar versierte Leute fragten, was mich denn gegen Hofer so aufbrächte. Ich fragte dagegen, was denn eigentlich FÜR sie spräche. Das bleibt ein Mysterium.

Immerhin hatte ihr Michael Petrowitsch attestiert, eine gut Wahl zu sein. Was besagt das?

Petrowitsch, ihr Amtsvorgänger als Vorsitzender der IG Kultur Steiermark, gibt diese Expertise ab, während er inzwischen zur Geschäftsführung des Universalmuseum Joanneum gehört: [Quelle]

Ein Schelm, wer das merkwürdig findet. Verständlich wird sowas erst, wenn man sich ein Bild gemacht hat, was Österreichs Sozialpartnerschaft in der Zweiten Republik bedeutet und bewirkt hat.

Das ist mein Österreich! Da denken wir uns doch nichts, wenn ein vormals quasi höchstrangiger Kultur-Gewerkschafter der "Szene" plötzlich in der Chefetage des eindeutig größten Kultur-Tankers der Steiermark gelistet wird...

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Quelle: Universalmuseum Joanneum

... und einer "Kultur-Kameradschaftsbund-Chefin" (Hofer) von da aus bestätigt, daß sie die beste Wahl für den Vorsitz der IG Kultur Österreich sei. Ich bin so frei, bezüglich dieser Position ebenso "kameradschaftsbündisch" zu denken und als Referenzpunkt den einstigen Obmann (der IG Kultur Österreich) Gerald Raunig zu nennen, dessen intellektuelles und (kultur-) politisches Potential in solcher Position nicht wesentlich unterboten werden sollte.

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Am Eingang zum privat errichteten Skulpturenpark in Bad Mitterndorf

Die eigentliche Bankrotterklärung der "Szene" lag ja in der Kontroverse um das Grazer Künstlerhaus, durch die offenkundig wurde, daß es nur ein paar wenige Leute gibt, die in dieser Sache überhaupt zu kohärenten und nachvollziehbaren Aussagen in der Lage sind, wobei die gesamte Szene sich weitgehend ohne Medienkompetenz und Medienzugänge offenbarte, denn was dazu an Diskurs lief, war zu etwa 80 bis 90 Prozent dem Boulevard und seinen etablierten Medien überlassen. Siehe dazu die kleine Dokumentation: [link]

Ich denke, es wird noch zu reflektieren und näher zu beschreiben sein, wie aus einer soziokulturellen Innovation österreichischer Regelbetrieb a la Sozialpartnerschaft wurde.

Das sollte uns bei der Orientierung helfen, wenn wir Klärungen suchen, welche Schritte uns gestärkt in die nächsten Jahre führen könnten. Denn es muß davon ausgegangen werden, daß die verfügbaren Posten im Universalmuseum Joanneum etwas begrenzt sind. Da sollte uns also sonst auch noch etwas einfallen.

-- [wovon handelt kulturpolitik?] --

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