25. November 2013Das Arbeitsjahr 2014 wird für uns
davon handeln, einen prüfenden Blick auf ein ganzes Jahrhundert zu werfen, um eine
möglichst klare Vorstellung zu entwickeln, aus welchem politischen, sozialen und
kulturellen Kräftespiel unsere Ansichten zum Status quo erwachsen sind.
Ich habe nun eine Gruppe von Feldern markiert, Kompetenzfelder in Beziehung zu
Themenkomplexen, welche wir dabei bearbeiten werden. Unser 2013er-Kunstsymposion [link] war dafür
grundlegend, weil sich dabei die ersten Orientierungen überprüfen ließen.
Aktuelle Projektbesprechung mit
(v.l.) Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov,
Künstlerin Jelena Juresa und Politikwissenschafterin Lidija Radojevic
Die Personen, an deren Mitwirkung mir liegt,
repräsentieren einen Bogen der Erfahrungen zwischen Werkstätte und Universität, bieten
auch einen starken Anteil des Kunstschaffens. Aus der Geschichte heraus waten wir geradezu
in Propagandaproduktionen, teils merkwürdigen Medienelaboraten, die uns erklären sollen,
was Österreich sei und wie es das wurde.
In den nationalen Narrativen Österreichs finden wir den Mittelschüler Gavrilo Princip
als maßloß überzeichnete Figur, die uns in ihrer ideologisch begründeten
Aufgeblähtheit den Blick darauf verstellen soll, welche serielle Inkompetenz die
Majestäten und maßgebliches Personal des Hauses Habsburg in recht überschaubarer Zeit
aufgebaut hatten, um wie in einer antiken Griechischen Tragödie ihre Völker mit jedem
Dreh des Gechichtsrades in noch härtere Katastrophen zu treiben. Sie dazu den vorigen
Eintrag: [link]
Ferner ist vor dem Hintergrund der historischen Tatsachen die nostalgische Verehrung für
Sissi & Co, wie sie via Kino, Musical etc. nach dem Zweiten Weltkrieg massenkulturell
getriggert wurde, sehr aufschlußreich. Wir verblödeln unsere Geschichte lieber, als sie
ernst zu nehmen und Schlüsse zu ziehen.
Sie würdigen den "Tod fürs
Vaterland" und haben ihren
einstigen Herren nichts zu sagen
Parallel zeigt heimische Denkmalkultur in
dominanten Bereichen nach wie vor keinen Hinweis darauf, daß nach zwei zerrüttenden
Kriegen einer gewissenlosen Herrschaft etwas vorzuhalten wäre. Erst Aristokraten, dann
Proleten und deren jeweilige Entourage, hatten unseren Leuten Lasten aufgebürdet, deren
Konsequenzen wir mentalitätsgeschichtlich heute noch zu tragen haben.
Im Kalten Krieg waren bewährte Feindbilder zu neuen Ensembles geordnet und sehr effizient
in Stellung gebracht. Dabei immer wiederkehrend die selben Grundmotive: Menschen kämpfen
um Ressourcen-Zugänge und Prestigegewinn; oft bedenkenlos auch auf Kosten anderer.
So stellt sich uns etwa die Frage, wie sehr wir in der Lage sind, diese simplen,
räuberischen Konzepte menschlicher Gemeinschaft einigermaßen verläßlich zu
überschreiben und zu übersteuern. Und das speziell im Kontext unserer Kunstpraxis; was
jedoch meint, Kunst ist nicht das Mittel dazu, sondern ein Feld, dessen mögliche
Wirkungen damit verbunden werden können.
Ich habe auf der Website von Kunst Ost angemerkt, daß in unserem Metier sich
meiner Meinung nach eine Art neues Spíeßertum bis in die Bereiche staatlich promovierten
Kunstgeschehens entfaltet hat: [link]
Das muß ja nicht so bleiben...
[The Track: Axiom | 2014]
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