26. Juni 2013 Und was
macht der Eisenberger? Er hält mich von der Arbeit ab. Wie macht er das? Er offeriert mir
ein Gläschen "guten Wein" nach meiner Wahl. (Es wurde Weißburgunder.) Ich kam
zu spät. So ist man auf merkwürdige Art auch gelegentlich zur richtigen Zeit am
richtigen Ort.
CHRISTIAN EISENBERGER
Tut mir leid, ich kann es nicht erklären. Entweder ist an
der Sache mit Karma was dran oder es regelt sich über Vorgänge der Quantenphysik. Na,
egal. Wir schwelgten kurz in Reminiszenzen. Eisenberger erzählte mir, daß Bob Adrian X [link] noch lebt, was
mich sehr beruhigt, denn Österreich ist von liebenswerten Kunstschaffenden nicht gerade
überlaufen.
Zwei Anmerkungen zum obigen Foto:
1.: Nein, Eisenberger [link]
trägt hier nicht ein komisches Hütchen, wozu sich Kunstschaffende mit schwächelndem Ego
ja gelegentlich hinreißen lassen, was man ihm schon gar nicht nachsagen kann. (Es ist
eine Laterne an der Wand.)
2.: Ich wette, diesen Blick hat er sich patentieren lassen.
MIRJANA PEITLER-SELAKOV
Eigentlich war ich ja zu Lendl unterwegs gewesen, wo Mika
die von ihr kuratierte Ausstellung des Duos "diSTRUKTURA" eröffnete: [link] Dort erlebte ich dann eine
weitere Kuriosität. Es war nämlich nun, sagen wir: mit einem Dreivierteljahr
Verspätung, der Kunstsammler Marinko Sudac angekommen.
Die "Kolekcija Marinko Sudac" ist
vermutlich einzigartig in ihrem Bestand jugoslawischer Avantgarde ab 1915 und derzeit
scheint unübersehbar, daß er sich sehr für österreichische Kunst interessiert.
Wir hatten gehofft, ihn vorigen Herbst beim Kunstsymposion
in Gleisdorf zu sehen, denn da wären ja einige österreichische Kunstsammler zugegen
gewesen etc. etc. Sudac hat damals auf sehr leicht nachvollziehbare Art entschieden, doch
nicht zu kommen. Er fragte nach dem Gleisdorfer Kunstsammler, der unser
Kooperationspartner war: "Ist er reich? Ich meine, Mira, ist er wirklich
reich?" (Mira = Mika = Mirjana.) Die Antwort mußte lauten: "Er ist
wohlhabend." Sudac blieb wo er war.
MIRJANA PEITLER-SELAKOV UND MARINKO
SUDAC
Marinko Sudac ist nicht der erste Kunstsammler, dem ich
begegne, der ein Geheimnis daraus macht, mit welchen Mitteln er seine Leidenschaft
füttert, welche Profession einem solche Möglichkeiten einräumt. (Wir dürfen davon
ausgehen, daß er zur Abteilung "sehr reich" gehört.)
Mit dem geselligen Macura war es mir ähnlich ergangen. Ein
Mann voller Geheimnisse, in die Avantgarde vernarrt, auch mit einem Faible für
österreichische Kunst. Das Frühstück, zu dem uns Vlado Macura gebeten hatte, gehört zu
den kuriosesten Gastlichkeiten, die ich je erlebt hab. (Siehe dazu den Eintrag vom 18. Oktober 2011!) Aber ich
konnte nicht den geringsten Hinweis darauf erhalten, wie er sein Privatmuseum auf dem
großen Anwesen über der Donau am Laufen hält.
Sagen wir, wie es ist, die Gegenwartskunst wäre ohne Nähe
zu wohlhabenden bis sehr reichen Leuten nur recht wenigen Aktiven vorbehalten. (Ich kenne
bei uns derzeit keine anderen Konzepte, die das Zeug zur Breitenwirkung hätten.)
Doch es sind dann auch solche Begegnungen, in denen mir
manchmal erst deutlich wird, was die Kraft all dieser Kunstwerke ausmacht, wenn man
Bereiche betreten darf, wo sich jemand 70 bis 100 Jahre nach deren Entstehen damit
eingerichtet hat, mit großen Emotionen und einem klaren Bezug zu den geschichtlichen
Zusammanhängen.
EUGEN LENDL UND MILAN BOSNIC
Wie mich der Rückblick fesselt, so natürlich auch die
Gegenwart, in der etwa Arbeiten gerade erst entstehen oder wo zum Beispiel das Entstehen
einer Arbeit erst besprochen wird. Hier (links) der erfahrene Galerist Eugen Lendl, rechts
Maler Milan Bosnic. (Wahrscheionlich bahnt sich da eine Entstehung an.)
Sie debattierten die Anforderungen, mit denen man
zurechtkommen sollte, wenn man auf einer großen Kunstmesse auftritt. Milan und Milica
sind ja zwei Leute, die sich ganz der Kunst verschrieben haben, quasi reisende
Kunstschaffende, die von Ort zu Ort ziehen und unterwegs arbeiten.
MILICA MILICEVIC, MIRJANA
PEITLER-SELAKOV UND IRINA KARAMARKOVIC
Wir müssen nicht darum herumreden, Frauen im Kunstbetrieb,
das handelt noch von einigen zusätzlichen Barrieren. Dreh es, wie du willst, es ist
so. Oben (von links) Künstlerin Milica Milicevic, Kunsthistorikerin Mirjana
Peitler-Selakov und Sängerin Irina Karamarkovic, neuerdings auch graduierte
Musikwissenschafterin.
Allein diesem Besetzung bietet schon einen Hinweis, worum
es unter anderem geht: Definitionshoheit. Die Definitionsmacht nicht einfach
irgendjemandem überlassen. Seine Arbeit tun und selber klären, was es ist...
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