15. Juni 2013 Der Lange
in seinem Elfenbein-Farbton fehlte mir noch in meinen Fahrerlebnissen auf unbefestigtem
Terrain. Turbodiesel. 6x6. Aber das allein ist es nicht. Ich hab gelegentlich so ganz
vernunftfreie, romantische Allüren.
Es dürfte genau der Pinzgauer sein, den ich vor
vielen Jahren in Graz fotografiert habe. Damals wurden im Südbereich der "Halle
P" noch die G-Wagen und Pinzgauer des Österreichischen
Bundesheeres überholt. Ich hatte das ganze Set einmal fotografiert und dabei diese
Langfuhre vor mir gehabt. Siehe: [link]
Ich erinnere mich genau, wie mächtig mir der Dreiachser
vorkam und daß ich einen kleinen Anflug von Neid verspürte, daß jemand so ein
Dienstauto haben kann. Dabei ist der nichts für den Alltag eines Stadtmenschen.
Aber wer den schon einmal im schweren Gelände gefahren
hat, versteht die Anziehungskraft dieses Fahrzeuges. Ich war vormals vom 6x6 auf Anhieb
mehr fasziniert als von den anderen Allradern der Palette, denn wie er sich bewegt,
bewegen läßt, ist verblüffend.
Hier steht der Turbodiesel (718) hinter seinem
Benziner-Vorgängermodell (712), einem luftgekühlten Staubwedel, dessen
Ventilator einen auf dem trockenen Vorplatz regelmäßig in Wolken hüllt.
Natürlich wollte ich den Elfenbeinernen einmal selber
fahren, wie auch genau jenen Zweiachser aus dem Jahr 2009; konkret der definitiv letzte
Pinzgauer, den die Jungs von "S-Tec" gebaut haben. Ein zickiges
Prinzchen, also eigentlich "Pinzchen", auf bunten Hutchinson-Felgen,
ein Wagen mit Wechselgetriebe, verlöteter Kabine, der offiziell Letzte seiner Art aus den
amtlichen Händen.
Inzwischen darf ich ja beide in meiner privaten Chronik als
gefahren vermerken. Beim Langen war diesmal Karin Windbichler die Instruktorin an meiner
Seite, eine ziemlich unerschrockene Offroaderin, die sich eher nicht aus der Ruhe bringen
läßt. (Es gibt unterwegs allein drei Differentialsperren zu verwalten, da dankt man
seinem Schicksal für sachkundige Begleitung.)
Das war dann auch in einigen Passagen recht nützlich. Etwa
als ich eine schmale Kuppe, die für meinen Geschmack reichlich hoch über dem
Meeresspiegel liegt, völlig falsch angefahren habe. (Eine Kehre auf der Kuppe, das
hatte sich Altmeister Fredi Thaler ausgedacht, von dem der Kurs zu diesem S-Tec-Offroad
Day stammte.)
Also stand ich erst einmal, wo ich meinte, da krieg ich ihn
nicht mehr herum und links von mir ging es zu abschüssig in die Tiefe, da sollte ich so
überhaupt nicht hin. Karin meinte, es könne sich ausgehen, doch der Regen aus den
letzten Tagen saß noch zu sehr im Boden.
Voller Einschlag, wenig Gas. "Was macht er?"
fragte Karin, in der Annahme, er würde nun nach rechts einschwenken. Tat er aber nicht,
schob statt dessen seitwärts voran, also mit der gesamten Flanke zum Abhang, statt auch
nur irgendwie den Rädern zu folgen.
Ich fand das ziemlich erfrischend, weil ich es mir a)
überhaupt nicht erklären konnte und weil ich b) einen anregenden Adrenalinstoß empfing.
(Auf meine Nebenniere ist eben Verlaß.) Es war dann aber leicht zu lösen, denn einen
halben Meter zurückgesetzt, schon ging er, wie es sein sollte, mit der Nase voran den
richtigen von den drei Abhängen hinunter.
Ich mag es vor allem am Dreiachser besonders, daß man in
so einer Passage ein Gefühl bekommt, als würde man mit dem Auto kopfstehen und es
könnte nach vorne überschlagen. (Kein Jahrmarkt bietet vergleichbare Sensationen.)
Techniker Michael Toson [link] ist übrigens diesmal wieder
mein Host gewesen. Wir haben ja inzwischen gemeinsam schon einigen Staub geschluckt. Auch
wenn es beim Fahren gemächlich hergeht. Wer sich an Action-Filmen orientiert, bekommt
völlig irreale Vorstellungen vom Offroad-Fahren. Man muß dabei übrigens gar nicht erst
ins Gelände, um alles zu vemasseln .
Heute hat ein junger Kerl auf der Zufahrt zum Areal einen
G-Wagen geschrottet, weil der ihm bei zu hoher Geschwindigkeit ausgekommen war. ("Wenn
der G einmal geht, bist du am Arsch", hörte ich später altgediente Kräfte
sagen.) Toson bemerkte lapidar, so schnell dürfe man mit dem G eben nur fahren, wenn man
ihn beherrsche. "Und davon sind wir weit entfernt", setzte er in seiner
gewohnt ruhigen Art nach.
Was damit gemeint sei, den G-Wagen zu BEHERRSCHEN,
hatte ich voriges Jahr an der Seite von Routinier Heribert Dietrich erlebt: [link] In seiner Klasse plaudern wir alle
nicht mit. Der Youngster hatte den Zweieinhalbtonner nach etwa dreißig Metern
unkontrolliertem Taumeln gegen einen Baum gesetzt und die Insider waren sich einig:
Hätte er statt dem verlöteten G eine offene Militärversion gefahren, wäre er nun
ziemlich tot.
Weit wichtiger waren für mich dann freilich einige
Plauderstündchen. So etwa mit S-Tec-Mann Alois Schadler (links) und Altmeister
Fredi Thaler. Der Luis ist nicht nur exzellenter Handwerker und bekennender Puchianer,
er hat auch, wie ich feststellen durfte, sehr viel Ahnung vom Leben in der agrarischen
Welt.
Thaler, der beim "Ledi", also Direktor
Ledwinka, Lehrbub gewesen ist, hat gewissermaßen eine Alleinstellung unter den
Puchianern, ist zugleich Fach-Enzyklopädie und Geschichten-Lexikon, Praktiker und immer
noch aktive Fachkraft, wenn an Fahrzeugen knifflige Probleme auftauchen. Man ahnt, das
bleibt nun nicht ohne Folgen für unser regionales Kulturvorhaben zum Thema
Mobilitätsgeschichte...
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