24. August 2012Diesmal ging es nicht ohne blaue Flecken. Der zweiachsige Pinzgauer
wird zum störrischen Muli, wenn man ihn zu schnell über die Piste schickt. Das bringt
ziemlich harte Tritte, die man wegstecken muß. In den neueren G-Wagen sind die Stellen,
die einem gelegentlich weh tun, meist eine Spur weicher.
Das nützt einem freilich gar nichts, wenn man zum
ehemaligen Testfahrer und Motorsportler Heribert Dietrich an Bord geht. Der ist ein sehr
freundlicher Mann, hat aber beim Fahren das Gemüt eines Jagdfliegers.
Ich vermute, das sind dann stammesgeschichtlich tradierte
Ängste, die in einem hochkommen können, denn Staubfahnen, wie sie Dietrich auf die
Teststrecke setzt, dürften meinen Vorfahren das Nahen der Hunnen angekündigt haben, was
den Fluchtreflex zur natürlichen Reaktion macht, der über Generationen erhalten bleibt.
Testfahrer Heribert Dietrich
Beispiel: An der linken Seitenwand des Wassergrabens hätte
die Fuhre nach meiner Erfahrung umfallen müssen, was für mich freilich ein nasses Grab
ergeben hätte. Also war der Mann so freundlich, mir zu demonstrieren, daß der G-Wagen
auch auf der anderen Grabenwand halb hochsteigen kann, ohne quer zur Fahrtrichtung
wegzukippen.
Vorher hatte mir ein Instruktor im Dreiachser Ich
hab nichts anderes gelernt als Lenkradel drehen, also mache ich es heute noch." (Grins!)
gesagt: Bergab nimmt der Pinzgauer jede Steigung."
(Grins!) Mir kam erst nach dem nächsten Hügel der Verdacht, das sei sarkastisch angelegt
gewesen.
Ich will es so ausdrücken: Im Automatik-Dreiachser fühle
ich mich bei jedem Manöver wohler, als im handgeschalteten Zweiachser. Beim
Pinzgauer" sitzt man praktisch auf der Vorderachse, was einem bergab bei
manchen Passagen das Gefühl gibt, man würde mit dem Wagen gleich einen Kopfstand machen.
Nicht angenehm, aber sensationell!
Die G-Wagen fühlen sich da völlig anders an. Der karge,
scheppernde, militärische 230er ist mir sympathisch, weil ich meine, da hätten zwei
Proletenbuben einen gemeinsamen Job. Der große V8 ist vor allem einmal imposant, überaus
muskulös und außerdem so extrem jenseits meiner Einkommensklasse aufgestellt, daß ich
mir gar nicht vorstellen kann, warum den einer ins Gelände läßt.
Ein Insider sagte mir, rund 90 Prozent der privaten
G-Fahrer würden die Straße nie verlassen. Ein anderer sagte mir, am Offroad-Fahrstil
merke man sofort, ob jemand selber zangelt", oder ob er für Geld andere
reparieren läßt. Man macht schon viel kaputt, wenn man mit dem Wagen wie die Sau ins
Gehackte geht.
Unser Realitätssinn ist, wie in so vielen Fällen, von
Kinofilmen beeinflußt. Ich sah stets, da brettern die Helden mit ihren Autos wie
Berserker über jede Unebenheit des Lebens. Na, das probier einmal im realen Leben. Da
versenkst du schnell fünfstellige Eurobeträge und riskierst deine Gesundheit.
Wir, in der Gefolgschaft des Ikarus, träumen uns all das
gerne zurecht und dann schrammt ein heißer Tag im August gleich an einem Heldenepos
dahin. Aber mir war bei all dem auch klar, wie hochtrabend die Phantasien aus dem
erwachsen können, was Ingenieure und Mechaniker für uns möglich machen. Ikarus oder
Daedalus. Es ist ja nicht so, daß uns unklar wäre, worum es geht.
-- [Gefolgschaft des Ikarus] [Generationentreffen 2012] -- |