28. Mai 2013

In meinem vorigen Eintrag war von Brennesseln zu erzählen. Das Thema ist erneut da, denn ich bin heute aufgebrochen, vertrautes Terrain nach langer Pause wieder zu erkunden. Da steht derzeit alles Grünzeug hoch, das wehrhafte natürlich auch, stellenweise besonders. Hoch.

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Hier ist ein Turm gefallen, an dem ich vor Jahren einen Wimpel montiert hatte. Ein Stück gelb-schwarz gestreiftes Papier, das dem Wetter sicher nicht lange standgehalten hätte. Aber ein eifriger Turmwärter hat es umgehend abgerissen. (So sind meine Leute; manche von ihnen.) Ich habe nie etwas anderes an diesem Masten wehen gesehn.

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So sah es auf dem Turm, der nun nicht mehr existiert, damals aus: [link] Ich hatte begonnen, ausgetretene Pfade zu verlassen, um auf Nebenwegen ein Territorium zu erschließen, das primär in meinem unmittelbaren Lebensraum gelegen ist, teils öffentlicher, teils privater Raum; und wo privat, da möglichst mit so niedrigen Zäunen, daß ich sie sporadisch überwinden kann.

Daraus wollte ich mir eine Art "Bühne" aneignen, die aus verschiedenen, interferierenden Raumtypen besteht. Inklusive spröder Grenzsituationen, wie etwa der Innenraum eines fahrendes Zuges. (Eingedenk der Kurzgeschichte von Stefan Zweig, die erzählt, wie Lenin in einem versiegelten Zug nach Rußland gebracht wurde.)

Züge sind übrigens eines der markanten Motive auf diesen näheren Strecken. [Quelle] Ich habe in den folgenden Jahre einzelne Passagen an anderen Orten gesucht, also Sprünge in mein Netzwerk gebaut.

Im Grunde gefiel mir die Idee, daß "the long distance howl" die Erde umrunden könnte. Das ist dann ja auch geschehen. (Und nein, es hat gar nichts mit Allen Ginsberg zu tun!) Ein Ruf, der andere erreicht, von ihnen aufgenommen und weitergetragen wird.

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Es hatte sich dabei von Anfang an eine deutliche Tendenz nach Südosteuropa gezeigt, obwohl etliche übrige Linien tatsächlich bis ans andere Ende der Welt reichen; down under.

Montag der 5. Juli 2004 war der erste Tag der 28. Kalenderwoche 2004. Zu der Zeit gingen die ersten Pages von „martin krusches long distance howl: THE JUNCTION“ online. Der Intro-Text ist unter diesem Link zu finden: [link]

Die Grundlagen dafür habe ich 2003 erarbeitet, was bedeutet, das erste Jahrzehnt kontinuierlicher Arbeit an diesem Vorhaben rundet sich gerade. Seinerzeit war zu notieren:

„Ich bin von der Flüchtigkeit der Information angezogen. Von der Schönheit verblassender Formen und Schriften, von Zeichen, die nicht an Ewigkeiten adressiert sind. Das ist ein zentrales Motiv in diesem Projekt…“ Siehe: [link]

An diesem grundlegenden Motiv war seither nichts zu ändern. Dazu kam mein ungebrochenes Faible für mobile Systeme, für Bewegung aus Situationen heraus. Davon hatte ich 2003 einiges gründlich erprobt. Siehe dazu: [link]

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In all dem war ich auch sehr bemüht, etwas wie kollektive Kunstpraxis in Gang zu bringen. Das ist freilich rudimentär geblieben. Auch wenn ich ein enormes Spektrum unterschiedlich gelaunter und orientierter Kunst- wie Kulturschaffender erreicht habe, das Kollektive gewinnt bei uns kaum Dauer. (Oben der Maler Josef Schützenhöfer und die Philosophin Elisabeth List.)

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Es ist das alles immer noch vertrauter Boden mit ganz vertrauten Details. Ich war die letzten Jahre viel zu viel in geschlossenen Räumen. Höchste Zeit, "the long distance howl" in der Vollendung seines ersten Jahrzehnt wieder mehr ins Freie zu geleiten.

[the long distance howl]

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