22. März 2013

Mein ständiges Durchsuchen der Umgebung hat mir auf dem abendlichen Heimweg von einem interessanten Gespräch mit Leuten aus der Industrie die Miniatur eines Meilensteinchens unserer Industriegeschichte zugespielt.

Gleisdorf hat am Rande seines Zentrums ein Geschäft, von dem ich nicht weiß, ob der Begriff "Altwaren" noch darauf angewandt wird. Die vollgeräumten Fenster dieses Ladens wecken stets meine Neugier.

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So kam ich für einige Euro zu dieser Miniatur im Maßstab 1:40. Das Modell eines Lastwagens aus dem Jahre 1896, jener Zeit, in der die Fahrräder als "Niederräder" ("Safeties") gerade erst begannen, wachsende Verbreitung zu finden.

Dieses frühe Automobil hatte noch eine traditionelle Drehschemel-Lenkung wie herkömmliche Pferdefuhrwerke. Der Motor saß schräg über der Hinterachse. Es ist kaum möglich, diesseits des Hochpreis-Segmentes Automobilminiaturen aus den Anfängen der Historie zu finden. Ich hatte also besonderes Glück.

Apropos! Die Hintergründe solcher Geschichtlichen werden wir kommenden Herbst in einem Themenschwerpunkt Mobilität/Mobilitätsgeschichte ein wenig ausleuchten. Siehe: [Link]

Cut!

Merkwürdige Tage, in denen allerhand per Post zugestellte Anfechtungen herumschwirren. Via Web geht das ja ganz flott. Wie man einst angenommen hat, die Seele könne dem Körper nicht recht folgen, wenn sich Passagiere schneller Vehikel bedienten, so scheint der Verstand manchmal nicht nachzukommen, wo schnelle Medien genutzt werden.

Zugegeben, auch ich hab diesen Hang zum Sudern, dieses Vor-mich-hin-Räsonieren, um meinen Unmut zu ordnen, wo mich Dinge stören. Eigentlich ist es eine Art Orchestrierung des Unmutes. Das klingt mir dann nett und läßt meine gelegentlich üble Laune einen Hauch fröhlicher erscheinen.

Was mich derzeit womöglich am meisten stört, ist diese Tendenz vieler Leute, Andersdenkende aus dem Stand mit größter Verachtung zu überschütten, sie abzuwerten, für unerheblich zu erklären.

Ich habe gerne geistreiche Kontrahenten, wenn es mit mir auf alte Art durchgeht; Motto: Nur keinen Streit vermeiden. Doch meist langweilt mich das Streiten und noch mehr langweilen mich geistlose Gegenüber.

In seinen Arbeiten über die Mythen des Alltags hat Roland Barthes an einer Stelle notiert: "Denn die Unfähigkeit, sich das Andere vorzustellen, ist einer der durchlässigsten Züge jeder kleinbürgerlichen Mythologie."

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Ralph Fiennes als Coriolan

Diese brisante Annahme scheint sich inzwischen auch auf Bereiche auszubreiten, wo ich es eben noch für ausgeschlossen hielt, Borniertheiten im Boulevardstil zu erfahren. Das läßt mich gerade wieder an Shakespeares "Coriolanus" denken. Der hatte mich vorigen Sommer [Link] sehr beschäftigt.

...und eur Verlangen
Ist eines Kranken Gier, der heftig wünscht,
Was nur sein Übel mehrt. Wer sich verläßt
Auf eure Gunst, der schwimmt mit bleiernen Flossen,
Und haut mit Binsen Eichen nieder. Hängt euch!
Euch traun?

Cut!

Wir haben das Jahr 2014 im Blickfeld. 1914 ist ein enorm exponiertes Datum. Der bosnischen Künstler Radenko Milak, den ich 2010 kennengelernt habe, hat diesen Themenkomplex bearbeitet: [Link] Und das trifft sich gut, denn ich brauche inspirierte Menschen an meiner Seite, um mit diesen Angelegenheiten voranzukommen.

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So habe ich Radenko für die visuelle Ebene mit im Boot, dazu paßt vorzüglich, was mir Philosoph Dragan Prole heute schrieb:

Ich werde zum Thema "Opfer" sprechen. Ich möchte unsere "gemeinsame", bzw. österreich'sche und serbische Erfahrung bearbeiten, weil die beiden uns eine einzigartige Selbststilisierung via Opferdiskurses nach dem Ersten Weltkrieg anbieten.

Es läßt sich also sehr spannend an, wo wir nun auf das "Zweite Gleisdorfer Kunstsymposion" zugehen: [Link].

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