20. Juli 2012 Ich ahne inzwischen, ich bin ein Fragmentarier. Ein Liebhaber von
Stückwerk. Kein großes Ganzes kommt aus meinen Händen oder wäre mir ein Anliegen.
Genau genommen irre ich zwischen tausend verlockenden Möglichkeiten herum. Vielleicht
manchmal wie ein Kind am Strand, wenn Ebbe herrscht und unerschöpfliche Mirakel im Sand
ruhen.
Nie bleiben meine Interesse all zu lange auf einen Punkt
konzentriert. Die Welt ist mir oft eine Jukebox in Metallic-Beschichtung (Metal
Flakes!), eine glitzernde Sensationsmaschine. Die ist ihrerseits übervoll mit
sensationellen Maschinchen, trivialem Kram, also in Summe eine lärmende Wunderkammer.
Gibt es einen guten Grund, diese Dinge nüchterner zu
sehen? Und falls etwas wohlgeordnet ist, bringt mein Verstand Unfug hinein. Beispiel: Da
steht etwa auf einem Blatt "Urheberrechtsinhaber", doch ich lese
"Unterrichtsminister" und komme folglich ins Grübeln, weil das dem Text eine
Schräglage verpaßt, die sich nicht so leicht verstehen läßt.
Vor einer Weile hatte ich mich in Shakespeares "Coriolanus"
verheddert; siehe den vorigen Eintrag! Unter
uns allen lauern stets Anlässe für Krach. Vor einigen Tagen hat mich ein Grazer Kläffer
wieder einmal mit seiner Gebrauchspoesie bedacht:
"Also ich les den Martin Krusche freiwillig und wo
ich ihn finden kann! Er erinnert mich an die dümmste vernünftige Maschine von Stanislaw
Lem. Ich bete für ihn! Aber entweder ist Gott wirklich tot, oder er hat ganz Besonderes
mit ihm vor. Vielleicht ist er ja ein Gleichnis? Ich weiß zwar selber nicht genau wofür,
vielleicht aber für den Versuch einer Entblödung, die nicht und nicht funktioniert?"
Eine dumme vernünftige Maschine. (Womöglich mit Metallic-Beschichtung.) Ach
Lem! Was für ein geistreicher Autor. Dagegen diese Alltagspraxis der Artigkeiten von
Zaungästen. So machen wir das. Wo wir zur Sache Einwände haben, gehen wir gleich daran,
zur Person ein Abbruchunternehmen in Gang zu setzen.
Wer standhält, Glück gehabt. Wer in Trümmer geht, selber
schuld, die Sau. Es macht mich ganz schläfrig, wenn ich mit dieser Art von Kläffern
befaßt bin, also halte ich es kurz. Drum wechsle ich von den banalen zu den trivialen
Dingen, die meist mehr Spaß bedeuten.
Wenn ich etwa so einen C-Rekord vor meiner Haustür finde,
etwas overdressed, ein Youngtimer aus Ungarn. Was hat jemand für eine
Geschichte, wenn er in so einer Karre daher kommt? Ich komme auch ganz gerne ab und zu in
einer Karre daher. Sonderformate. Nicht im Alltag, da bleibe ich ohne Ehrgeiz. Da bleibe
ich am Steuer des völlig unauffälligen Polo Kombis.
Aber in Momenten. Oder für ein, zwei Stündchen. Dann
aber! So wie jüngst auf abartigem Terrain, wo ich zu Fuß nicht rauf und runter müssen
möchte, doch mit dem Zweieinhalbtonner war es was... Huh!
Wie an anderer Stelle schon erwähnt, in Obhut des besten
Instruktors, den man überhaupt bekommen kann. Mechaniker-Legende Ferdinand
"Fredi" Thaler war so geduldig, mich über den Parcours zu begleiten.
Es gibt drei Differentialsperren, die in wechselnden
Anordnungen zu setzen sind. Von den drei Gängen, die off road reichen, ist erst
der zweite zum Wegfahren gemacht, so viel Dampf hat die Karre. Den ersten Gang (und etwas
Mumm) braucht es dagegen vor allem zum Bergabfahren, wenn es so richtig bergab geht.
100
Prozent Steigung, das packt der G-Wagen,
bedeuten 45 Grad Steigungswinkel. Bergab, würde ich sagen, geht alles nahe am Kopfstand,
so lange die Fuhre noch Grip hat. (Ansonsten bewegt man sich eher nahe dem freien Fall.) Was die Seitenneigung angeht, gilt: statisch kippt das Auto bei 40
Grad. Vorher meistens nicht. Und insgesamt: Lieber nicht!
So! Das war ein Intermezzo in Sachen Ingenieurskunst.
(Siehe dazu auch: "Rookie
am Start"!) Jetzt hätte ich noch mein Büro umzubauen. Ich brauche mehr
Kaffee. Und ich habe einen Mangel an Poesie zu beheben. |