19. April 2012

Ich war ziemlich beeindruckt, gestern aus der "Krone" zu erfahren, daß man endlich herausgefunden hat, wo die Psychose wohnt. Ich war außerdem gerührt zu lesen, daß unsere Exekutivkräfte da hingehen, gelegentlich dort hin zurückkehren.

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Diese unerschütterliche Präzision in der Berichterstattung, wie sie auf dem Boulevard gepflegt wird, macht mir ein mutiges Herz. So werden wir gewiß alle Prüfungen bestehen, die das Schicksal uns auferlegt. Helle Geister, große Emotionen, was für ein Theater!

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Auf dem Heimweg von meinem Gang durch das Städtchen fand ich einen Frosch, der mich über die Endlichkeit meines Lebens zum Nachdenken brachte. Uns wird in der Regel nicht zugemutet, nackt und tot mitten in der Stadt herumzuliegen. Aber es ist nicht prinzipiell ausgeschlossen, solchen Belastungen unterworfen zu werden.

Zugegeben, ich würde gerne manches nicht so ernst nehmen. Andrerseits entspricht es meinem Wesen, mir Sorgen zu machen. Alles bloß eine Metapher! will ich manchmal brüllen. Wenn etwa ein Abrißunternehmen unter meinem Schlafzimmerfenster für Kleinholz sorgt.

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Man möchte nicht glauben, wie schnell drei, vier Bäume mit modernem Gerät niedergemacht, von Ästen befreit und auf handliche Länge in Stücke geschnitten sind. Geht es dann aber an Grundmauern, wird es lärmend und langwierig.

Als Bewohner der Innenstadt habe ich quer durchs Jahr allerhand Vorteile und gelegentlich diese Unruhe der Veränderungen, die mir meine Umgebung umpflügen. Die Unruhe hat auch andere Gesichter.

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Ich war kürzlich geladen, einer Runde oststeirischer Bürgermeister vorzutragen, wo das Kulturprojekt kunst ost angelangt ist. Nie zuvor habe ich bei einem derartigen Treffen so ausdauernde Zwischenrufe gehört, welche die Situation der kleinen Gemeinden in Relation zu Weiz und Gleisdorf betreffen.

Eine in Selbstironie verpackte Aggressivität scheint zuzunehmen. Der Anlaß dazu ist das unklare Thema "Gemeindezusammenlegungen", wovon ich im Projekt-Logbuch kürzlich berichtet hab: [link] In dieser Sache werden spätestens ab dem 31.12.2014 von der Landesebene her neue Tatsachen geschaffen und neue Grenzen gezogen.

Da schwant mir nichts Gutes, wenn das a) weiterhin in der Regionalpolitik so konfrontationslastig abgehandelt wird und b) von unserer Seite her -- Bürgerinnen und Bürger -- kaum merkliches Engagement in der Sache zu finden ist, sei es wenigstens darin, Fragen zu stellen und Antworten zu fordern.

Der steirische Kulturbereich war in solchen Fragen während der letzten zehn, zwölf Monate nicht gerade anregend. Ein überwiegender Teil der Leute, die sich öffentlich geäußert haben, praktizierten Polarisierung: Hier wir, dort die Politik. Hier die Kinder der Vernunft, dort die Deppen.

Eine geistlosere Tendenz zum Selbstbetrug hätte selbst jenen nicht einfallen können, die zu wissen glauben, wo die Psychose wohnt.

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