11. Juli 2011 Solche Sommerhitze macht meinen Arbeitsplatz unterm Dach zum Ort, an dem sich nur
in kleineren Zeitfenstern arbeiten läßt, was sehr wesentlich an den großen Fenstern in
meinem Rücken liegen dürfte, die der Sonne allerhand Möglichkeiten bieten, mir
zuzusetzen.
Meine Zuflucht liegt an solchen Tagen im Stadtpark, dessen
hohe Bäume ein wunderbar erträgliches Klima schaffen. Die vom Lauf der Dinge alle Jahre
härter gezeichneten Garnituren an Tischen und Bänken bieten mir eine rauhe Extension
meines Büros.
Die Akkus der Laptops sind wesentlich leistungsfähiger als
noch vor Jahren. Diese Stunden runden sich, zwischendurch, auf einer Bank liegend, in die
Baumkronen zu starren. Ich bin mit nur mäßiger Naturverliebtheit ausgestattet. Das
scheint eine tief sitzende Sache zu sein, was es in einem bewegt, wenn man in Wolken oder
Baumkronen starrt.
Ansonsten starre ich ganz gerne solchen Machwerken
hinterher. Diese ausgemachte Rarität, welche ich bei einer ersten Sichtung nicht mehr
erwischen konnte, nun aber, da ich schon von Ferne die Nase zwischen parkenden Autos
auftauchen sah und die Kamera zeitig ziehen konnte, hab ich den MGB C GT erwischt.
Was für ein Buchstabensalat! Es ist die seltene
Sechszylinder-Version des auch nicht gerade häufig auftauchenden Coupés eines MG B. Man
hat es in der kleinen Fahrgastzelle mit den großen Fenstern momentan vermutlich etwas
warm. Aber Schluß mit der Geschwätzigkeit, es gilt auch noch ernsten Themen nachzugehen.
Was ich im vorigen
Eintrag der IG Kultur Steiermark nachgesagt habe, gilt es teils zurückzunehmen. Im Facebook
[link] ist es also weiterhin möglich, Kommentare und Statements
anzubringen. Auch auf der Website der IG [link] sind zumindest Kommentare möglich.
Bliebe noch zu klären, warum sich im Steirischen kein
kulturpolitischer Diskurs ausmachen läßt, der meinethalben auch Polemik nicht scheut,
der Kontroversen zeigt, kurz, einen lebhaften Ausdruck lebhafter Ansichten über den
Status quo belegt.
Daß jemand die offenkundige Harmoniesucht der
"Szene" und die zunehmende "Operettisierung" der Zustände
unterläuft, erlebe ich selten. Wenn etwa die Autorin Sarah Fötschl augenzwinkernd
konstatiert: "Wenn ich mir das theoretisch Proklamative hier so durchlese, habe
ich den Eindruck, als ob eine Generation Beamter (mit staatlichem Dienstposten!) sauer
ist, dass sie plötzlich zu Privatpersonen und umhin Privatfirmen, also echten Firmen
mutieren ...", hat sich ein Ausnahmefall ereignet.
Die Bewegungen der "Szeneleute" in Graz nicht vor
allem abzunicken und gutzuheißen, das kann dann schon einmal zu solchem scharfen
"Gegenwind" führen. Ach, wenn er doch nur scharf wäre, der Gegenwind, statt
einer vorherrschenden Großwetterlage, in der vor allem zweierlei dominiert: larmoyantes
Klagen und Phrasendrescherei.
Ich flehe auf Knien, mir wenigstens zwei, drei Links zu
übermitteln, die mich zu aktuellen kulturpolitischen Papieren führen, zu eingen
steirischen Diskursbeiträgn, deren inhaltliche Stichhaltigkeit sich mit wenigstens einem
Hauch von Esprit verbindet.
Wenn ich augenblicklich meine eigenen Ansichten an den
Meinungen anderer überprüfen möchte, muß ich etwa bei Simon Brault oder Gene Sharp
nachschlagen, also bei weit entfernten Herren. Hier in der Steiermark erzählen wir uns
eher gegenseitig jene Legenden übers "Künstlerleben", die wir vor allem selbst
generiert und inzwischen zu glauben gelernt haben, was einen Teil jener Verzweiflung
erzeugt, an der nun viele leiden, welche -- wie übrigens auch ich -- im Moment gerade so
am totalen Finanzdesaster dahinschrammen.
Aber solange das larmoyante Jammern nicht in einen
geistreichen Diskurs umschlagen mag, solange wir den Dissens meiden, die Praxis des
Kontrastes ausschlagen, und uns bloß nach Zustimmung sehnen, setze ich mich lieber wieder
auf mein hohes Roß und reite heim in meine Unerheblickeit; mit der dringenden Bitte, mich
zu wecken, wenn was Interessantes passiert.
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