8. Juli 2011 Wenn ich per Auto in das Gesäuse oder andere obersteirische Gefilde aufbreche,
dann mache ich zwar den ersten Teil der Strecke über die Autobahn, aber ungefähr ab St.
Michael ziehe ich den Weg auf Landstraßen vor.
Ich werde dabei langsamer, ich sehe viel, ich muß auch
manchmal aus dem Wagen springen, weil erstaunliche Dinge herumstehen, die ich näher
betrachten möchte. So hatte ich von Selzthal nach Admont eine Nebenstraße entdeckt, die
über weite Abschnitte nicht einmal asphaltiert ist. Eine Reminiszenz an meine Kindertage,
wo diese Gesellschaft noch nicht derart hohe Summen in möglichst staubfreie, glatte
Straßen investiert hatte.
Einheimische haben mir später erzählt, mit einem
Kleinwagen laufe man auf jener Straße Gefahr, in eines der Schlaglöcher zu fallen und
nie mehr gefunden zu werden. An manchen Stellen dieser Strecke sieht man zur Trasse der
Phyrnautobahn hinüber. Am Rande der Augenhöhe in zwei vollkommen verschiedenen
Geschwindigkeitskonzepten.
Ich war auf dem Weg zu einer Session, in der sich neue
Verknüpfungen finden ließen, denn Kulturschaffende jenseits von Graz müssen zur Zeit
erleben, daß ein altes Muster im Gefälle zwischen "Zentrum und Provinz"
faktisch restauriert wird, ohne daß dieser Umstand in kulturpolitischen Diskursen vorerst
auch nur nennenswerte Erwähnung fände. Siehe dazu die Notiz "die erfahrung von
weng": [link]
Auf den Nebenwegen dorthin habe ich dieses
"Schienenfahrrad" entdeckt. Wir verfügen heute kaum noch über Vorstellungen,
welchen Mobilitätsgewinn so ein Vehikel einst bedeutete. Ernst Huber (auf dem nächsten
Foto), Sänger von "Broadlahn"
und im Brotberuf Arzt, erzählte mir am Abend, seine Vorgängerin habe mit so einer
"Draisine" noch Hausbesuche gemacht.
Es ist ja eigentlich vollkommen absehbar, daß
Massenmobilität auf der Basis von Verbrennungsmotoren gerade zu enden begonnen hat, weil
die Förderkosten von Öl demnächst mächtige Sprünge machen werden. Also landen wir mit
unserer Mobilität beizeiten dort, wo wir vor hundert Jahren gewesen sind. Damals waren
Automobile nur für reiche Leute leistbar, während Fahrräder, Fuhrwerke und Eisenbahn
großes Gewicht in der Sache hatten, in Städten auch elektrische Straßenbahnen.
Angesichts der Faktenlage, die längst auch vielen Laien
nachvollziehbar geworden ist, erscheint es ziemlich absurd, daß der öffentliche Verkehr
mehr und mehr einbricht, daß sich der Staat aus diesen Bereichen zurückzieht.
Inwieferne solche Entwicklungen auch den Kultursektor
betreffen, daß nämlich bei knapper werdenden Ressourcen die Zentren Vorteile und Mittel
immer stärker an sich raffen, werden wir zu untersuchen haben.
Apropos Zentralisierung! In diesen Tagen hat die "IG
Kultur Steiermark" ihre Facebook-Präsenz neu geschaltet: [link]
Vorher konnten dort noch Diskursbeiträge gepostet werden. Das geht jetzt nicht mehr. Es
wurden auch schon präsente Diskursbeiträge gelöscht. Das heißt praktisch, die IG
behält sich vor, aus dem Zentrum Inputs zu schalten, auf die man allerdings per Kommentar
reagieren kann.
Aber damit ist ein "Einbahnsystem" in der Nähe
des antiquierten "Broadcasting" restauriert ("Broadcasting" = Ein
Sender/viele Empfänger, das Grundprinzip der "Goebbelsschnauze" =
"Volksempfänger".). Das heißt, die IG-Zentrale behält sich zu entscheiden
vor, welche Themen Relevanz haben, um in Web 2.0 zur Debatte zu stehen.
Auf der eigenen Website der IG [link] gibt es kein online-Forum. Das
bedeutet a) ein Fehlen von Diskursmöglichkeiten auf online-Basis und b) eine Art
Türhüterschaft, was die Themenstellungen der IG angeht. Telepräsenz und Teleworking
sind dabei nicht vorhanden, woraus folgt -- um beim oben angerissenen Thema anzuknüpfen
-- daß "Land-Eier" schon nach Graz pilgern müssen, um sich eventuell bei der
IG einzubringen. Dabei würde gerade Telepräsenz uns in der "Provinz" helfen,
einige unserer Standortnachteile zu kompensieren.
Cut!
Heute läuft im Rahmen des "FrauenMonats" ab
16:00 Uhr in Gleisdorf eine Fachtagung zum Thema "Frauen, Macht und Technik".
Es ist freier Zugang zu dieser Tagung vorgesehen. Details im Web: [link]
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