21. Juli 2010

Ich habe auf meinen gestrigen Logbuch-Eintrag hin einige fröhliche Reaktionen erhalten. Die Sache der Kunst regt also zum Glück immer wieder Debatten an. Das ist schließlich alles nicht gar so selbstverständlich.

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Ich hatte heute vormittags in Graz zu tun, da ging es auch um Kunst und ihre Bedingungen. Dabei entdeckte ich diese Botschaft. Eine Novität, wie mir scheint. Noch nie zuvor sah ich die Kriegsverbrechen aus den jugoslawischen Kriegen bei uns auf diese Art thematisiert.

In Srebrenica hatte das größte der uns bekannten Massaker stattgefunden; aber was sagt das schon? Achttausend Ermordete, achthundert, achtzig Ermordete, acht Opfer; gut, zugegeben, in der Anstrengung liegt ein Unterschied. Das Massenmorden in großen Zahlen, wir wissen es von unseren eigenen Leuten, braucht außergewöhnliche Kraftanstrengungen. Zehn Leute sind dagegen bald in der Erde verschwunden.

Nein, ich neige in diesen Fragen keinesfalls zum Zynismus. Ich wende mich hier bloß gegen den üblichen Body-Count und auch das beliebte "Gegenrechnen", wie es Schuldige, wenn sie zur Rede gestellt werden, gerne anwenden. (Mir klingelt in Österreich dauernd das Wort "Dresden" in den Ohren, wenn die Rede auf die Verbrechen der Nazi-Barbaren und ihrer billigen Nutznießer kommt.)

Einschub: Da war etwa Kozarac in der bosnischen Republika Srpska. Das dortige Massaker war von kleinerer Dimension als jenes in Srebrenica. Na und? Letztlich wäre es an ganz Europa gelegen, für jene Stabilität zu sorgen, in der solche Verbrechen unmöglich werden. Und wenn es in der Vergangenheit nicht gelungen ist, das sicherzustellen, wäre das nun eine angemessene Aufgabe für die Zukunft. Oder? (Siehe dazu auch: "the track: wood•steel•hay•honey•milk"!)

Aber zurück zum eingangs erwähnten Thema. Meine Notizen und das schnoddrige Fazit "Ich möchte etwas hemdsärmelig behaupten: Nichts für Weicheier!" brachte Jazz-Musiker Alfred Lang zu folgenderr Rückmeldung:

>>Nichts für Weicheier? Wie viele Schaffende sind an sich und dieser Welt schon zugrundegegangen! Kunst ist nicht ausschliesslich für Cowboys und Rennfahrer. Da sind mir die sogenannten Weicheier beim A lieber. Dennoch stehe ich voll und ganz hinter diesen Deinen sehr treffenden Ausführungen, was Kunst halt auch sein kann. Du weißt ja, da gibts noch viel zu sagen...aber: "Wer über Kunst spricht, spricht nicht über Kunst"(A.Schönberg)<<

Die Schönberg-Option illustriert das notwendige "Prinzip Antwortvielfalt". Über mein "naja, das war auch nicht auf die soziale lage von kunstschaffenden gemünzt, sondern auf die frage, ob man sich selbst und die welt konsequent in frage stellen und so reflektieren mag oder ob man eher zum dekorationsgeschäft neigt." waren wir dann wieder im Konsensbereich. Im Dissens bin ich dagegen eher mit dem Folkloristen Andreas Tauser, der auch auf meine Notiz reagierte.

Das habe ich im "mezblog" unter "was kunst" publiziert und kommentiert. Ich halte es ja für unverzichtbar, daß solche Debatten stattfinden, öffentlich stattfinden, daß auch Dissens gepflegt wird, denn wie sollten wir bei der Vielfalt an Möglichkeiten künstlerischen Tuns hauptsächlich Konsens erreichen können? Das geht nicht!

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Dieser Aspekt, öffentliche Debatten über Kunst, berührt auch kommerzielles Regionalradio, ein primär wirtschaftlich orientiertes Projekt, das aber Platz für solche Themen frei hält. Deshalb stand ich gestern, höchst ungewohnt, einmal selbst im Fokus, von Fotografin Anna Pailer sanft ausgeleuchtet ... (Siehe dazu "kunst ost: radio, kulturnotizen"!) Einer der Geschäftsführer von "Radio Gleisdorf" hat mich in unserem anschließenden Gespräch gründlich irritiert.

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Ich hörte Hannes Lafer "Wodka pur" bestellen und fragt ihn nach einer Weile, wie er denn hier Wodka aus dem Wasserglas saufen könne, ohne unterm Reden vom Sessel zu fallen. Naja, was ich alles nicht weiß und nicht kenne. Was ich für "Wodka pur" gehalten hatte, ist "Wodka Bull", also eine Art ölige Limonade für Erwachsene. Die haut einen, wie Lafer versicherte, nicht gar so schnell vom Sessel.

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Dieser Automobilfund paßt nun zum Thema aus dem Sessel gehaut zu werden. Beim Kreisverkehr von Großpesendorf entdeckte ich den A Manta. (Markteinführung 1970.) Kaum ein europäisches Auto wurde je mit so viel Hohn bedacht, nicht einmal der dacia Logan. "Opel Manta" wurde eigentlich zur Metapher für einen Typ von Fahrer. Ich denke, dieser unterschätze Opel durfte solche Schmach inzwischen an die Kombination "Prolo & Golf GTI" abtreten.


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