7. Juli 2010Weiter Dschungelklima, dazu eine kurze Arbeitshose aus dem Baumarkt;
schwerer Stoff. Die ist technologisch noch einer anderen Ära verbunden, denn mein
schmales Steinzeit-Handy paßt vorzüglich in die hoch angesetzte Tasche auf der linken
Seite. Die neuen Aparillos, flach und breit, smart und super, würden da nicht einmal mit
Gewalt Platz finden.
Ich mag den Platz für mein "Kozarac-Statement"
sehr. Hier der Schwemmsand vom letzten Hochwasser. Ein Stück weiter das "PS-Stüberl"
vulgo "Klaudia's Cafe". Danach viel Gegend, schließlich Pöllau. Von
Gleisdorf aus führt der Weg dort hin unter anderem durch Pischelsdorf. Da habe ich eben
eine Klassiker der unscheinbaren Art entdeckt.
Ford Taunus GXL in der Viertürer-Version. Ein "Knudsen-Taunus"
aus den frühen 1970er-Jahren, wo in Amerika das Feuer der Muscle-Cars abgebrannt wurde.
Ein vergessenes Stil-Detail: Die gekreuzten Klebebänder auf den Zusatzscheinwerfern. So
hatten wir das seinerzeit bei Rallye-Fahrzeugen gesehen, also sollte es auf der Straße
Tempo signalisieren.
Diese rituellen Inszenierungen von Tempo und Potenz sind
Fundamente für das, was dann gelegentlich schief geht. Wenn die Normalität Pause macht
und Mitmenschen zum Abschuß freigegeben werden. Ich pendle oft zwischen diesen Themen und
Positionen. Dem Schrecken Schönheit zu verleihen, das ist eine Grundübung des
Faschismus.
Nun geht es um die Wendung dieser Prozesse, es geht darum,
den Schrecken zu entkleiden. Was das nun mit schnellen Autos zu tun hat? Auf Umwegen. Das
zwingt mich nicht, meine Vergnügungen als "Automobil-Paparazzo"
aufzugeben. Es stößt mich bloß gelegentlich auf mögliche Zusammenhänge.
Wie dem auch sei, nun wartet diese kleine
Baustelle nahe Pöllau auf mich. Und ein Rudel Kunstschaffender, mit dem mir spannende
Tage blühen. (Oben rechts Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov mit dem Duo "diSTRUKTURA".)
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