21. Juni 2010

Nun habe ich mich an das miese Wetter gewöhnt. Es wird mir dieses Gefühl von Frühherbst fehlen, wenn die Sonne wieder durchbricht. Kleiner Scherz! Diese Sommer ist eben gewöhnungsbedürftig.

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Es geht jetzt schon recht entspannt, wenn ich mich von meinem Sohn durch schweres Gewitter fahren lasse. Auf dieser Tour sah ich, daß die FPÖ jenes Motiv mit dem "faulen Südländer", wie ich es im vorigen Eintrag gezeigt habe, auch über Plakate in der Landschaft breit macht.

Also habe ich nachgesehen, was dazu im Web auffindbar ist. Die Gleisdorfer FPÖ hat nun ebenfalls eine Website. Das ist recht neu. Unter "Unsere Programm Ideen..." finde ich einige Kuriositäten. Zum Beispiel:

>>Bettelverbot, Wir fordern die Politik auf, das menschenunwürdige Betteln auch in Gleisdorf zu beenden. ...<<

Nun ist der einzige Bettler, den man in Gleisdorf erleben konnte, schon vor einem Weilchen gestorben. Er war Einheimischer und hat definitiv nicht in einer gemeinsamen Realität mit uns gelebt. Ansonsten wird man sich die Augen ausschauen, aber kein Betteln würdig oder unwürdig, in Gleiseorf finden können. Das politische Karaoke geht dann weiter mit: "Bewahrung unserer Traditionen und Bräuche".

Ich habe genau das, praktikable Ansätze dazu, bei diversen Arbeitstreffen der "Kleinregion Gleisdorf" vergeblich gesucht: [link] Da finden sich keine Leute mehr ein, die in der Sache etwas vorhaben. Manche erzählen noch vom letzten "Schnitterfest", das aber auch "kein richtiges" mehr gewesen sei. Aus. Das soziale Leben der Dörfer hat heute andere Schnittpüunkte. Eisschützen. Feuerwehr. "Feitl-Club". Solche Formationen dominieren.

Wer tatsächlich noch a) ein aktives Interesse an der Volkskultur hat und b) alte Praktiken als künstlerisches Mittel pflegt, wie etwa Irmgard Eixelberger, ist längst bei uns angekommen, weil die "alten Formationen" nicht mehr wirksam sind. Siehe dazu auch den Beitrag im "mezblog": [link]

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Hier Irmgard Eixelberger bei einer Ausstellung ihrer Figuren aus Maisstroh, mit denen sie unter anderem das bäuerliche Leben darstellt. Ich lese bei der FPÖ: "Der Volkskultur muß ein höherer Stellenwert eingeräumt werden." Fein! Und was konkret? Und wie konkret?

Eben! Derweil denke ich dann etwa an Kamillo Hörner, den Leiter des  „Steirischen Volksbildungswerkes", der -- genau! -- bei uns kürzlich zu Gast war, um der "kunst ost"-Community einen kleinen sozial- und kulturgeschichtlichen Überblick zu geben: [link]

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Kurz, wir kümmern uns inzwischen um das, was eine FPÖ kulturell angeblich fordert, denn von diesen Leuten sehe ich keine einschlägigen Aktivitäten kommen. Wir kümmern uns deshalb darum, weil wir für kulturelles Engagement und künstlerische Projekte auch Fundamente und Hintergründe kennen, mit Aufmerksamkeit bedenken müssen.

Was von einer FPÖ hier verlautbart, aber nicht konkretisiert wird, handelt unter anderem davon, daß Zugang zu Bildung und Kunst gerade noch den alten Eliten vorbehalten war. Was die Vaterländischen hier bewahren möchten, ist das Echo einer völlig anderen Ära, in der es keine Partizipation der breiten Bevölkerung gab. Partizipation am politischen und kulturellen Leben des Landes wie wir es heute kennen.

In der Gegenwart anzukommen und sich den neuen Gegebenheiten stellen, das ist eben ein mühsames Geschäft. Da belassen es manche lieber bei Slogans.

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