15. Juni 2010 Ein Schock
für einen Automobil-Paparazzo. Diese Flanke ist unverwechselbar. Doch es trennten mich
von näherer Betrachtung a) ein hoher Zaun, b) zwei Schäferhunde und c) ein Sonnenstand,
der die Fensterscheibe fast zum Spiegel werden ließ.
Also konnte ich keinen genaueren Eindruck
gewinnen, ob ich da ein Original vor mir habe. Eigentlich kaum vorstellbar. Wie sollte
denn da draußen, mitten unter all den Gebrauchtteilen, eines der legendärsten
Nachkriegs-Rennfahrzeuge herumstehen? Mercedes-Benz 300 SLR. Stirling Moss, Le Mans, nein,
so viel Glück gibt es eher nicht. Es muß eine Replika sein, eines der raren
Originale würde nach vergitterten Fenstern verlangen.
Cut!
Ich hab ein Faible für Seifen, die so duften,
als könnte man sie zur Nachspeise auftischen. Kokos ist ganz naheliegend. Milch und Honig
haben hohe Priorität. Mandeln finde ich uninteressant; auch im Kuchen.
Ich mag außerdem die Vorstellungen von Dingen, die in
Manufakturen hergestellt werden. Vergleichsweise kleine Stückzahlen gegenüber dem
Industrieschrott, der in Massen herumliegt. Freilich ist es so, daß Leute meiner Herkunft
sich ihr Leben immer mit nur wenig von diesen Dingen ausstatten konnten. Hochpreisige
Waren zwingen uns, Prioritäten zu klären. Seife!
Man beachte den farblichen Kontrast zwischen Füßen und
Beinen. Die "Sockenzone" ergibt eine Demarkationslinie. Die gestern erwähnte Rückreise vom "Nova
Rock"-Festival handelte unter anderem von jenem Moment, wo sich beide Burschen
im Auto zurechtrückten, um etwas Schlaf nachzuholen.
Es gehört sich, für das Zubettgehen aus den Schuhen zu
steigen. Nach drei Tagen jugendlichen Überschwangs in einer weitgehend vernunftfreien
Zone war dann im Auto ein wenig Frischluftzufuhr nötig. Die letzte Dose warmes Bier blieb
im Rucksack und ich hatte für die restlichen Kilometer einen eher ruhigen Job. (Die
Seifensache kam erst später ins Spiel.)
Cut!
Manchmal erregen Spam-Mails, unerwünschte Werbesendungen,
durch den Betreff-Inhalt doch mein Interesse. Ich staune, auf welchem Niveau
Menschen über den Tisch gezogen werden können. Hier ein Beispiel, das sogar jenes
"Basis-Kriterium" auszuhebeln vermag, welches ich meinem Sohn ausdauernd
vorgelegt habe, seit er ein kleines Kind war: "Warum sollte jemand, der dich gar
nicht kennt, dir etwas schenken?" Hier wird aber ohnehin nichts verschenkt. Und:
Ganz reizend! In der Betreff-Zeile erfahre ich:
"Du stirbst."
Gewiß! Die Frage nach dem WANN wäre allenfalls offen. Der
Inhalt jener Mail verkündet: "Musst Du bald sterben? Was sagt dein
Schicksal?" Die Website dahinter fragt bei mir all jene persönlichen Daten ab,
mit denen sich gute Geschäfte machen lassen. Man müßte also ein Agent der Blödheit
sein, um dieses Formular auszufüllen.
Es kommt noch besser. Für die Zumutung, mir meine
"Kundendaten" zu entreißen, würde mir diese Truppe auch noch eine Rechnung
zuschicken:
>>Um Missbrauch und wissentliche Falscheingaben zu
vermeiden, wird Ihre IP-Adresse bei der Teilnahme gespeichert. Anhand dieser Adresse sind
Sie über Ihren Provider zweifelsfrei und gerichtsfest identifizierbar. Durch einen Klick
auf den den Button "Test starten" beauftragen Sie xxxxx, einen
Online-Schicksalstest durchzuführen. Dafür werden einmalig 92 Euro berechnet.<<
So viel Chuzpe zeigt sich selten ...
[kontakt] [reset] [krusche] |