14. Juni 2010Zur Ausstattung meines Autos gehörten gestern: Wasser, Lesestoff,
Decken und Pölster, eine Plastikplane für alle Fälle. (Nein, das handelte nicht von
einem mafiösen Auftrag!)
Rauf nach Wien, rüber nach Nickelsdorf,
runter nach Gleisdorf, damit die beiden Burschen noch kurz unter eine Dusche kämen, und
rüber nach Eibiswald, wo beim Berufsschul-Internat schon längst die Zugbrücke
hochgezogen worden war.
Unterwegs war mir dieses üppige Oldsmobile aus
den frühen 1960ern untergekommen, ein F85. Durch die Heckscheibe lächelte mir der
Hintern eines Hundes im Doggen-Format zu. Sommerhitze und Gewittersturm. Alles im Preis
inbegriffen. Nahe dem Festival-Gelände kam mir ein Polizeiauto entgegen, in Staub paniert
wie eine mexikanisch Grenzpatrouille. (Patrouille ist ein spaßiges Wort.) Dieser
Sonntag schien mir also wie ein Filmausschnitt, definitiv Road-Movie.
"Novarock" bedeutet, daß Gabe und Franzl einige Tage nur kaltes
Dosenfutter genossen hatten, feste und flüssige Inhalte, daß jeder Blödsinn, der den
beiden in den Sinn kam, auch sofort umgesetzt wurde und überhaupt! In meiner Jugend wurde
nicht so laut Musik gespielt ;-)))
Manchmal erscheint mir die Weststeiermark viel
länger als sie ist. Als junger Kerl habe ich Nachttouren geliebt. Oft wußte ich nicht,
wo mich die Ausfahrt hinbringen würde. Mir fehlt das heute allerdings nicht. Es hat sich
völlig verlagert. Tausend Kilometer für Bosnien und retour, wie kürzlich, das sind die Arten, wie ich mich
inzwischen verausgaben mag.
Als ich gestern alleine auf dem Heimweg war und
Tracy Chapman zu hören bekam, schien mir: Das ist wohl auch eine abgeschlossene Ära, wo
im Mainstream-Radio Frauen zum Zug kamen, die genau nicht wie vorzüglich
ausgemergelte Barbies aussehen, deren Texte sich zum Zuhören eignen und deren Stimmen
danach klingen, als würden sie auch noch bestehen, falls der Strom ausfällt.
Derweil hat sich das aufwendig inszeniert
"Luxusschlampen-Segment" ausgeweitet. Herren meines Alters holen sich
künstlerische Anregungen bei Christina Aguilera oder erzählen mir allen Ernstes, daß
ein Hochglanzgeschöpf ohne jeden Esprit, von dem ich Refrains a la "Popopopokerface"
höre, etwas mit Kunst zu tun hätten. Da verfalle ich sofort vom älteren zum alten
Herren und seufze: Ach, diese Zeiten! (Ein Anlaß, Joan Armatrading im Regal zu suchen!)
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