6. März 2010

"Der war noch nicht so gut, er steht nur auf den Kanten, nicht auf den Spitzen." Mein Sohn hat mir nun, nach einiger Zeit, sein erstes Werkstück überlassen. Es ist ein schwerer Stahlwürfel, in vielen Stunden zurechtgefeilt, um dem Handwerk auf die Spuren zu kommen.

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Eine Weile später hatte ich einem Burschen seines Alters beim Telefonieren zugehört. Es ging darum, einen Freund anzutreiben, da Drinks und irgendwelche Rahmenbedingungen für ein Spiel bereit waren. Dieses Antreiben enthielt folgenden Satz: "Vergiß das Duschen. Das wird allgemein überschätzt."

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Von Martin Hofbauer bekam ich noch weitere Skizzen aus den tausenden, die er seit einer Ewigkeit und drei Tagen zeichnet. Ein Querverweis auf unser Projekt "Road/Track", das sich zur Zeit laufend verändert: [link]

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Gestern Abend war ich dann ausgerechnet bei einer Fotoausstellung (im Grazer Rathaus) mit dem Blitz merklich zu nahe an Künstler Max Aufischer (links) und Friseur Raymond und brannte ihnen so die Details aus dem Gesicht.

Max wies mich auf interessante Zusammenhänge von "Licht-Schatten-Verhältnissen" in den Konzentrationslagern hin, was mich an die Themenstellung der Panoptika der Bentham-Brüder erinnerte, jene kreisrunden Gefängnisse, die Michel Foucault in seinem seine Bücher beschrieben hat.

Den Scheinwerfer auf jemanden richten. Über den Fokus verfügen. Die Verwaltung von Licht. Ich hatte einige Aspekte davon in meiner Einführung zur Ausstellung der Gruppe "faktor" angerissen und ich merke nun, in diese Zusammenhänge muß ich noch viel weiter hinein gehen.

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>>Was ist denn das Fotografieren in Zeiten dieser Bilderflut? Was bedeuten uns visuelle Codes, wo wir mindestens im urbanen Leben von jedem Geschäftemacher jederzeit mit Visualisierungen bedrängt, belästigt, behelligt werden, wo es mittlerweile den einleuchtenden Begriff "Lichtverschmutzung" gibt? [...]<<

Ich muß den Text allerdings noch einmal durch die Mangel drehen, dann wird er im Web zu finden sein. Anschließend durfte ich auf Kosten der Crew in einem Braugasthof abhängen und meine Ansichten über diese Runde vertiefen, wobei Isi uns eine bemerkenswerte Wortschöpfung hinterlies: "Konsens-Streifen". Da hatte B. schon ausgecheckt, weil gegen 22:00 Uhr auf der Klinik eine Partie "abgehängt" wird und die Dialyse rund vier Stunden dauert. ("Kommst du nachher wieder?" "Da werdet ihr nicht mehr da sein.")

Heute ticke ich entsprechend langsam und weiß einmal mehr, was ich für ein beneidenswerte Mann bin, denn es ist für mich längst selbstverständlich geworden, daß ich meine Tage und Wochen mit inspirierten Menschen verbringe. Es fühlt sich manchmal merkwürdig an, wenn einem aufstößt: Mein Leben läuft eigentlich in den wesentlichen Punkten dauernd so wie ich es mir gewünscht habe. Das inkludiert freilich auch düstere Momente, aber darüber sind weiter keine Worte zu verlieren.

Ich rolle seit gestern gerne diesen ersten Stahlwürfel, den mein Sohn gefertigt hat, in der Hand. Der Bursche geht offenbar einen ganz andren Weg als ich ihn gegangen bin. Dieser KONTRAST beruhigt mich so. Ich hab keine Ahnung, was aus Gabe werden wird. Aber ich merke, daß er einen Weg zu gehen weiß. Besser geht's nicht, denke ich mir. Es ist nicht MEIN Plan, es ist SEINER ...


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