2. Februar 2010

Und schon wieder ist die Welt nicht so wie ich mir das gewünscht hätte. Na sowas! Mein Wünschen, dieser Dauergast in meinem Herzen, und die Differenzen zur Welt; was für ein belebendes Verhältnis! Welche Fadesse wäre in meinem Leben ohne diese Kontraste.

Als junger Kerl war mein Leitspruch gewissermaßen "Nur keine Streit vermeiden." Das führte auch zu manch romantischen Momenten; wie etwa vor einem Richter zu stehen, weil ich mich im Lendviertel mit einigen Glatzen überworfen hatte. (Ich erinnere mich, daß der Würdenträger mir sehr moderat begegnete.) Aber das sind Geplänkel, OHNE die es auch gut ginge.

Warum mir das einfällt? Aus verschiedenen Gründen. Unter anderem wegen meines Sohnes, der eine Situation gehabt hat. Das stammt aus einem Film. Jemand stürzt in den Raum und brüllt: "Wir haben eine Situation!" Ich mag das. Ich verwende es für Vorfälle, die zwar andere, aber nicht mich beunruhigen. Wie vorgestern notiert, er hatte eine Situation.

Als er wieder nüchtern war, plauderten wir über diese Stunden. Naja, nix! Blödsinne. Ich komme meinem Buben gegenüber mit weit weniger als zehn Geboten aus. Die "Krusche-Doktrin" lautet etwa so: "Sauf dir nicht das Hirn aus dem Schädel. Prügle dich nicht mit anderen Leuten. Behandle dein Mädchen nicht schlecht. Mach nichts, was sich nur mit einem Arzt oder Polizisten regeln läßt."

Ich denke, das sollte einem Welpen genug Spielraum lassen. Und ich pfeife auf Psychologie für Fortgeschrittene, die empfiehlt, den Menschen gegenüber das "Du sollst nicht" zu meiden. Ich will das klargestellt wissen: Wenn es nach mir ginge, sollst du das und das nicht. (Ob es dann nach mir geht, wird von ganz anderen Instanzen entschieden.)

Sie sehen, wir verhandeln schon eine Weile, was Seines und was Meines ist. Mein pragmatischer Standpunkt: "Heute hafte ich zwar noch für dich, aber ich bin nicht mehr für dich verantwortlich." Die Grundlage dafür habe ich hier womöglich schon erwähnt. Ich sagte zu Gabe: "Das ist jetzt dein Leben. Entscheidungen, die du jetzt triffst, werden meist tiefgreifende Konsequenzen in deinem Leben haben, da bin ich schon ein sehr alter Mann oder gar nicht mehr da." Gabe fand das einleuchtend, ich auch. (Na, ich bin mir schließlich bei meinen Ansichten auch nicht immer gleich der Sache sicher.)

Ich glaube letztlich fest daran, daß wir weniger autoritätssüchtige Menschen hätten, wenn wir unseren Kindern mehr zutrauen würden. Es bleibt dabei immer alles im Ungewissen. Einerseits will ich kein Arschloch am Hals haben, das dauernd auf Kosten anderer Menschen expandiert. (Davon bietet die Erwachsenenwelt ohnehin schon Legionen auf.) Andrerseits will ich keinen Kriecher sehen, der sich vor jedem langen Schatten duckt und mir dabei die Knöchel wund scheuert.

Balance? Fließgleichgewicht! Diese Ausdruck mag ich sehr. Er beschreibt eine Option jenseits starrer Verhältnisse. Offene und öffentliche Diskurse. Im Web2 hab ich eben wieder einmal erlebt, daß jemand die Freiheit öffentlicher Rede lieber eingeschränkt sähe:

>>SO! 1. JEDEN, DEN ES NICHT GEFÄLLT IN ÖSTERREICH, STEHT ES FREI WOANDERS HIN ZU ZIEHEN. 2. ICH BIN STOLZ ÖSTERREICHERIN ZU SEIN! 3. JEDEN SCHEISS MUSS ICH JA NICHT BEKANNT MACHEN 4. DENN, WAS ICH NICHT WEISZ MACHT MICH NICHT HEISS!!<<

Ich habe nachgefragt, worauf sich denn diese Einladung das Land zu verlassen stütze, denn unsere Verfassung sagt da ja was ganz anderes. Es war von der Person nicht viel über ihre Motive zu erfahren. Die will das halt einfach so. "Wenn's dir hier nicht paßt, verschwinde!"

>>... Petitionsrecht; Vereins- und Versammlungsfreiheit; Meinungs- und Pressefreiheit; Verbot der Vorzensur; Glaubens- und Gewissensfreiheit; Freiheit der Wissenschaft und ihrer Lehre sowie der Künste; Unterrichtsfreiheit; Recht auf Bildung; ...<<

Unsere kleine Erörterung endete mit der Post: "Ich freu mich darüber Österreicherin zu sein und aus und aus die Maus!!!!!" Na, da verbleiben mwir eben im Dissens ...

Post Scriptum:

Der Thread wurde jetzt noch durch folgendes Statement abgerundet:
>>Da hat jemand anders ein Problem mit mir oder meiner Einstellung. Ich werde einfach für den lieben Mann beten.<<


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