11. Jänner 2010

Ich mag Nutzfahrzeuge, speziell alte Exemplare, ganz besonders. Bei vielen geht die Form recht streng nach purer Funktion, was eigentümliche Designs zur Folge hat.

log1526.jpg (26794 Byte)

Das ist vermutlich eine Spezialkarosserie auf Basis eines russischen GAZ 69. Diese Überlänge sah ich dort in Serbien zum ersten Mal. Die zwei Drittel Milchglas-Trübung der drei Seitenfenster lassen mich auf einen Krankenwagen tippen.

Den Zusammenhang "Vom Mythos zum Fetisch zur Kunst" habe ich bei "kunst ost" schon thematisiert: [link] Obsessionen als Treibstoff für kulturelle Bewegungen. Das verknüpft sich im Faible für die alten Kübel mit Sozialgeschichte. Und für Sozialgeschichte habe ich eine Menge übrig. Das wiederum, wirkt auf meine künstlerischen Ambitionen. Alles mit allem verbunden und in Summe viel zu viel; so ein überbordendes Leben genieße ich selbst dann, wenn mich ein Zuviel ächzen läßt.

log1526b.jpg (27007 Byte)

Der Markt in Novi Sad. Wie merkwürdig! Das Land ist arm, doch als Gast erlebt man an den Tischen der Leute Fülle. Ich genieße den Vorteil, mit den Knappheiten nicht auskommen zu müssen. Mir gefiel freilich diese bescheidenere Ausstattung von allem. Bei uns greift der Mangel ja auch um sich, wo Menschen sich vieles einfach nicht mehr leisten können.

Aber das bleibt bemäntelt. Verborgen unter der völlig schwachsinnigen Überfülle von Kaufhausregalen und Schaufenstern. Übertönt von einem arroganten Gehabe, das einen ziemlich perfiden Dreh fördert: Das Scheitern in der Überflußgesellschaft wir als privates und individuelles Versagen dargestellt.

Auch wenn wir alle wissen können, daß große Verteilungsungerechtigkeiten, Stukturmängel und ein wachsendes Versagen von Eliten im Staat "Sozialfälle" produziert, blüht die Legende vom "Sozialschmarotzer".

log1526c.jpg (26685 Byte)

So sieht beispielsweise im Ort Stapar aus, was bei uns als "Lagerhaus" besteht. Ich weiß schon, ganz so knapp wäre es mir in meinen Schwerpunkten wohl auch etwas zu wenig. Und daß meine bevorzugte Buchhandlung x mal so groß ist, weiß ich zu schätzen.

Aber ich fühle mich in solchen unaufgeregteren Inszenierungen der Warenwelt sehr viel wohler. Das Überschaubarere ist eine Qualität. Es lohnt sich, gelegentlich darüber nachzudenken, woran wir eigentlich Maß nehmen möchten.

Zur Maßlosigkeit ist mir eine Passage erinnerlich, die einen Fachmann des Genres zitiert. Dominic Heinzl, gewissermaßen ein Illustrator der Eitelkeiten und der Niedertracht, sagte kürzlich im "profil":

log1526d.jpg (27212 Byte)


[kontakt] [reset] [krusche]

2•10