20. Oktober 2009
Das ist eine Art Staudamm für alle Fälle. Der
Fachausdruck lautet, wenn ich mich recht erinnere, "Hochwasserrückhaltebecken".
Ich mag den spröd klingenden Fachausdruck, der gegen Hochwasser gestellt ist. Nein, das
Bauwerk ist dem Wasser entgegen gestellt. Und dahinter tut sich ein überraschendes
Ensemble auf. Entlang einer markierten Achse sind einige Möglichkeiten angeordnet. Und
eine Arbeit von Markus Wilfling.
Wilfling zeigt ja inzwischen eine gewisse
Oststeiermarkhäufigkeit. (Siehe dazu etwa den Eintrag vom 11.10.2009!) Und das ist gut so. Denn wie schüchtern die ganz
Festgemeinschaft noch mit Gegenwartskunst umgeht, war bei dieser Einweihungsfeier zu
erleben. Das ist durchaus exemplarisch.
Aber es hat auch seine Entsprechungen im regionalen
"Künstlermilieu"; falls man das so nennen darf. Gerald Gigler vom Land
Steiermark, hier links neben LEADER-Manager Heinrich-Maria Rabl und "kunst ost"-Exponentin
Christa Ecker-Eckhofen, fragte mich, milde lächelnd: "Und wo sind heute deine
Künstler?" (Mach beachte das "Deine"!) Ich mußte antworten: "Nicht
hier, weil sie gerade wieder mit sich selbst beschäftigt sind."
Denn es muß betont werden: Gegenwartskunst! Eine
bemerkenswerte Arbeit von einem relevanten Künstler in einer kleinen Gemeinde. Das kommt
noch nicht all zu oft vor. Es wäre also im Sinne der eigenen Sache, die Sache der Kunst
zu vertreten und zu betonen; vor allem gegenüber der Schar von Festgästen, im sozialen
Rang vom Landesrat abwärts gut geordnet und dicht gedrängt, um auszudrücken: Die Kunst!
Das ist keine Nebensache, auch wenn viele so denken, kein Dekorationsgeschäft, kein
Wellness-Instrument, denn die Kunst ... ich ereifere mich. Wozu? Na, dazu! Nichts
setzt sich von selbst durch. Wenn es wichtig sein soll, was im falle der Kunst recht gerne
behauptet wird, muß es vertreten sein. Beteuert. Belegt.
Man möge das Lächeln von Sozialhistoriker Robert F.
Hausmann gesehen haben, als ich gestern abends erneut aufgebracht äußerte: "Wenn
ich über die Welt und den Stand der Dinge reden will, auch darüber, was zu tun sei, bin
ich hier in der Region auf gebildete Konservative angewiesen. Von den linken Schnöseln
höre ich nur große Worte, die schnell verstummen, wenn was auf den Punkt kommen
soll."
Hausmann, oben rechts neben EASPD-Präsident Franz
Wolfmayr, war einer der Gäste bei einem "Agenda 21"-Meeting. Eine Art
"open space", bei dem Bürgerinnen und Bürger der "Kleinregion"
darlegen konnten, welche Themen regional von hohem Rang seien und was sie in der Sache zu
tun gedenken, um Gehör und Verstärkung zu finden.
Der Gleidsdorfer Bürgermeister Christoph Stark betonte an
einer Stelle, es seien nächstes Jahr Wahlen angesetzt und es werden die Gemeinden, egal
von welcher Fraktion gelenkt, wohl nicht ignorieren können, was hier erarbeitet werde.
Man muß diese Angebot zur "Bürgerbeteiligung"
weder überbewerten, noch mit Erwartungen überfrachten. Aber wo, wenn nicht hier, wäre
Gelegenheit, mit Funktionstragenden der Region in Debatten zu kommen und klar zu machen,
woran es hier und da mangelt?
Ob Kunstschaffende sich dort den "Mühen der
Ebene" unterzogen? Nein. Ausnahmsweise nicht. Wir stehen demnach alle ziemlich am
Anfang, wenn festzustellen wäre, daß "Kunst als soziales System" (Luhmann)
eine gesellschaftliche Relevanz habe, an der auch ländliche Kommunen nicht vorbei
können.
Übrigens! Ende November tagt die NCC auch in Gleisdorf.
Schwerpunkt Medienkompetenz und kulturpolitische Fragestellungen ...
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