11. Oktober 2009

Grüblerisch? Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov wundert sich heute noch, daß sie für die aktuelle Veranstaltung als Künstlerin promotet wurde. Künstler Markus Wilflng staunte nicht schlecht, daß ein Weizer Künstler darüber staunte, wie "ein so bekannter Künstler wie du" auch einmal in höchsten sozialen Nöten stecken kann.

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Die Themenstellung beim "Weg der Hoffnung" lautete: "Welche Vorstellungen von Verantwortung gibt es unter Kunstschaffenden?" Die simpelste Antwort könnte lauten: Selbstglorifizierung und romantische Verschleierung der Berufssituation schließt sich wohl von selbst aus. Aber so klar ist das keineswegs. Na, Wilfling läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.

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Der Screenshot von der Website hätte eine interessante Themenstellung angeboten: "Kunst und Gesellschaft" [Quelle] Wir redeten über die Angst vor Freiheit. Und wir redeten darüber, ob Kunstschaffende gegenüber der Gesellschaft bestimmte Verpflichtungen hätten. (Blödsinn! Welche sollten das sein?)

Aber wir redeten nicht über den Ort des Geschehens. Weiz. Und wir redeten nicht über die gut eingespielten Seilschaften des Kunstgeschehens an diesem Ort, die zwar solche Fragen stellen, eine Debatte über ihr Tun aber ablehnen.

Womit sich ja auch einige der gestellten Fragen von selbst erledigen. Bloßes Kultur-Karaoke! Wovon denn hier nun die Rede ist? Es läßt sich leicht erklären. Das Kunstgeschehen in Weiz hat zwei wesentliche Instanzen. Den "Weizberg" (oben) und die Stadtgemeinde (unten). Der Außenstehende wird nie genau wissen, ob diese zwei Instanzen nun gerade kooperieren, gegen einander intervenieren oder sich gegen einander hart in Stellung bringen.

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Dazu kommt aber eine dritte Instanz. Eine private Kunstschule, die ganz wesentlich aus Mitteln der Stadt kofinanziert wird. Das alles bedeutet auch: Drei Männer in der Stadt, die darin keine POLITISCHE Legitimation haben, machen Kulkturpolitik. Drei Männer in der Stadt, denen eher nichts daran liegt, daß sich an diesem Setup auch nur irgendetwas ändert.

Das könnte die Angelegenheit von Weiz bleiben und müßte Außenstehende nicht scheren. Nun ist dies aber die Bezirkshauptstadt, welcher längst auch kulturpolitisch neue Aufgaben zugefallen sind; zumal diese Stadt das Zentrum einer EU-Region ist, die sich gesamt neuen Aufgabenstellungen widmet.

Es wäre also an der Zeit, von den kulturellen Opinion Leaders der Stadt erfahren zu können, was genau konzeptionell zur Debatte steht, wenn man diese wichtige Rolle der Bezirkshauptstadt für die Region ernst nimmt. Da besteht zur Zeit erheblicher Klärungsbedarf. Um so mehr, als Bürgermeister Helmut Kienreich das ja auch gefordert hat, mindestens zweien der Herren den expliziten Auftrag erteilte, für so einen konzeptionellen Input zu sorgen. (Wo ist er, der Input?)

Ich denke, es ist eine exemplarische Geschichte der Entwicklungs-Blockaden, wie man sie überall im Land finden kann. Das hat Geschichte und Tradition. Ich kenne es seit all den 30 Jahren, die ich meinen Beruf ausübe.

Der Kasus bezieht besondere Pikanterie aus der Tatsache, daß diese EU-Region vom Weizberg aus zur "Solidarregion" ausgerufen wurde. Wie es jenseits von Graz noch keineswegs üblich ist, KULTURPOLITIK als etwas zu begreifen, das über Ortsgrenzen hinaus Relevanz hätte, so läßt sich in der längst bewährten "Solidaritäts-Konstitution" einiger gesellschaftlicher Bereiche dieser Region keinesfalls nachweisen, daß auch Kunstschaffende dieses Thema praktisch aufgegriffen hätten.

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Fragen, die ebenso (mindestens implizit) bei der Kulturkonferenz in Birkfeld aufkamen. (Siehe dazu auch next code log #190!) Auf dem Foto links Ulla Patz, leitende Redakteurin der "Kleinen Zeitung" Weiz. Stehend Michaela Zingerle von "styrian summer art".

Ich habe bei dieser Konferenz in Summe von Regionalpolitikern fast mehr kluge Sätze zur Sache gehört als von Kunstschaffenden. Das gibt mir zu denken!

Ich habe schon erwähnt:
Der Patz'sche Vorschlag "Heiße Diskussionen über Kunst im ländlichen Raum sind gefragt" muß offenbar seinerseits zur Debatte gestellt werden, wird gerade von den Kunstschaffenden vorerst selbst eher nicht aufgegriffen. (Warum?)

Ich neige inzwischen zur Ansicht, daß hier keineswegs die Politik blockiert, wie gerne behauptet wird, daß keineswegs die "Beamten" blockieren, was gerne unterstellt wird. Es ist eher so, daß primäre Akteure, also Kunstschaffende selbst, sich teils vorteilhafte Positionen und Vereinbarungen verschafft haben, die sie durch jüngere Entwicklungen gefährdet sehen.

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