18. Oktober 2009

Das Leben eines Automobil-Paparazzo verlangt Achtsamkeiten für Details. Nachdem der aktuelle 500er Fiat rasch zu "Everybody's Darling" geworden ist, wäre es nicht mehr gar so nötig, dauernd welche davon zu fotografieren.

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Aber dieser "Kragen" am Heck hatte mich stutzig gemacht. Als Zierelement schien ihn die Asymmetrie zu disqualifizieren. (Die Belüftungsschlitze links.) Bei näherer Untersuchung fand ich heraus, daß eine Diesel-Version vor mir steht. Es war mir völlig neu, daß es die überhaupt gibt.

Apropos Paparazzo. Das ist kein Amt, keine Tätigkeit, sondern ein Familienname, der allerdings diesen Bedeutungswandel erfuhr und heute für eine Tätigkeit steht. Paparazzo hieß jener Fotoreporter (Walter Santesso) an der Seite von Marcello Rubini (Marcello Matstroianni) in Fellinis "La Dolce Vita" (1960).

Aus einem anderen Fellini-Film, nämlich "Stadt der Frauen" (1980), hab ich mir einen Moment notiert, da Elena (Anna Prucnal) dem maßlosen Snaporaz (Marcello Matstroianni) zuruft: "Ich bin nicht da, um deine Zuflucht zu sein!"

Cut!

Das hallt mir immer noch im Ohr: "Wozu überhaupt Kunst?" Aber in einer Kultur, wo viele auch nicht mehr ausdrücklich sagen könnten "Wozu überhaupt lesen und schreiben?", mag man der Frage zurufen: "Hinten anstellen!"

Um mich in der Sache weiter zu ereifern: Die Verschnöselung unter den Gebildeten vermählt sich mit den Karrieren der Barbaren. Der Effekt ist Magie.

Eine grausame Magie. Kürzlich las ich in der "Kronen Zeitung" einen weiteren Beitrag zum impliziten Lob der Todesstrafe.

Im vorigen August hatte ein populärer Kolumnist das Motto ausgegeben: "Wer alt genug zum Einbrechen ist, ist auch alt genug zum Sterben ..." (Siehe den Eintrag vom 8.8.09!)

Ein vierzehnjähriges Kind war unter immer noch unklaren Bedingungen erschossen worden. Bis heute wird kolportiert, es gäbe deshalb eine Hetze gegen die Polizei. Wo?

Die Belege dafür fehlen, während in diverser Leserpost hauptsächlich Positionen zum Ausdruck kommen, wie jene des Herrn Reicher. Auf dem Boulevard wird Gericht gespielt.

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Ob bei den Polizisten Täterschaft vorliegt, wird ein übliches Verfahren klären. Die Täterschaft der Kinder scheint evident zu sein, bedarf aber ebenfalls eines abgeschlossenen Verfahrens, um als bewiesen zu gelten. Das Entsetzliche an dem Boulevard-Getöse ist nach wie vor die dumpfe Tendenz zur Lynchjustiz, die hier überdies an einem toten Kind abgearbeitet wird.

Die sture Behauptung einer angeblichen Vorverurteilung von Polizisten bei gleichzeitig tiefem Verständnis für den gewaltsamen Tod des Teenagers, ergänzend zu einer öffentlichen Debatte, welche die strenge Regelung des Schußwaffengebrauchs total verwässert, das alles ist in Summe eine Attacke auf das Konzept der Gewaltentrennung des staatlichen Gewaltmonopols.

Zu diesem Konzept ist mir nur eine Alternative bekannt: Diktatur. So viel wissen wir verläßlich aus dem 20. Jahrhundert: Auf dem Weg zu Diktaturen sind es ganz erheblich Kolumnisten, Journalisten, Autoren, Schreibende, die wesentlich beitragen, das Feld für den Auftritt einer Junta zu bereiten.


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