8. August 2009 Wenn ein
kaltherziger und arroganter Journalist seinem Millionenpublikum eingestehen muß, daß ihn
eine komplexe Demokratie auf heutigem Stand restlos überfordert, dann kommt so ein
Statement heraus (Quelle: "Kronen
Zeitung"):
Ein Einbrecher von 14 Jahren ist ein Kind,
gilt als nicht "rechtsmündig", ja bis zum vollendeten 14. Lebensjahr nicht
einmal als "deliktfähig", genießt also in unserer Kultur besonderen
Schutz. Und zwar ganz unabhängig von seinem Verhalten. Der Meinungsmacher Jeannee pfeift
laut auf das Regelwerk, das wir uns gegeben haben.
Auch die leibliche Integrität eines Kindes
wird in unseren Gesetzen besonders bewertet. Ein banales Beispiel: "Das
Tätowieren von Personen bis zur Vollendung des 16. Lebensjahres ist verboten."
(Quelle: HelpGV)
Mir fehlt in der aktuellen Unruhe um den
getöteten Vierzehnjährigen und den schwer verletzten Sechzehnjährigen (Siehe dazu auch
den gestrigen Eintrag!) der medial hinreichend
betonte Grundkonsens, daß diese Nation sich in der Gesetzgebung einiger Werte
versichert hat, denen dieses geschehen Energisch widerspricht.
Falls in den letzten Jahren zu beklagen war,
daß "wir Erwachsene" offenbar nicht ausreichend Verantwortung für "unsere
Kinder" trugen, dann illustriert dieser Fall den Stand der Dinge in bestürzender
Weise. Denn was und wie Kinder auch immer sind, egal wie sie sich verhalten mögen, so
lange sie als Kinder gelten, sind sie unsere Schutzbefohlenen.
Ich bin dieser Ansichten ganz unabhängig
davon, daß Einbrüche und andere kriminelle Handlungen weder gutgeheißen, noch
schöngeredet werden können.
Ich kann mir aufgrund der aktuellen
Berichterstattung kein brauchbares Bild davon machen, was in jenem Kremser Supermarkt
tatsächlich geschehen sein mag, als einem Kind beide Oberschenkel durchschossen wurden,
dem zweiten aber die Kugel im Rücken eindrang und zur Brust wieder heraus kam. Was heute
berichtet wird, klingt dubios (Quelle: APA):
Ich wünschte, das würde mir gelegentlich
noch näher erklärt werden. Gerade der "stille Alarm" kann ja von
Tätern nicht bemerkt werden. Als Laie möchte ich annehmen, dadurch sei die Chance am
allergrößten, Täter am Tatort noch anzutreffen.
Dem Laien ist bloß aus TV-Serien und
Actionfilmen geläufig, daß das Personal des staatlichen Gewaltmonopols besonderen Regeln
unterliegt und daher VOR einem gezielten Schuß einen "Warnschuß" abzugeben
hat, soferne es nicht gerade von Tätern attackiert wird.
Ein geschlossener Raum. Es spricht eine "Glock 17".
(Fachleute rühmen, dies sei eine der wenigen Pistolen, mit denen sogar unter Wasser
geschossen werden könne.) Natürlich nur ein Warnschuß. Etwa in die Decke.
Ich vermute, hartgesottene Ganoven würde
dabei als erstes in Deckung gehen und nur dann, wenn sie keinen Fluchtweg offen hätten,
angreifen. Laien ohne "Kampferfahrung", umso mehr Kinder, würden WAS tun? Ich
vermute weiter: Vor Schreck erstarren oder in Panik herumirren, aber wohl kaum ... Halt!
Spekulation! Also hoffe ich, es wird uns in absehbarer Zeit dargelegt, was da genau
passiert ist.
Bis dahin hätten wir alle Sorge zu tragen,
daß die öffentlichen Diskurse und Medienberichte nicht völlig aus den Geleisen fahren
und dabei alles preisgeben, was in dieser Demokratie bisher an soliden Grundlagen
erarbeitet wurde.
Jeannee schrieb sich das infame Statement
dann gleich noch zurecht. (Die "Post" war an den Politiker Peter Pilz
adresssiert.) Hier wird er weinerlich, der harte Bursche. Was meint eigentlich
"faschistoid"? Das weiß er sicher nicht zu sagen. (Faschismus ist was anderes.) |
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Aber! Es waren vor allem
Schreibtischtäter, die den Nazi und Faschisten einst sehr wesentlich zu Legitimation
verholfen haben, die unvergeßliche Beiträge lieferten, das zu Grabe zu tragen, was man
sich unter Demokratie vorstellen konnte.
Jeannee ist kein Faschist, mit Andeutungen
solcher Zuschreibungen macht er sich bloß wichtig. Aber was aktuell zu lesen ist,
überzeugt durchaus, mit solcher Post hätte er sich damals zweifellos für "Der Stürmer"
qualifiziert.
Die Erfahrungen aus dem 20. Jahrhundert
besagen unmißverständlich, daß es auf dem Weg zu Massakern immer erst den "Krieg
der Worte" braucht, daß es vorzugsweise "meine Zunft" ist, von der
die Menschenwürde erst einmal zu Boden geschrieben werden muß, damit "Der Primat
der Tat" ungeniert Raum gewinnen kann.
Und DAS ist in der Tat faschistisch (nicht
"faschistoid"), das ist ein Grundelement des Faschismus. Wenn wir
widerspruchslos erlauben, daß Meinungsbildner mit einem Millionenpublikum so handeln, so
schreiben, öffnen wir der Tyrannis die Tür.
[Wir Kinder des Kalten Krieges]
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