4. August 2009 Auf zwei
Feldern, die nach Ordnungprinzipien verlangen, will für mich das Ringen nicht enden.
Meine Bibliothek und meine Buchhaltung. In einer Sache helfen mir meist kleine Briefe vom
zuständigen Finanzamt auf dir Sprünge.
Ist meine Buchhaltung auf Stand, sind es meine Bücher
keineswegs. Je nach den Themenschwerpunkten, die mich gerade beschäftigen, bilden sich
Nester im Haus. Zukäufe tun ein Übriges, um die alte Ordnung zu korrumpieren.
Zur Zeit bin ich (vorerst erfolglos) auf der Suche nach
einem Buch, das da sein müßte, aber nicht da ist. So läutet sich meist ein Stück
Bibliotheksarbeit ein. Beim Finanzamt wird es leichter sein, da brauche ich bloß zu
zahlen. Apropos!
Diese Headline ist schon gut abgehangen.(Quelle: "Der Standard")
Dem steht eine Erhebung gegenüber, die uns Kunstschaffenden eine äußerst prekäre
Lebenssituation attestiert. Siehe: "Zur sozialen Lage der Künstler und
Künstlerinnen in Österreich" [link]
Zur Eröffnung der Salzburger Festspiele waren vom
Bundespräsidenten abwärts allerhand vollmundige Statements zum Thema Kunst zu hören,
kaum verbergend, daß sich hier die Eliten ihre teure Repräsentations-Party schönreden
lassen. Denn was immer diese parfümierten Zusammenrottungen sein sollen, mit den
Implikationen von Kunst, die mir heute zu denken geben, hat das alles gar nichts zu tun.
Schriftstellerin Marlene Streeruwitz
kommentierte das in einem aktuellen Interview so: "Hochkultur ist eine
Selbsthilfegruppe der Eliten". (Bingo!) Nachdem damals, zur Eröffnung der
Festspiele, in der "Kleinen Zeitung" groß kolportiert worden war, daß laut
Ministerin Claudia Schmied die Kunst an der Macht zu rütteln habe, war ich neugierig, wie
sie das präzisieren würde. Leider ist beim
aktuellen Gespräch (Quelle: Der Standard) in der Sache bloß bildungsbürgerliches Geschwätz
herausgekommen. "Aufrütteln"? Das wäre für mich ungefähr die letzte
Konnotation von "an der Macht zu rütteln". |
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Sie "spürt" eine
latente Gefahr. Es bleibt also deprimierend, wie die für Kunst zuständige Ministerin dem
Metier gegenüber steht. Da wird nichts Essenzielles erwartet werden dürfen. (Siehe zu
all dem auch "next
code: log #133"!)
Um es kurz auf den Punkt zu bringen:
"aufrütteln" ist keine relevante Kategorie der Gegenwartskunst. Diese
Vorstellung ist der völlig veralteten Idee gewidmet, Kunst habe "erbaulich" zu
sein, möge vielleicht (im hier angeschnittenen Kontext) "Mächtige" zum
Nachdenken bringen; oder was immer sich Frau Minister unter "aufrütteln"
vorstellt. Quatsch! Das Kunstfeld ist dem der Politik benachbart, dem der Wissenshaft, des
Journalismus etc. Es ist (unter anderem) ein Teilterrain der "Deutungshoheit".
Es kann also in der Sache nur um Augenhöhe gehen und nicht darum, einander gesittet etwas
zuzurufen. Dann aber geht es ... umd die Kunst!
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