17. Juli 2009

Von der Melone ist nicht viel geblieben und ich hab noch Wasser in den Ohren. Das ist dagegen etwas, davon schätze ich kleinere Portionen:

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Krautsalat wie er aus chinesischen Küchen kommt. Ich könnte meinen Wunsch, ein multiethnisches Österreich blühen zu sehen, auch mit Speisen erzählen. Mein Gebiet ist der kulturelle Reichtum, der Geldreichtum gehört nicht zu meinen Optionen.

Über die Frage nach dem Geld belebt sich der "Alarmismus" im Lande, durch den jede Bewältigung realer Probleme unnütz erschwert wird. Ratlose Leute, die sich fürchten, versteigen sich zu einem rational nicht mehr nachvollziehbaren Gestammel. Ein Beispiel gefällig?

>>Großkapital, Gewerkschaften und Regierung sind die Hauptverantwortlichen für den nahezu ungebremsten Zuzug von Ausländern während der letzten Jahrzehnte.<<

So steht es in einem aktuellen Flugblatt der "NVP" ("Nationale Volkspartei für Österreich"). Großkapital, Gewerkschaften und Regierung Arm in Arm, in einem Atemzug? Lustig! Aber kein realistisches Szenario. Nicht einmal für den Villacher Fasching. Man muß ein Agent der Blödheit sein, um sich selbst den Stand der Dinge auf diese Art zu erklären.

Den "ungebremsten Zuzug von Ausländern" würde ich mir ja gerne einmal zeigen lassen. Das kann freilich keiner dieser Schreihälse; mir ZEIGEN, wo genau das wie geschieht und welche Beamten das zulassen oder aktiv unterstützen. (Ich empfehle zur Selbsterfahrung, einen Schnengen-Grenzer schief anzuschauen. Dann ist nämlich was fällig, das metkt man sich ein Leben lang.)

Wer wie diese NVP-Musterknaben ein politisches Mandat fordert, aber nicht einmal den eigenben Leuten die Welt auf halbwegs stichhaltige Art erklären kann, wer eine Art permanenten Ausnahmezustand verkündet und genau dafür gewählt werden möchte, stellt sich in den Dienst der Tyrannis.

Der Autor Michael Köhlmeier hat es im "profil" sehr treffend formuliert. Ich vermisse eine redliche Diskussion über das WOHIN Europas in die Zukunft ....

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Ich habe unlängst in einer eher privaten Debatte erwähnt, etliche meiner Leute seien schon Nazi gewesen, da hat es noch gar keine Nazi gegeben. Ich kenne daher das Fundament solcher Haltungen sehr gut. Es läßt sich -- polemisch verkürzt -- sehr einfach darstellen: Das sind Leute, die sich dauernd fürchten, dauernd Mist bauen, aber nicht im Traum darauf kommen, die Konsequenzen dieser Disposition mit den eigenen Handlungen in Verbindung zu bringen. Deshalb brauchen sie ständig "Schuldige".

Diese Art der Verkommenheit hat im Lande ungebrochene Tradition. Das drückt sich auch in wesentlich harmloseren Beispielen aus. Ich hab im Logbuch von "next code" gerade die Ausführungen eines Mannes dargelegt, der sich energisch GEGEN "Sündteure Künstler (obwohl vom Staat gefördert)" ausspricht. [Die Story]

Der Herr ist offenbar sportbegeistert und beklagt, daß in diesen Zeiten (der Budgetknappheit) der Sport finanziell ausgehungert würde, wo doch die Künstler unnötig Geld nachgeschmissen bekämen. ("Versteht man überhaupt noch die Politiker?") Fußnote: Genau das ist kontrafaktisch, Minister Darabos verkündete heuer das größte Sportbudget aller Zeiten.

Die Pointe der Geschichte:
Wenn die Budgets knapp sind, dann hat das momentan doch ein wenig mit jenen Krisen zu tun, welche vor allem Bankwesen und Immobilienmakler über die ganze Welt gebracht haben. Der Autor des "kulturpolitische Befundes" tritt in der Sache als Mitarbeiter von "sREAL" auf. Das ist ein Branchenriese im heimischen Immobiliengeschäft, im Besitz von Erste Bank und Sparkasse.

Ja, so lustig sind meine Österreicher. Reich sind sie auch. Wenigstens einige davon. Ich zitiere hier aus einer umfangreichen Tabelle, wo zum ersten Quartal 2009 fast vierhundertzwanzigtausend Millionen Euro, also einige Milliarden genannt werden (tausend Millionen = eine Milliarde):

Geldvermögen der privaten Haushalte in Millionen Euro 

2006

2007

Q4 07

Q1 08 Q2 08 Q3 08 Q4 08 Q1 09
Bestand
Geldvermögen 397.848 416.101 416.101 416.850 422.522 419.410 415.953 419.412

Quelle: Österreichische Nationalbank [link] Was steht dem gegenüber?

>>Die USA haben weltweit die höchste Staatsverschuldung. Darauf folgen Japan mit 6 Billionen Dollar an zweiter Stelle, gefolgt von Deutschland mit 1,502 Billionen Euro. In der Schweiz liegt sie bei 184 Milliarden Dollar. Österreich hat eine Verschuldung von 165 Milliarden Dollar. Während Liechtenstein keine Verschuldung kennt, hat Luxemburg 2006 erstmals eine Staatsverschuldung.<< [Quelle: Wikipädia]

Der Artikel ist anregend, um ein paar grundlegende Aspekte deutlich zu machen: "Bei den Schulden eines Staates unterscheidet man interne Schulden, das heißt Staatsschulden in eigener Währung, und externe Schulden, das ist die Verschuldung in ausländischer Währung."

Es ist also weder Österreich im Eimer, noch sind "Die Österreicher" bankrott. Wir haben bloß eine bemerkenswerte Verteilung des Reichtums und noch ein paar andere hausgemachte Probleme, die es erschweren, die von außen kommenden Probleme elegant zu bearbeiten.


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