6. Juni 2009
Der Hinweis, daß dieses Objekt per Video überwacht sei,
wurde handschriftlich ergänzt: "durch Slobodan Milosevic". Eine der
wunden Stellen Serbiens, wie sie so zum Beispiel in Novi Sad mit Ironie herausgestrichen
wurde.
Eine andere Kuriosität war diese Taxifahrt in Beograd.
Eine resolute Fahrerin, deren grimmiger Witz einen auch erreichte, wenn man -- wie ich --
nicht sprachkundig ist. Sie eine bosnische Serbin, neben ihr ein Bosniake, den
nächtlicher Hunger plagte, weshalb wir uns um einen Sack voll Fast Food anstellten.
Ein launiges Geplänkel zwischen den beiden. Ich frage mich
gelegentlich, welche Emotionen und Gedanken in solchen Begegnungen Platz haben mögen.
Menschen zweier Völker, deren Leute einander erst kürzlich als erbitterte Gegner im
Sezessionskrieg gegenüber gestanden hatten.
An diesem Abend sollte L., eine Bosniakin, beim letzten
Drink in der Hotel-Lobby noch erzählen: "Wir sind im Kommunismus aufgewachsen
und waren nicht religiös. Kannst du dir vorstellen, wie irritiert ich war, als ich in der
Schule von anderen plötzlich gehört habe, daß ich eine Muslima sei? Ich hab gar nicht
gewußt, was das sein soll."
Es ist sehr vieles unter dem Wort "Muslime"
zusammengefaßt. In Österreich haben zur Zeit Vaterländische mit der dummen und völlig
unhistorischen Vorstellung vom "Abendland in Christenhand" reüssiert.
Ein weiterer Beitrag, um die Sicht auf das zu verstellen, wie sich Kultur real
"ereignet".
In genau dieses Zeitfenster fällt die bemerkenswerte Rede
des amerikanischen Präsidenten Barack Obama, an der Universität von Kairo gehalten.
Allein die Wahl des Ortes mag daran erinnern, daß die arabische Wissenschaft der
abendländischen bis ins das 12. Jahrhundert herauf weit überlegen war und daß dieses
Abendland dem regen Austausch mit dem Orient unendlich viel verdankt. Obama:
>>The
relationship between Islam and the West includes centuries of co-existence and
cooperation, but also conflict and religious wars. More recently, tension has been fed by
colonialism that denied rights and opportunities to many Muslims, and a Cold War in which
Muslim-majority countries were too often treated as proxies without regard to their own
aspirations. Moreover, the sweeping change brought by modernity and globalization led many
Muslims to view the West as hostile to the traditions of Islam.<< [Quelle: salon]
Wer weiß schon, wie viele Jahre Arbeit und
Engagement nötig sein werden, um den Schaden zu beheben, den das ausdauernde und
notorische Demütigen von Muslimen angerichtet hat. Ich vermisse auch in meinem
unmittelbaren Umfeld von Kulturschaffenden eine so oder so feststellbare Befassung mit den
Dimensionen und (historischen) Tiefen unserer Kultur, die ja unter anderem auch die
Grundlagen unserer Professionen sind.
Professionalität. Das war EINER der Punkte, zu denen in
Pöllau gearbeitet wurde, als Michaela Zingerle zum "Open Space" geladen hatte.
(Auf dem Foto von rechts: Keramikerin Christa Ecker-Eckhofen, Schuldirektor Ernst Gissing
und Künstlerin Helga Knöbl.)
Dieser Auftakt ist HIER mit einer kleinen
Dokumentation zusammengefaßt. Die bisherigen Erfahrungen zeigen recht deutlich, daß es
im regionalen Kulturgeschehen vorerst nur eine schwache Tendenz gibt, unsere
Sprachregelungen zu überprüfen und zu debattieren. |
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Zugleich gibt es einen großen
Bedarf danach, denn wo wir in der Frage nach Kunst- VERMITTLUNG mit Funktionstragenden aus
verschiedenen Einrichtungen zu tun haben, herrscht allerhand Irritation, was denn
womit gemeint sei, wenn über KUNST gesprochen wird. Das erschwert die
Entwicklung von Kooperationen, um der Gegenwartskunst abseits des Landeszentrums mehr
Gewicht zu verschaffen. Daran ist also zu arbeiten ...
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