8. April 2009
Das gibt es gewöhnlich nur in Filmen, in
Beziehungskomödien. Ich war ebenso amüsiert wie überrascht, dieses Flugblatt in der
Grazer Herrengasse zu entdecken. Entsprechend gut gelaunt kam ich zu den Meetings in der
Kulturabteilung des Landes.
Ein Fake? Ankündigung eines Kabarettabends? Die Botschaft
ist zwiespältig, vielleicht auch eine raffinierte Eigenwerbung. Jasenko, von dem ich
nachher noch erzählen werde, meinte schmunzelnd, es könne für den Mann durchaus
günstige Effekte haben. Das ist einleuchtend, denn wir guten Burschen wissen ja
(schluchz!) aus leidvoller Erfahrung, daß man gegenüber so einem Gift auf zwei Beinen
leicht das Nachsehen haben kann ... konnte. Mit den Jahren verliert ein düsterer Held
freilich oft an Attraktivität, denn wenn eine Frau erst einmal kleine Kinder hat oder
gehabt hat, braucht sie meist kein großes mehr am Rockzipfel.
Meine Argumentation ist natürlich durchsichtig, also
fadenscheinig. Wir haben dieses Thema über einem Gebäck mit Schokoglasur (er) und einem
Becherchen Fruchteis (ich) erörtert und dabei das Lob der in die Jahre gekommen Männer
gesungen. Es ist uns also eine gewisse Befangenheit gegenüber athletischen Jünglingen
mit einiger Herzlosigkeit leicht anzumerken.
Aber vor diesem guten Männergespräch bei einem Kübel
Kaffee stand noch harte Arbeit um kulturpolitische Optionen, die auf der Verwaltungsebene
zu klären waren. Weil ich stets zu fotografieren geneigt bin, weil das aber den Menschen
um mich manchmal über wird, stets in mein Objektiv zu blicken, wenn wir mit einander zu
tun haben, hier eine Variation. Ich habe mich einfach aus dem Bürofenster von Sandra
Kocuvan gehängt, um einen Eindruck von dieser stillen Gasse mitten in der Stadt zu holen.
In eben dieser Gasse habe ich nun den ersten Vertrag
unterschrieben, den es in der Steiermark zu einem LEADER-Kulturprojekt gibt, denn dieses
EU-Programm war bisher keinen Agenda der Kunst und Kultur gewidmet: [link]
Ich verbuche das etwas sentimental als besonderes Ereignis
im Rahmen der prozeßhaften Geschichte, die mich seit Jahren als ein Ereignis
"jenseits von Graz" beschäftigt. Was als "the long distance howl" begann und
in "next code"
überging, ist ja intendiert, die kulturelle Situation einer Region zu verändern ... im
Sinne von: nachhaltig darauf Einfluß zu nehmen. Ein soziokultureller Prozeß, in dem die
Kunst zentrale Stellung hat. Es ist durchaus wie ein "großes Theaterstück"
gedacht, bloß eben in das reale Leben verwoben.
Mit dem Theater ist Jasenko Conka gut vertraut. Den Alltag
verbringt er allerdings in einem Unternehmen, das konzeptionell gegen
Jugendarbeitslosigkeit aufgestellt ist. ("heidenspass") Das bedeutet, er gehört einem Team an, das jungen
Menschen Zugänge schafft, die ihre Gründe hatten, sich von der Erwachsenenwelt
abzuwenden, bzw. solchen, die sich zwar nicht abwenden möchten, die aber da und dort
draußen gehalten werden.
Jasenko ist also im Sozialen und im Kulturellen
gleichermaßen zuhause und -- was für eine Wohltat! -- völlig frei von Jammertönen
über den Lauf der Dinge, sehr darauf konzentriert, welche Schritte gesetzt werden
können, was an Handlungsmöglichkeiten verbleibt.
Ich unterhalte mich gerne mit Menschen, die sich nicht als
Opfer des Lebens, sondern als Handelnde sehen. In einer Passage unseres Gesprächs meinte
ich, daß Kinder ja nicht als Deppen geboren würden. "Aber sie können sehr schnell
dazu gemacht werden", erwiderte Jasenko, was zu denken gibt, welche Verantwortung wir
jenen gegenüber aufrecht erhalten, die als unsere "Schutzbefohlenen" gelten
dürfen.
Ein Thema, das ich kurz davor auch mit Eva Skergeth-Lopic
erörtert hatte, die Geschäftsführerin des Sozialbetriebes "Chance B" ist. Eine Firma, die
übrigens von Franz Wolfmayr initiiert wurde, mit dem ich kürzlich eines meiner
Gespräche im Schaufenster hatte: [link]
Das sind eben AUCH Agenda der Kunst, nach ihren Bedingungen
zu fragen, nach dem Leben, innerhalb dessen sie ihren Platz, ihren Rang und ihre Themen
sucht ...
Dezember
2003Kein
sortenweiches Kunstnummerl!
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