8. März 2009
Ha! Die lustigste Titelseite der jüngeren Vergangenheit. (Quelle: "Kleine Zeitung") Da melden
sich die Richtigen, war mein erster Reflex. Von genau dieser Qualität ist ja Österreichs
Politik seit langem. Daß so ein Karaoke gespielt wird. Natürlich müssen (fast) alle
Opfer bringen. Denn diese alle bezahlen dafür, daß Minoritäten ihre Vorteile
pflegen.
Es sind die von uns stets ohne Überraschungen gewählten Regierungen, welche
Österreich weit nach rechts dirigiert haben, in den Korruptions-Charts halten, als
Steuerparadies profilieren und in den letzten Jahrzehnten die Verteilung von unten nach
oben politisch mehr als begünstigt haben.
Dazu paßt das verheerende Abschneiden der Sozialdemokratie in Kärnten, wo ein
politischer Pleitier und Alko-Raser, vor allem aber: ein Toter in den aktuellen Wahlen
alle Konkurrenz geschlagen hat. Das bedeutet ja unter anderem, man konnte dort die Sozis
von nden Vaterländischen nicht positiv unterscheiden.
Dazu paßt, am heutigen Weltfrauentag festzustellen, daß in Österreich Frauen
durchschnittlich ein Viertel weniger verdienen als Männer. Sie dürfen aussitzen, daß
mein Operetten-Österreich in Fragen der Gleichbehandlung zu den absoluten Schlußlichtern
der EU gehört ... in entspannter Nachbarschaft zu Estland:
>>Österreich und Estland
Schlusslichter. In Rumänien, Polen, Italien oder Belgien verdienen Frauen nur zwischen 5
und 10 Prozent weniger als Männer. Österreich landet laut EU Studie auf dem
zweitschlechtesten Platz gleich nach Estland.<< [Quelle: ORF]
Das bedeutet in der Praxis:
>>Jede siebente Frau (587.000) müsste in
Österreich mit einem Einkommen unter der Armutsgrenze auskommen, 234.000 Frauen, und
damit sechs Prozent der Frauen, seien von akuter Armut betroffen.<< [Quelle: Kurier]
Wie managen wir das? Ein paar mal im Jahr Blumen, um den Tritt in den Hintern
abzufedern:
>>Die deutsche Sozialistin
Clara Zetkin schlug auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz am 27.
August 1910 in Kopenhagen die Einführung eines internationalen Frauentages vor, ohne
jedoch ein bestimmtes Datum zu favorisieren.<<
Ich hab mich scheckig gelacht, als ich diese treuherzige Sachverhaltsdarstellung auf
der "Euroflorist"-Website
fand. Clara Zetkin im Zusammenhang mit einem Versandangebot für bunte Sträuße zwischen
Euro 19,50 und 29,50: "Wenn Sie Blumen versenden, garantieren wir beste Qualität
von Frischblumen wie etwa Rosen, Tulpen und Blumen der Saison..."
Was kommt dazu von den Vaterländischen? Zum Beispiel das:
>>Ich halte den internationalen Frauentag
als Symbol für wichtig. Wichtiger für mich ist es aber, an 365 Tagen im Jahr gute
Frauenpolitik zu machen. [...], erklärt FPÖ- Frauensprecherin NAbg. Carmen Gartelgruber
...<< [Quelle: OTS]
Scheint prima geklappt zu haben; das mit den "365 Tagen im Jahr gute
Frauenpolitik". Und warum geht das so? Wir schaffen es nicht einmal, in lokalen
Communities ausreichend kritische Diskurse in Gang zu halten. Die selbstreferenzielle
"Ich bin eh supa-Nummer!" ist ein Standardmodell. Mit Handlungsplänen sieht es
danach eng aus.
Ich sehe das etwa auf dem, Kunstfeld, wo auch regional die gängigen Posen
Reflexionskraft und Voraussicht andeuten, angeben, simulieren, während allerhand
Maulheldentum und Obskurantismus verdecken, daß die Tatenlosigkeit, ein Schwesterchen der
Ratlosigkeit, zum Volkssport reüssiert hat.
Ich fand heuer zum Beispiel folgende Botschaft unter keiner Post:
>>Wir schicken euch, dir Martin und der
ganzen Crew das aramäische "Tete malkuthach" Was soviel bedeutet wie: Das
kreative Feuer -- Ich darf im Vertrauen auf die göttliche Kraft in mir, die Anforderungen
meiner Zeit und meines Menschenseins schaffen!<<
Solches Geschwurbel verschleiert den Blick auf das rasante Nichtstun, die sektenhafte
Weltabgewandtheit, wie sie in der Esoterik des Faschismus eine bedeutende österreichische
Vorgeschichte hat. Das sind Beispiele, wie man eine "res publica" privatisiert,
wie man eine Demoktratie entpolitisiert ... denn das Wort POLITIK leitet sich eigentlich
von zwei Begriffen ab, die an einander gekettet bleiben müßten: Polis (Gemeinwesen) und
Politiké (Staatskunst).
Juni
2006Partisanen,
die damit rechnen nicht mehr nach Hause zu kommen, sind vermutlich der große Albtraum
jeder Armee.
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