12. Februar 2009
Eine sehr schöne Arbeit am Rande eines
sonnigen Pfades in Graz. Von treffendem Witz. Lächelnde, geschniegelte Affen, deren
Bewaffnung im eigenen Herzen liegt. Krawattenköpfe im Nahkampfmodus der Wirtschaft.
Nein, keineswegs bloß ein Klischee. Ich habe
gestern einen versierten Menschen fragen können, ob er meiner Schlußfolgerung zustimmen
könne. Es sieht ja so aus, als habe mindestens während der jüngeren Vergangenheit das
politische Personal Europas gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen, die ihre Republiken
zur Ausplünderung freigeben. So irritierend das klingen mag, aber anders kann ich nicht
deuten, was gerade offensichtlich vor uns liegt.
Das korrespondiert mit dem gestrigen Eintrag und der Notiz von meiner
Montagsplauderei mit Elektronikmusiker Winfried Ritsch: "Diese Wirtschaftskrise
ist die größte Umverteilungsaktion von Arm zu Reich in der bisherigen
Menschheitsgeschichte."
Faktum ist, daß die EU zwar den freien
Verkehr von Menschen hart reglementiert, aber den freien Verkehr von Geld und
Finanzprodukten keineswegs. Da herrscht völlige Freiheit des Geldflusses bis in die
letzte Steueroase. Österreich gilt selbst als Steueroase und hatte unlängst noch einen
Finanzminister, der nach seiner politischen Funktionsperiode Finanzprodukte einer Firma
vertrieb, die in einer Steueroase ansässig ist. Das, so nebenbei, zum Thema
christlichsoziale Regierung in Koalition mit den Vaterländischen. So viel also zum
"Schutz des Vaterlandes".
Der Autor Christian Felber hat ein
äußerst komplexes Ereignisgefüge leicht nachvollziehbar analysiert. Es ist geradezu
brüskierend, seinen klaren Befund im Kontrast zu jenem politischen Geschwurbel zu
erfahren, das uns bei den letzten Wahlen zugemutet wurde, wo wir uns noch vor
"Ausländern" fürchten sollten, die wahre Bedrohung der Republik aber längst
in den Sätteln saß und die Wellen der Finanzkrisen sich Offshore schon aufgebaut hatten.
Sieht man sich die letzten zehn Jahre genauer
an, unterlegt man die daraus resultierende Bilderserie mit der Sachkenntnis von Leuten wie
Felber oder Gero Jenner, wird
einigermaßen deutlich: Selbstverständlich regiert da nicht Dummheit, obwohl auch eine
Menge Inkompetenz in diesen Prozessen mitgewirkt hat. Felber erinnerte daran: Zehn Prozent
der Bevölkerung Österreichs verfügen über zwei Drittel des Finanzvermögens.
Fassen wir das alles beherzt zusammen,
ergänzt um detaillierte Fakten, wie man sie etwa von "%attac" erhält, ergibt sich der Schluß, daß sich Österreichs
Politik mehrheitlich von Prinzipien der Demokratie abgewandt und auf die Seite der Reichen
geschlagen hat. Darum spircht felber auch von einer "Postdemokratie".
Cut!
Szene von einer Vernissage im Grazer
Medienkunstlabor. Nicht ohne gesellige Aspekte. Auch mit jenen Brötchenfressern, die nur
wegen der kostenlosen Jause kommen. Egal. Die Zusammenkunft von Menschen. Die Themen. Die
Anlässe, sich mit Fragen zu befassen, welche gerade nicht auf die Bewältigung des
privaten Alltages zielen. Einlassungen auf größere Zusammenhänge. Offen Diskurse in
wenigstens halböffentlichen Räumen.
Das mag etwas idealistisch klingen. Doch ich
halte es für sehr realistisch. Irgendwie und irgendwo müssen wir schließlich beginnen,
uns die Demokratie wieder zurückzuholen. Jene beschädigte Demokratie, wie eingangs
angedeutet, die sich einer reichen Minorität verpflichtet hat.
Auf dem Kunstfeld kann dazu viel beigetragen
werden. Nicht als zentrale Agenda der Kunstpraxis, aber im Kontext eines laufendem
Kunstbetriebes, mit all den Kompetenzen, die sich aus künstlerischer Praxis ergeben.
Was das in der Praxis bedeuten kann, ist im
"Labor" von "kunst O.ST" als EIN Beispiel solcher Praxis angelegt. Das
löst sich auch in kulturpolitischen Ansprüchen ein, die ihrerseits den Anspruch auf
angemessene Budgets nahelegen. All das kommt aus keiner Gießkanne, es muß mit konkreten
Funktionstragenden verhandelt werden.
Wovon all das handelt, ist nicht bloß im
Logbuch von "next code"
dokumentiert. Ich habe HIER
eine eigene Leiste aufgezogen, die solche Vorgänge im LEADER-Kontext transparent machen.
Dezember
200740.000
km/h Fluchtgeschwindigkeit, um die Erdschwere zu verlassen.
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