9. Jänner 2009
Der Schnee hält sich nicht. Dafür blieben aber Spuren auf
dem Pflaster. Blumentöpfe des Herbstes. Und ein Marktstand von Sylvester. Andere Spuren
sitzen noch tiefer. Dieses Österreich hat seine gepflegten Untertanen-Verhältnisse, in
denen gekränkte Seelen sich zu erstaunlichen Kraftakten aufraffen. Leider oft in keine
sehr fruchtbaren Richtungen.
Ich meine damit: Würden gekränkte "kleine
Leute" sich geballt mit jenen Menschen anlegen, die tatsächlich Teilhabende der
Macht sind, das wäre ja spannende Zustände. Sich an jemandem wie mir abzuarbeiten bringt
die Welt freilich nicht viel weiter. Immerhin setzt mich meine Befassung mit dem Balkan in prominente
Gesellschaft. Eine aktuelle Zuschrift:
>>du bist so dumm wie peter handke, der selbst
zuruestungen
zur unsterblichkeit sich anmasst niemand wird das handke peterlein in 20 jahren noch lese,
weil er in vergessenheit geraten wird<<
Um die Dauer des Ruhms von Peter Handke mache ich mir nun, mit
Verlaub, keine großen Sorgen. Um meinen Anteil an Ewigkeit freilich auch nicht. Dem
freundlichen Schlußsatz in der genannten Post mag ich außerdem zustimmen:
>>niemand wird dich lesen, weil von dir nichts
mehr vorhanden
sein wird. Nicht einmal dein kadaver, weil du dir kein
grab wirst leisten koennen<<
Cut!
Elektronik-Musiker Winfried Ritsch ist Projektleiter im
Grazer "Medienkunstlabor".
Hier entsteht gerade die neue Website entlang aktueller Klärungen. Ritsch sagt: "Wir
sind keine Galerie. Hier wird an Projekten gearbeitet. Und wenn Ergebnisse da sind, zeigen
wir die." Medien. Kunst. Laborsituation.
Wir waren dann aber in der Nachbarschaft. Genauer: Im
"Kunsthaus" wurde gestern ein Klassiker gezeigt, der in meinen Kindertagen
enormen Eindruck auf mich gemacht hat. "Die phantastische Reise" (1966) von Richard Fleischer.
Ein U-Boot wird samt seiner Besatzung auf Mikrobengröße
geschrumpft und in einem Menschenleib losgeschickt, um eine Gehirntumor per Laserstrahl zu
bearbeiten. Wobei nur 60 Minuten Zeit gegeben sind, weil danach alles Geschrumpfte wieder
wächst, was die Abwehrsysteme des Körpers ("antibodies") zum Einsatz brächte
und die Minibesatzung umbringen würde. (Es gibt auf Youtube einen Trailer zum Film.)
Eine Ära, in der Computer noch ziemlich groß und für
Privatpersonen unerschwinglich waren. Laserwaffen und -werkzeuge hatten etwas von
Geheimwaffen an sich. Geheimdienstleuten erschienen in den Filmen viel cooler als heute.
Und "special effects" waren vor allem noch erhebliche Handarbeit.
Mir gefiel im Film besonder sein Militärpolizist, dessen
Job es ist, wichtige Leute im riesigen unterirdischen Institutskomplex mit einem
Golfwagerl herumzuführen. Ich malte mir aus, der Bursche würde allmorgendlich ein
spezielles Medikament zum Ernstschauen einnehmen, damit ihm tagsüber bloß kein Lachen
auskommt, während er mit seinem Elektroflitzer durch die saubern Gänge düst.
Einmal mehr dachte ich: Wir haben jenseits von Graz zwar
Bibliotheken, in denen man relevante Literatur entlehnen kann. Aber eine Reise durch die
Filmgeschichte des 20. Jahrhunderts ist da nicht möglich.
Juni 2006Von einem schlechten Liebhaber bekomme ich Kopfweh.
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