5. Jänner 2009

Zum Schreiben brauche ich das Lesen. Damit meine ich, da scheint es Dispositionen zu geben, die beiden Optionen dienen. Umgekehrt formuliert: Es kommt selten vor, daß mir mein Schreiben gelingt, wenn ich ohne das Lesen bin.

Filme spielen für mich eine ähnliche Rolle. Es könnte heißen, daß ich Filme "lese". Beide Erfahrungspraktiken lösen vergleichbare oder gleiche Reaktionen aus, wenn mir etwas als gelungen erscheint. Das Lesen, das Betrachten ... Ferner ist es, als würde ich mit meinem Fotoapparat auf dem Film-Set spazieren gehen. Ich bringe von diesem Flanieren laufend Fotos mit.

Nein, da ist kein Fotoapparat in meinen Händen, wie er sonst stets an meinem Gürtel hängt, um bei Bedarf schnell gezogen zu werden. Es ist statt dessen die "Capture-Funktion" der Software. Aber früher habe ich tatsächlich den Bildschirmn fotografiert, um so "Screenshots" zu erhalten.

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Ich bringe also vom Filmschauen laufend Fotos mit. Wie ein Tourist von seinen Reisen. Bilder wie dieses, das eine jugendliche Catherine Deneuve zeigt. In "Ekel" (1965) von Roman Polanski. Gewalt, Sexualität, Obsessionen. Ob Ingmar Bergmanns "Das Schweigen" (1963) Einfluß auf diese Arbeit hatte?

Aus jenen Tagen, aus meiner Kindheit ist mir gut erinnerlich, daß Filme "Skandale" auslösen konnten. Heftige Gegenwehr. Die genannten Streifen sind Beispiele dafür. An den Künstler wurde abgearbeitet, was man an sich selbst nicht wahrnehmen wollte.

Ich nenne ein Beispiel für den infam,en Status quo jener Jahre. 1962 gaben Unterhaltungsgrößen wie Peter Alexander, Gunther Philipp und Ernst Waldbrunn in "Die lustige Witwe" Anschauungsunterricht, wie mit Frauen zu verfahren sei. Alexander/Danilo hatte darin einen Auftritt, wo er die Sache singend zusammenfaßt, wobei zu seinen Tips auch gehört, daß man Frauen ab und zu den Hintern versohlen müsse. Wobei er eine Komparsin schnappt und übers Knie legt. Der Star empfiehlt lachend das Zuschlagen.

Diese Verknüpfung von Sexualität und Gewalttätigkeit als Praxis der Machtausübung ist nie aus der Mode gekommen. Wofür einem die Natur nicht als Legitimation dienen darf. Aber! Ob Tintenfische und Menschen gelegentliche Gemeinsamkeiten haben?

Laufende Berichterstattung bringt so manche Schilderung, die kuriose Parallelen zu dem aufweist, was kürzlich in "Der Spiegel" über Tintenfische in der Tiefsee zu lesen war.

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Da es hier um Lebendigkeit in einigen Kilometern Wassertiefe geht, bestaune ich natürlich auch, wie jemand sich dieses Gebiet als Arbeitsthema vornehmen kann. Gewalttätigkeit. So alltäglich präsent. Wie die oben erwähnten Skandale gehört auch der Begriff "Nahostkonflikt" zum Wortschatz meiner Kindertage.

Israel hat die Palästinenser faktisch in ein großes Gefängnis gepackt. Dafür schlagen von dort Terroristen mit Waffengewalt zurück. Sie tun es aus Positionen mitten in der Zivilbevölkerung. Polemisch verkürzt: Aus dem Knast wird auf Israel geschossen, dessen hochgerüstete Armee dafür ihre Arsenale auf dieses Territorium entlädt. Via APA ist heute zu erfahren:

>>Die israelische Luftwaffe hat in der Nacht auf Montag nach eigenen Angaben 130 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Die Angriffe richteten sich vor allem gegen eine als Waffenlager genutzte Moschee in Jabaliya sowie gegen Waffenverstecke in Wohnhäusern und Fahrzeuge, die für den Transport von Raketenwerfern genutzt wurden. Auch die Bodentruppen setzten ihren Vormarsch fort.<< [Quelle]

Da aber dieses Territorium so beengt und völlig abgeriegelt ist, haben die Menschen keine Möglichkeit, der Waffenwirkung zu entgehen.

Eine völlig wahnwitzige Situation, die mit Gewißheit allen einschlägigen Konventionen spottet, wonach eine Armee zwischen "Kombattanten" und "Nichtkombattanten" zu unterscheiden hat, wenn sie ihre Waffen abfeuert.

Um deutlich zu machen, wovon die Rede ist, eine Skizze des Gaza-Streifens: "Seine Länge beträgt 40 km, seine Breite zwischen 6 km und 14 km und die Fläche 360 km²." [Quelle]

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Im Vergleich dazu: "Wien ist mit einer Fläche von 414,65 km² das kleinste Bundesland Österreichs." [Quelle] Es ist ja nicht das erste Mal, wodurch uns deutlich gemacht wird, daß "Krieg" etwas anderes wurde als es in meinen Kindertagen war. Armeen sind immer öfter mit Guerilleros konfrontiert, die keine "Schlachtfelder" aufsuchen, sondern mitten unter der Zivilbevölkerung agieren.

Geht uns das etwas an? Selbstverständlich! Es besteht eine Menge Klärungsbedarf, was die Grundlagen unserer Kulturen seien und wie das in der Praxis stattfinden soll, was uns Existenzen in Sicherheit verspricht. Nicht in einem Dorf, einem Tal, einem Land, sondern weltweit.

Juli 2007

Stadt ist ZEIT und VIELFALT der INFORMATION.

[Hinfällige Notizen] [***]


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