5. November 2008

November, Nacht, regnerisch. Und ich sitze eine Weile in meinem Auto fest, habe zu warten. Gelegenheit für eine mediale Retro-Situation. Die herumliegenden Cassetten dürften wenigstens 20 Jahre alt sein. Überspielungen von Langspielplatten aus Vinyl, die ihrerseits mindestens 30 Jahre alt sind.

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Was für ein merkwürdiges Wort in Zeiten, da die Speicherkapazität des MP3-Players meines Sohnes ihm unterwegs stets eine Songauswahl in vierstelliger Höhe bietet: Langspielplatte. Ich war ganz überrascht, welche "Körperlichkeit" jenes Knistern der Musik verleiht, das eine alte Nadel beim Abtasten alter Schallplatten erzeugt. Das hatte ich schon vergessen. Wenn es beim Sitzen in der verregneten November-Finsternis dann langsam kalt wird, fühlt es sich recht eigentümlich an, erreichen einen Botschaften wie:

>>Woke up this morning / My dog was dead / Someone disliked him / And shot him through the head<< [Quelle]

Das sagenhaft geradlinige Schrumpeln von Elektrogitarren, ein recht schlichter Baß und ein Schlagzeug vom Schrottplatz. Dazu diese markante Stimme von Dan McCafferty, mit der man Wasserleitungsrohre schneiden könnte.

Genau! "Nazareth" im Jahre 1973: "Razamanaz". Ich bestaune geradezu grenzenlos, was ich als Fan für ein Simpel gewesen bin und daß mir diese Heimwerkerlyrik heute noch so zu Herzen geht. Bob Dylan hin, Van Morrison her, in meinen Glanzzeiten eines unerschöpflichen Testosteronspiegels fand ich solche Zeilen erhebend:

>>I could smell the roses in her hair / But when I awoke she was not there<< [Quelle]

Cut!

Amerika hat gewählt. Barack Hussein Obama. Allein der Name erscheint mir schon als bemerkenswerte Reaktion auf die Amtsperioden von George W. Busch und was die Bushies in dieser Zeit der Welt und dem eigenen Land alles aufgebürdet haben.

Ich bin natürlich außerstande, das Wahlergebnis zu kommentieren. Was es bedeutet? Was es bewirken wird? Kein Ahnung. Warten wir ab, was sich zeigt.

Cut!

Noch ein paar Notizen dazu, daß ich den Politiker Arnold Schwarzenegger in etlichen Einträgen (auch im gestrigen) eine "präfaschistische Ikone" genannt habe. Sollte ich möglichst knapp darlegen, was RASSISMUS ist, wäre meine Antwort: Das Herabwürdigen eines Menschen aufgrund körperlicher Merkmale.

Rassismus zeigt sich über sehr unterschiedliche Konzepte, die freilich nicht bloß auf die Physis der Menschen, welche herabgewürdigt werden sollen, angewiesen sind. Aber über körperliche Merkmale geht es immer und flott.

Ich habe behauptet, daß Schwarzenegger Fixpunkte in einem "präfaschistischen Koordinatensystem" äußerst detailgenau abarbeiten. So bedachte er zum Beispiel den afro-amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama mit folgender Freundlichkeit:

>>Er lade Obama ein, den von ihm alljährlich veranstalteten Bodybuilder-Wettbewerb "Arnold Classic" in Columbus zu besuchen, so Schwarzenegger. Obama müsse zuvor allerdings etwas "gegen diese dürren Beine" machen, weswegen er ihm ein bisschen Training verordnen werde: "Und dann lassen wir ihn ein paar Bizepsübungen machen, um seine dünnen Arme zu kräftigen."<< [Quelle]

Kraftlackelei vor Problemlösungskompetenz. Das ist natürlich genau jenes Problems, dessen Kur es zu sein behauptet; wie der Zustand Amerikas mehr als deutlich belegt.

Was immer jemand innerhalb eines Wahlkampfes für entschuldbar hält, wenn solche Kampfrhetorik sich breit macht, das ist rassistisch und -- davon unabhängig -- sowieso unter aller Sau. Der alternde Athlet bedient damit außerdem ein Grundmotiv des Faschismus, wonach Aktion vor Reflexion geht, wonach ein "gestählter Körper" in aktionsbereiter Verfassung als Ideal gilt. Der "edle Wilde", im 20. Jahrhundert als "soldatischer Mann" angekommen, zugleich aber ein "Einzelkämpfer" und Haudegen ... In Hollywood immer noch hochgehalten und von da schon mehrfach in Politik überführt.

[Wir Kinder des Kalten Krieges]


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