11. Oktober 2008
Gleisdorf hat geflaggt, das Festival
"steiricher herbst" beginnt nun auch hier. Heute vormittag gibt es erste
Sessions im Zentrum. Im Keller des Rathauses wird morgen die Ausstellung eröffnet.
Nikola Dzafo ist mit seiner "Art
klinika"-Crew in der Nacht angekommen. Dragan Protic ist mit "Skart" noch
unterwegs.
Unser Projekt "next code: exit"
befindet nun auf Kurs. Hat man keine Nägel in die Wand zu schlagen, sind statt dessen
eben Kabel und Seile zu verlegen, Wände aufzubauen ... alles scheint zu klappen; auch
wenn das eine unruhige Instanz in mir nicht glauben will. Das Lampenfieber ist eine offenbar unabwendbare Kraft im Gemisch jener Emotionen,
die einen durch solche Ereignisse werfen. Hab ich diesmal schon "nie wieder"
geschworen? Als wüßte es mein Schicksal nicht besser. (grins!) |
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Kuratorin Mirjana Selakov irrlichtert zwischen Graz und
Gleisdorf hin und her, schläft kaum, macht enorm viele Kilometer; überdies hab ich noch
nie erlebt, daß sie unter Streß jemanden anbrüllt. Was bei mir sehr leicht vorkommen
kann.
Die "Kuvarice"
erzählen launige Geschichten aus dem vormaligen Kriegsgebiet. Ich hatte auf meiner Reise nach Bukarest
ein Buch der Journalistin Antonia Rados mit. In "Gucci gegen Allah" beschreibt
sie sehr eindringlich, wie immer wieder Frauen auf spezielle Art die Konsequenzen von
Kriegen tragen. Diese bestickten Tücher erzählen auch davon.
Nach diesem Sezessionskrieg bekam ich zuerst von
südslawischen Autorinnen Texte zu lesen, in denen kritische Zugänge dargestellt sind;
wofür die Frauen von ihren Landsleuten scharfen Gegenwind erhalten haben. Frauen wie
Slavenka Drakulic, Marusa Krese ...
Freilich sind auch Autoren längst unterwegs, sich diesen
Dingen zu widmen. Wie etwa Dzevad Karahasan. Ich werde demnächst einige solcher Fäden
aufgreifen, um da etwas zu verknüpfen.
Sigrid Meister, die Kustodin des Gleisdorfer "Museum
im Rathaus", ist hier gerade mit dem Ausleuchten meines Beitrags beschäftigt. Sieben
Blätter, symbolisch für die sieben südslawischen Nationen.
Davon haben ich im Eintrag
vom 8. Oktober erzählt, als der Tod von Johannes J. Musolf zu notieren war, von dem
die Blätter stammen. Ich bin immer noch sehr irritiert, daß wir darangegangen waren,
über den Tod zu arbeiten, der stets als Drohung und Option zu unser aller Leben gehört.
Als einen Appell, der Lebendigkeit mehr Sicherheiten zu bieten. Und nun hat ihn der Tod
ereilt, so wenige Tage vor der Eröffnung.
Die Arbeit bleibt also unausweichlich mit diesen
Realitätsbezügen verknüpft. Was ja als gute Nachricht gelten darf. Dennoch bleibe ich
unruhig über der Unerbittlichkeit solcher Trennungen.
[steirischer herbst]
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