8. Oktober 2008 Ich habe
mit dem deutschen Künstler Johannes J. Musolf einige Projekte umgesetzt. Wir sind uns nie
real begegnet. Es war eine langjährige Geschichte der Telepräsenz. Gestern kam Post:
Lieber Martin Krusche!
Heute schreibt Ihnen nicht Johannes, sondern Alfons Musolf, der Bruder von Johannes. Ich
muss Ihnen mitteilen, dass Johannes am 5.10., nachts um 2 Uhr verstorben ist.
[...] |
So geschieht das. Auf wenige Stunden fast
genau eine Woche vor jener Vernissage
im Rahmen des Festivals "steirischer herbst", zu der wir beide ein Stück Arbeit
verzweigt haben. Eine Geschichte, deren Auftakt zwei Jahre zurück liegt.
Da zeigt sich übrigens, er war in diesen Vorlauf von
"next code"
verwoben, teilte meinen Geschmack an derart prozeßhaftem Arbeiten. Musolf hatte sich mit
großer Zähigkeit seinen Aktionsradius erarbeitet, da er radikale körperliche
Einschränkungen hinnehmen mußte. Es war wohl so, daß viel seiner Kraft dafür
reserviert sein mußte, überhaupt am Leben zu bleiben.
Das Kunstfeld erweist sich als eine virtuelle
Welt, die in vielen Punkten dann zu einer aktuellen Welt wird, jederzeit auch ein
"Bezugsrahmen", innerhalb dessen sich zwischen Menschen ganz erstaunliche Dinge
zutragen.
So werde ich also für kommenden Sonntag
nicht einfach eine Ausstellung aufbauen, ich werde Gelegenheit haben, eine Markierung für
Johannes zu setzen. Einen Hinweis auf unser aller
Verletzlichkeit und auf die Möglichkeiten, dieser Versehrbarkeit mit unseren Emotionen
und unserem Verstand etwas gegenüber zu setzen. Das Kuriose an dieser Aktualität: Wie
dabei welche Themen in einander gehen. Denn ein Krieg war für mich Anlaß gewesen, diese
Arbeit zu beginnen, also das Sterben von Menschen.. |
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Johannes hat mit den sieben
Blättern Symbole für die sieben südslawischen Nationen geschaffen: [link] Wir haben heuer im
Frühjahr die ersten davon im Boden Westserbiens hinterlassen, in der Nähe des bosnischen
Ortes Srebrenica.
Hier der Künstler ILA beim Vergraben eines der Blätter. Es
waren genau die Tage, als mich wegen unserer Reise jene Nachricht vom Tod der Sängerin
Christa Weber [link] nicht erreicht
hatte, da wir in Gornji Milanovac [link] ganz anderen Dingen nachgehangen sind.
Die Kette der thematischen Verknüpfungen
ließe sich da weiterzeichnen, die Wechselbeziehungen und Abfolgen von Lebendigkeit;
welche eben auch verlöscht. Davon handelt Kunst unter anderem. Daß wir einander diese
Dinge erzählen. Daß wir den Emotionen und den Bildern Raum geben. Daß wir einander
Bedingungen schaffen, diese Versehrbarkeit und Flüchtigkeit zu ertragen.
Cut!
Ich habe eingangs den jugoslawischen Sezessionskrieg
erwähnt und die sieben Blätter, mit denen wir die sieben südslawischen Völker
dargestellt haben. Einer der brisantesten Punkte in dieser Geschichte ist das Kosovo. Eine
zum Erbarmen arme Region, in der kein slawisches Volk dominiert, sondern christliche und
moslemische Albaner.
Die Katastrophen und gegenwärtigen Probleme, welche sich
wesentlich zwischen Albanern und Serben festgesetzt haben, dürften allgemein geläufig
sein. Lösungen? Westliches "Gescheitsein" ist da nicht die erste Wahl. Aber mit
einander zu reden. Verständigungen. Genau das entfaltet sich zur Zeit in der Begegnung
mit vier kosovarischen Malern. [link]
Dazu gehören einige Ausstellungen, die der Tierarzt Karl
Bauer initiiert hat. Wir haben gestern mit Sigrid Meister, der Kustodin des "Museum
im Rathaus", die nächsten Schritte dafür besprochen. (Im November geht es mit den
Kosovaren in Gleisdorf weiter.)
Cut!
Hannes Rauscher, Kolumnist bei "Der Standard", wünscht dem
Präsidentschaftskandidaten John McCain ein langes Leben. Unter anderem deshalb, weil
sonst, falls er Präsident der USA würde, sein Ableben Sarah Palin zur Präsidentin
machen würde.
Es war vor einiger Zeit zu lesen, sie habe erst kürzlich
ihren ersten Reisepaß erhalten, woraus man schließen muß, daß sie von der Welt
eigentlich keine Ahnung hat. Was etwas beunruhigend ist, wenn man die permanenten
außenpolitischen Ambitionen der USA betrachtet.
Rauscher meint, es sei fast vernachlässigbar, daß Palin
in ihren Ansichten "leicht rechts von Dschingis Khan steht". Viel
problematischer findet er den "Armageddon-Glauben" der "assemblies of god", einer
Glaubensgemeinschaft, deren Grundsätze durchaus lesenswert sind. Denn wenn das
Grundsätze einer "Weltpolitik" wären, hätte wir möglicherweise auf einen
Weltenbrand nicht gar so lange zu warten.
Autor Michael Roloff schickte mir dieser Tage ein
"Sarah Palin Debate Flow Chart", das offenbar unter amerikanischen Spaßvögeln
kursiert. Schöne Aussichten ...
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