27. September 2008
Ein alter 411er-Unimog nahe dem Gleisdorfer Bahnhof. So sah
das Urmodell aus, die erste Bauserie. Meine Autogeschichten. Genauer: Was für eine
schöne kleine Maschine! Das "UNIversalMOtorGerät". Einst gedacht und gebaut,
um in der Landwirtschaft einen neuen Akzent zu setzen.
Als Produkt des "Morgenthau-Planes",
wonach unter den Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg einige meinten, Deutschland dürfe
kein Industriestaat bleiben, sondern müßte ein Agrarland werden. Diese Idee zur
"Entwaffnung" Deutschlands kam nicht zum Zug. Es wurde dann der "Marshall-Plan",
durch den Deutschland und Österreich wirtschaftlich wie ideologisch in Richtung
"westlicher Standards" bewegt wurden.
Womit ich nun eigentlich ausdrücken wollte, daß meine
"Autogeschichten" eben immer auch Zeitgeschichte und Sozialgeschichte
repräsentieren, Artefakte zu sehr interessanten Erzählungen sind.
Der "Unimog" hat einen sachliche Querverbindung
zu diesem Bild: Die Konsequenzen des Zweiten Weltkrieges. Das Hinterlegen von Steinen ist
unter Juden eine Geste des Totengedenkens. Gestern wurde in Gleisdorf ein
"Mahnmal" eingeweiht, das im Rahmen eines Schülerwettbewerbes nach einem
Entwurf von Corinna Donnerer entstand.
Denn durch diese Region wurden einst ungarische Juden auf
einem "Todesmarsch" wie Vieh getrieben. Diese Einweihung fällt in Tage, da der
vaterländische Hace Strache im Rahmen des Wahlkampfes vorschlug, Österreich möge das
"NS-Verbotsgesetz" abschaffen.
Seine FPÖ plakatiert unter anderem die Botschaft:
"Sie sind gegen IHN. Weil ER für EUCH ist." Das sind ja Slogans, die nach
Deutung verlangen, also sind sie MEHRDEUTIG. Anders ausgedrückt: Man kann nix
"beweisen". So agiert die "Neue Rechte" mit ihrem nazistischen Anteil
seit den 1980ern, denn die sind klüger geworden und rennen nicht ohne weiteres mit
dumpfen Statements in strafbare Situationen.
Wäre ich selbst ein Neonazi, würde ich schon verstehen,
wer in diesem Satz wer ist und wie die Botschaft funktioniert.
In "Sie sind gegen IHN. Weil ER für EUCH ist."
sind "Sie" jene, die "wir" schon ein Weilchen "Gutmenschen"
nennen. Die sind gegen "ihn", nämlich Strache, weil er für "uns"
ist. Merci! Botschaft verstanden. Auch wenn es ein Staatsanwalt nicht verwerten könnte.
Stichwort
"Gutmenschen". Wieder ein Blatt aus der Kampagne von Regisseur Ernst M. Binder. Es erscheint mir
übrigens recht vielsagend, daß wir in einer Zeit leben, wo "guter Mensch" als
Zuschreibung in einer so negativ konnotierten Form üblich wurde, was exponierte Politiker
aufgegriffen haben und ihrerseits verwenden. |
Wir
alle brauchen ein Dach über dem Kopf.
Ein Grashalm ist ein Grashalm ist ein Grashalm!
Jedes Lächeln wird zu Dir zurückkommen.
Stütze einen Kranken, sei Stiege ihm ins Himmelreich!
Halte auch die andere Backe hin.
GUT - Liste Gutmensch |
Cut!
Nächste Woche steht uns ein Besuch in Bukarest bevor. Ich
werde mit der Künstlerin Linda M. Schwarz und den beiden Kunsthistorikerinnen Mirjana
Selakov und Sigrid Meister unterwegs sein. Querverbindungen für Kunstvorhaben, die hier
in der Oststeiermark einen Fokus haben, aber zunehmend auch auf internationale Ebenen
Verzweigungen finden. (Siehe dazu auch "next code: log #98!)
Während wir unterwegs sein werden, geht die Eröffnung des
Festivals" steirischer herbst" über die Bühne. Was unseren Beitrag dazu
angeht, hatten wir eben eine weitere Station in Gleisdorf. Mirjana Selakov hielt ihren
Vortrag "Kunstszene Serbiens 1970-2000": [link]
Kleine Schritte, um mit unseren unmittelbaren Nachbarn und
deren Nachbarn etwas besser vertraut zu werden. Es hatte schon die zweite Hälfte des 20.
Jahrhunderts eine endlose Flut an Vorurteilen gegen "die aus dem Osten"
hervorgebracht, wodurch uns Blicke verstellt sind.
Erhebliche Teile des innenpolitischen
Personals nutzt solche Ressentiments gegenwärtig wieder sehr stark. Zur gleichen Zeit finden wir in unseren Tages- und Wochenzeitungen
laufend solche Inserts. Heimische Companies investieren seit Jahren höchst erfolgreich in
"Südosteuropa", beziehungsweise, wie das Insert ausdrückt, in "Mittel-
und Ost-Europa".
Davon haben wir übrigens auch beim aktuellen Bankenkrach
in den USA sehr profitiert. Österreichisches Kapital wirft im Osten Europas gute Profite
ab, während in Amerika Milliarden verbrannt sind.
Merkwürdig, daß wir das im aktuellen Wahlkampf nicht zu
hören bekommen. Welche finanziellen Wohltaten Österreich aus dem Fall der Grenzen ziehen
konnte. |
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