27. September 2008

log1214a.jpg (25464 Byte)

Ein alter 411er-Unimog nahe dem Gleisdorfer Bahnhof. So sah das Urmodell aus, die erste Bauserie. Meine Autogeschichten. Genauer: Was für eine schöne kleine Maschine! Das "UNIversalMOtorGerät". Einst gedacht und gebaut, um in der Landwirtschaft einen neuen Akzent zu setzen.

Als Produkt des "Morgenthau-Planes", wonach unter den Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg einige meinten, Deutschland dürfe kein Industriestaat bleiben, sondern müßte ein Agrarland werden. Diese Idee zur "Entwaffnung" Deutschlands kam nicht zum Zug. Es wurde dann der "Marshall-Plan", durch den Deutschland und Österreich wirtschaftlich wie ideologisch in Richtung "westlicher Standards" bewegt wurden.

Womit ich nun eigentlich ausdrücken wollte, daß meine "Autogeschichten" eben immer auch Zeitgeschichte und Sozialgeschichte repräsentieren, Artefakte zu sehr interessanten Erzählungen sind.

log1214bd.jpg (27859 Byte)

Der "Unimog" hat einen sachliche Querverbindung zu diesem Bild: Die Konsequenzen des Zweiten Weltkrieges. Das Hinterlegen von Steinen ist unter Juden eine Geste des Totengedenkens. Gestern wurde in Gleisdorf ein "Mahnmal" eingeweiht, das im Rahmen eines Schülerwettbewerbes nach einem Entwurf von Corinna Donnerer entstand.

Denn durch diese Region wurden einst ungarische Juden auf einem "Todesmarsch" wie Vieh getrieben. Diese Einweihung fällt in Tage, da der vaterländische Hace Strache im Rahmen des Wahlkampfes vorschlug, Österreich möge das "NS-Verbotsgesetz" abschaffen.

log1214c.jpg (30456 Byte)

Seine FPÖ plakatiert unter anderem die Botschaft: "Sie sind gegen IHN. Weil ER für EUCH ist." Das sind ja Slogans, die nach Deutung verlangen, also sind sie MEHRDEUTIG. Anders ausgedrückt: Man kann nix "beweisen". So agiert die "Neue Rechte" mit ihrem nazistischen Anteil seit den 1980ern, denn die sind klüger geworden und rennen nicht ohne weiteres mit dumpfen Statements in strafbare Situationen.

Wäre ich selbst ein Neonazi, würde ich schon verstehen, wer in diesem Satz wer ist und wie die Botschaft funktioniert.

In "Sie sind gegen IHN. Weil ER für EUCH ist." sind "Sie" jene, die "wir" schon ein Weilchen "Gutmenschen" nennen. Die sind gegen "ihn", nämlich Strache, weil er für "uns" ist. Merci! Botschaft verstanden. Auch wenn es ein Staatsanwalt nicht verwerten könnte.

log1214d.jpg (32983 Byte)

Stichwort "Gutmenschen". Wieder ein Blatt aus der Kampagne von Regisseur Ernst M. Binder. Es erscheint mir übrigens recht vielsagend, daß wir in einer Zeit leben, wo "guter Mensch" als Zuschreibung in einer so negativ konnotierten Form üblich wurde, was exponierte Politiker aufgegriffen haben und ihrerseits verwenden. Wir alle brauchen ein Dach über dem Kopf.
Ein Grashalm ist ein Grashalm ist ein Grashalm!
Jedes Lächeln wird zu Dir zurückkommen.
Stütze einen Kranken, sei Stiege ihm ins Himmelreich!
Halte auch die andere Backe hin.
GUT - Liste Gutmensch

Cut!

Nächste Woche steht uns ein Besuch in Bukarest bevor. Ich werde mit der Künstlerin Linda M. Schwarz und den beiden Kunsthistorikerinnen Mirjana Selakov und Sigrid Meister unterwegs sein. Querverbindungen für Kunstvorhaben, die hier in der Oststeiermark einen Fokus haben, aber zunehmend auch auf internationale Ebenen Verzweigungen finden. (Siehe dazu auch "next code: log #98!)

log1214e.jpg (15632 Byte)

Während wir unterwegs sein werden, geht die Eröffnung des Festivals" steirischer herbst" über die Bühne. Was unseren Beitrag dazu angeht, hatten wir eben eine weitere Station in Gleisdorf. Mirjana Selakov hielt ihren Vortrag "Kunstszene Serbiens 1970-2000": [link]

Kleine Schritte, um mit unseren unmittelbaren Nachbarn und deren Nachbarn etwas besser vertraut zu werden. Es hatte schon die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts eine endlose Flut an Vorurteilen gegen "die aus dem Osten" hervorgebracht, wodurch uns Blicke verstellt sind.

Erhebliche Teile des innenpolitischen Personals nutzt solche Ressentiments gegenwärtig wieder sehr stark.

Zur gleichen Zeit finden wir in unseren Tages- und Wochenzeitungen laufend solche Inserts. Heimische Companies investieren seit Jahren höchst erfolgreich in "Südosteuropa", beziehungsweise, wie das Insert ausdrückt, in "Mittel- und Ost-Europa".

Davon haben wir übrigens auch beim aktuellen Bankenkrach in den USA sehr profitiert. Österreichisches Kapital wirft im Osten Europas gute Profite ab, während in Amerika Milliarden verbrannt sind.

Merkwürdig, daß wir das im aktuellen Wahlkampf nicht zu hören bekommen. Welche finanziellen Wohltaten Österreich aus dem Fall der Grenzen ziehen konnte.

log1214f.jpg (21681 Byte)

[kontakt] [reset] [krusche]

39•08