3. September 2008
Der Herbst naht und da draußen sind einsame
Jobs zu tun. Hinten, nahe am Horizont, sieht man den Traktor mit dem mächtigen Wendepflug,
der Boden zur Libnken läßt ahnen, wie oft diese Strecke noch befahren werden muß. Da
ist eine handliche Maschine. Es sind längst größere Traktoren mit noch größeren
Pflügen unterwegs.
Cut!
Ich hab gestern
ein paar Takte Schwermetall erzählt. Freilich, "Heavy Metal" hieß das in
meinen Jugendtagen und wird von den heutigen Youngsters für genau das gehalten, was
daraus geworden ist, seichte Fahrstuhlmusik. "Metal" ist in viele Stilrichtungen
ausdifferenziert und klingt so beunruhigend, daß zwischen den Youngsters und deren Eltern
ausreichend Abstand entsteht, wenn diese Musiken angehen.
Spikes, wie sie mein Sohn gerne trägt, sind
ja auch -- mindestens auf visueller Ebene -- sehr deutliche Abstandhalter. Abstand halten.
Das bevorzugen offenbar auch amerikanische Soldaten, wenn sie irgendwo aufzuräumen
wünschen. (Quelle: "Der Standard")
Wir haben Afghanistan schon ein wenig
vergessen. Dort sind die Interessen von Rußland und den USA nach wie vor in einander
verwoben. Oder mit einander konfrontiert. 90 Unschuldige Tote. Das nennen wir gewöhnlich
ein Massaker. Eine erstaunliche "licence to kill", die Bush seinen Leuten
gegeben hat.
In welcher Region sind denn die US-Truppen da
tätig? Da dieser Tage viel von Georgien die Rede ist, wo die Bush-Administration gerne
für Demokratie sorgen würde ... Von Georgien wäre südöstlich durch Aserbeidschan zu
fahren und durch das Kaspische Meer zu schwimmen, in Turkmenistan aus dem Wasser steigen,
das Land zu durchqueren, um in Afghanistan anzukommen. (Turkmenistan und Afghanistan haben
im Westen den Iran zum Nachbarn.)
Verwirrende Vorgänge. Hätten georgische
Einheiten am 7. August die Hauptstadt Südossetiens mit Raketenwerfern beschossen, wenn
das Land schon Mitglied der Nato wäre? Hat Rußland dieses Szenario provoziert, um so
hart zurückschlagen zu können? Haben die amerikanischen Militärberater in Georgien in
dieser Entwicklung eine maßgebliche Rolle gespielt?
Und warum hat schon wieder ein kritischer
Journalist sein Leben mit einer Kugel im Kopf beendet? (Der moskaukritische inguschetische
Journalist Magomed Jewlojew starb in Polizeigewahrsam unter bisher ungeklärten
Umständen an einer Schußwunde.)
Aber bei solchen Erörterungen vergesse ich
manchmal selbst, daß eine Regierung und ein Volk zweierlei sind. Eliten haben eben oft
Interessen, die man nicht dem Staatsvolk anrechnen kann. Polemisch: Was sind schon 45
Millionen amerikanische Bürgerinnen und Bürger ohne Krankenversicherung gegen die
härteste Armee der Welt und ihre Mission, der Welt Demokratie zu bringen?
Falsch! So zu argumentieren führt zu gar
nichts. Emotional geht's für mich besser: Ich bin gestern durch einen Film der Autorin
Shainee Gabel daran erinnert worden, daß "Amerika" eben nicht vor allem jenes
der politischen Eliten ist, die sich bei Convents bejubeln lassen, als wäre ein Messias
in den Klamotten des alternden Elvis angekommen.
Shainee zeigt in "A Love Song for Bobby Long"
das Ringen von Menschen, die auf sehr verschiedene Arten gescheitert sind, wieder Terrain
zu gewinnen, auf dem sie sich in wechselseitiger Achtung besser aufgehoben finden.
Wie läßt sich solches Terrain finden,
betreten und sichern? Auf jeden Fall nicht mit bewaffneten Einheiten ...
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