27. August 2008 next code: divan
Im Jahr 1958, ich war gerade
zwei Jahre alt, hatte Europa die gröbsten Spuren des Zweiten Weltkrieges getilgt. Der
"Wiederaufbau" begünstigte überall große Karrieren, denn Krieg und seine
Folgen sind stets für blendende Geschäfte gut. Jacques Tati hat in "Mon oncle" einige
Motive dieser Ära zum Brüllen komisch abgehandelt.
Das Aufgeräumte, streng geordnet, steif, auf Effizienz
ausgerichtet, mit makellosen Accessoires ausgestattet, den strikten Abläufen
untergeordnet, die das angemessene Einkommen sichern, um soziale Kälte zu inszenieren.
Monsieur Hulot ist der lebendige Prüfstein dieser
Zustände und bringt den Hausherren laufend an den Rand der Verzweiflung. Klar, daß mir
diese "Diwan-Szene" besonders gefiel. Wir schließen diese Woche unser
"Diwan-Thema" ab, "next code: divan" wird freilich weiter geführt.
Von der Tattoo-Convention in Gleisdorf habe ich schon erzählt, auch vom
amerikanischen Schwermetall und dem Speed Race. Mein Blick ist da freilich nicht nur auf
V8-Maschinen geheftet. Sonntags konnte ich diesen Audi 60 per Zuruf stoppen.
Dieser 1968 auf dem Markt erschienene Wagen war mir vorher
schon außerhalb der Reichweite meiner Kamera untergekommen. Dieser Audi ist von einem
1963er DKW abgeleitet worden, mit dem er die Karosserie teilt. Also ein Gut jener Ära,
die ich eingangs mit Jacques Tati angerissen habe. Wenn man diesen Wagen zum heutigen
Status von Audi in Beziehung bringt, hat man durchaus eine anschauliche Verlaufsskizze des
Wirtschaftswachstums nach dem Zweiten Weltkrieg.
Zu diesen Stichworten gehört auch folgendes:
Kalter Krieg. Und es scheint, als würden wir dieses Kategorie menschlicher Niedertracht
einfach nicht los werden. Es war in "Der Standard" nur eine sehr kleine
Meldung, die darauf hinweist, daß ein wichtiger Krisenbereich Südosteuropas nun wohl an
Stabilität gewinnen wird.
Bleibt abzuwarten, was die USA dort mit ihrem Camp
Bondsteel vorhaben. Hinzu kommt: Von den geplanten Raketenstellungen in Polen und
Tschechien scheint sich eine nervöse russische Regierung schon geraume Zeit höchst
provoziert zu fühlen. Ein Rußland, das in Georgien gerade höchst aggressiv für neue
Faktenlagen sorgt. |
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Ich hab kürzlich in einer
Fußnote angemerkt, daß ich mir über Rußlands Status keine Illusionen mache. (Siehe den
Eintrag vom 19. August!) Genau deshalb macht mich
die Bush- Administration mehr als unruhig.
Den von den USA forcierten Nato-Beitritt
Georgiens dürfte Rußland nun längerfristig erledigt haben. Nachdem man in Tiflis am 7.
August einen Angriff auf Südossetien gestartet hatte, den viele Kommentatoren als
erheblichen Unfug bewerten, hatten Medwedew und Putin einen mehr als willkommenen Anlaß,
um mit großer Wucht einzugreifen..
Einer der Hintergründe: Daß jemand für den
"Nordantlantik-Pakt" im
Kaukasus Mitgliedsstaaten sucht, kann von Rußland gar nicht anders denn als Bedrohung
gewertet werden. Bush findet das vermutlich amüsant.
Putin lacht sicher nicht. (Quelle:"Der Standard") Und dieser ganze
Durcheinander wird sich mit Waffengewalt lösen lassen? Noch dazu mit amerikanischen
Waffen? Das dürfte nicht gehen. Ich denke, Europa sollte auf politischer Ebene die
Kompetenz zeigen, mit der Nachbarschaft angemessene Stabilität zu erreichen. Amerika ist
uns vorerst aus dem Irak noch die Belege schuldig, daß es mit seiner Armee und seinem
Know how die Demokratie voran brächte. Europa wäre gefordert, in seinen Angelegenheiten
eine merklich bessere Figur zu machen.
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