27. August 2008

next code: divan

Kommenden Freitag:
Ost-West-Passage II
(Zentrum/Provinz, Kunst und Tee)

log1193d.jpg (4665 Byte)

Im Jahr 1958, ich war gerade zwei Jahre alt, hatte Europa die gröbsten Spuren des Zweiten Weltkrieges getilgt. Der "Wiederaufbau" begünstigte überall große Karrieren, denn Krieg und seine Folgen sind stets für blendende Geschäfte gut. Jacques Tati hat in "Mon oncle" einige Motive dieser Ära zum Brüllen komisch abgehandelt.

log1194a.jpg (22011 Byte)

Das Aufgeräumte, streng geordnet, steif, auf Effizienz ausgerichtet, mit makellosen Accessoires ausgestattet, den strikten Abläufen untergeordnet, die das angemessene Einkommen sichern, um soziale Kälte zu inszenieren.

Monsieur Hulot ist der lebendige Prüfstein dieser Zustände und bringt den Hausherren laufend an den Rand der Verzweiflung. Klar, daß mir diese "Diwan-Szene" besonders gefiel. Wir schließen diese Woche unser "Diwan-Thema" ab, "next code: divan" wird freilich weiter geführt.

log1194b.jpg (32081 Byte)

Von der Tattoo-Convention in Gleisdorf habe ich schon erzählt, auch vom amerikanischen Schwermetall und dem Speed Race. Mein Blick ist da freilich nicht nur auf V8-Maschinen geheftet. Sonntags konnte ich diesen Audi 60 per Zuruf stoppen.

Dieser 1968 auf dem Markt erschienene Wagen war mir vorher schon außerhalb der Reichweite meiner Kamera untergekommen. Dieser Audi ist von einem 1963er DKW abgeleitet worden, mit dem er die Karosserie teilt. Also ein Gut jener Ära, die ich eingangs mit Jacques Tati angerissen habe. Wenn man diesen Wagen zum heutigen Status von Audi in Beziehung bringt, hat man durchaus eine anschauliche Verlaufsskizze des Wirtschaftswachstums nach dem Zweiten Weltkrieg.

Zu diesen Stichworten gehört auch folgendes: Kalter Krieg. Und es scheint, als würden wir dieses Kategorie menschlicher Niedertracht einfach nicht los werden.

Es war in "Der Standard" nur eine sehr kleine Meldung, die darauf hinweist, daß ein wichtiger Krisenbereich Südosteuropas nun wohl an Stabilität gewinnen wird.

Bleibt abzuwarten, was die USA dort mit ihrem Camp Bondsteel vorhaben. Hinzu kommt: Von den geplanten Raketenstellungen in Polen und Tschechien scheint sich eine nervöse russische Regierung schon geraume Zeit höchst provoziert zu fühlen. Ein Rußland, das in Georgien gerade höchst aggressiv für neue Faktenlagen sorgt.

log1194c.jpg (32747 Byte)

Ich hab kürzlich in einer Fußnote angemerkt, daß ich mir über Rußlands Status keine Illusionen mache. (Siehe den Eintrag vom 19. August!) Genau deshalb macht mich die Bush- Administration mehr als unruhig.

Den von den USA forcierten Nato-Beitritt Georgiens dürfte Rußland nun längerfristig erledigt haben. Nachdem man in Tiflis am 7. August einen Angriff auf Südossetien gestartet hatte, den viele Kommentatoren als erheblichen Unfug bewerten, hatten Medwedew und Putin einen mehr als willkommenen Anlaß, um mit großer Wucht einzugreifen..

Einer der Hintergründe: Daß jemand für den "Nordantlantik-Pakt" im Kaukasus Mitgliedsstaaten sucht, kann von Rußland gar nicht anders denn als Bedrohung gewertet werden. Bush findet das vermutlich amüsant.

log1194d.jpg (12716 Byte)

Putin lacht sicher nicht. (Quelle:"Der Standard") Und dieser ganze Durcheinander wird sich mit Waffengewalt lösen lassen? Noch dazu mit amerikanischen Waffen? Das dürfte nicht gehen. Ich denke, Europa sollte auf politischer Ebene die Kompetenz zeigen, mit der Nachbarschaft angemessene Stabilität zu erreichen. Amerika ist uns vorerst aus dem Irak noch die Belege schuldig, daß es mit seiner Armee und seinem Know how die Demokratie voran brächte. Europa wäre gefordert, in seinen Angelegenheiten eine merklich bessere Figur zu machen.


[kontakt] [reset] [krusche]

35•08