17. August 2008 Was die
britische E Type von Jaguar gewesen ist (Siehe Eintrag
vom 6. August 2008!) war im Amerika der späten 1960er die Corvette in der
Cokebottle-Version. Bill Mitchells skrupellose Verkleidung für zwei Sitze bei
kurzem Hintern und langer Schnauze.
Diese Maschine kam mir eben in Graz unter, als
ich an einer Kreuzung stand, danach war ich dann allerdings gleich wieder in der
Oststeiermark unterwegs. Für eine durchaus lohnende Tour zu etlichen Schauplätzen der
regionale 08. In einer entspannten Shuttle-Tour. Ich mochte daran, abgesehen
von den gezeigten künstlerischen Arbeiten, auch sehr diese verlassenen Orte.
Vormalige Betriebsstätten. Ein fast schon aufgegebenes Schloß. Abgelegenes. Restliche
Spuren von gänzlich anderen Lebensgeschichten.
So etwa die stattlichen Viehhallen in
Feldbach, auf kuriose Art als (präziser formulierte) Fleckviehhallen in die
Annalen der Region eingeschrieben.
Oder die Innereien des beeindruckenden Tabak-Stadels in
Ilz. Ein Monument der Ästhetik, die aus purer Funktion abgeleitet wurde. Man hat allein
schon daran geraume Zeit zu schauen, zu entdecken, zu staunen. (Bezüglich der Viehhallen
und des Tabakstadels siehe Log #93 von "next code" und note #23 von
"next code: divan"!) Ähnlich das sehr Schloß Hainfeld, in dem der Orienatalist
Josef von Hammer-Purgstall einige Zeit zuhause gewesen ist.
Ein schöner Ort, der mutmaßlich verschwinden wird, weil
im Moment nichts darauf hinweist, daß ausreichende Mittel zur Sanierung verfügbar sein
werden. Mir ist das Schloß sehr vertraut, obwohl ich es nun zum ersten Mal betreten habe.
Man kann es nämlich von jener Straße aus gut sehen, die hinter Feldbach nach Pertlstein
und weiter nach Fehring führt.
Pertlstein, ein völlig unbedeutender Ort, auf dessen Höhe
-- der anderen Seite zu -- ein kleiner Bauernhof liegt, den Autor Thomas Glavinic bewohnt
hat, ehe er in neue Regionen aufgebrochen ist, um sich einen literarischen Rang zu
erarbeiten, den ihm, wie sich schließlich gezeigt hat, ältere Kollegen nicht nachsehen.
(Da hängen einige sehr amüsante Geschichten dran.)
Pertlstein ist für mich aber auch mit dem härtesten Bruch
verbunden, den ich auf einem Motorrad je erlebt habe. Jene Kreuzung hinter Feldbach, an
der ich damals den Hängerzug überholt hatte, ist heute keine Kreuzung mehr, sondern ein
Kreisverkehr. Die Strecke vorbei am Schloß Hainfeld ist unverändert. Pertlstein liegt
heute abseits einer Umfahrung, über die man nach Fehring kommt. Damals ging der ganze
Verkehr noch durch das Dorf, wo mich der LKW einholte und schließlich überfuhr. [link]
Das sind meine Pertlstein-Remeniszenzen, mit dem Schloß
verbunden, nämlich der Autor Glavinic und eine schrottreife 750er. (Naja, mein Leben war
danach auch nicht mehr, nie mehr, wie davor.) Natürlich macht es mich sentimental, an
solche Dinge zu denken. In der Folge bin ich für Momente überzeugt, die Welt sei genau
das und nichts anderes, nämlich ein Konglomerat von Gerüchten, Eposiden und
Reminiszenzen.
Folglich unterscheiden bloß Art und Höhe des
Komplexitätsniveaus, ob dieses Konglomerat etwa als Tratsch, Journalismus,
Geschichtswissenschaft, Kunst oder was auch immer verstanden wird. Deutungsgeschäfte.
Kompilationen. Konstruktion.
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