17. August 2008

Was die britische E Type von Jaguar gewesen ist (Siehe Eintrag vom 6. August 2008!) war im Amerika der späten 1960er die Corvette in der „Cokebottle“-Version. Bill Mitchells skrupellose Verkleidung für zwei Sitze bei kurzem Hintern und langer Schnauze.

log1188a.jpg (30013 Byte)

Diese Maschine kam mir eben in Graz unter, als ich an einer Kreuzung stand, danach war ich dann allerdings gleich wieder in der Oststeiermark unterwegs. Für eine durchaus lohnende Tour zu etlichen Schauplätzen der „regionale 08“. In einer entspannten Shuttle-Tour. Ich mochte daran, abgesehen von den gezeigten künstlerischen Arbeiten, auch sehr diese „verlassenen Orte“. Vormalige Betriebsstätten. Ein fast schon aufgegebenes Schloß. Abgelegenes. Restliche Spuren von gänzlich anderen Lebensgeschichten.

log1188b.jpg (19601 Byte)

So etwa die stattlichen Viehhallen in Feldbach, auf kuriose Art als (präziser formulierte) „Fleckviehhallen“ in die Annalen der Region eingeschrieben.

log1188c.jpg (26923 Byte)

Oder die Innereien des beeindruckenden Tabak-Stadels in Ilz. Ein Monument der Ästhetik, die aus purer Funktion abgeleitet wurde. Man hat allein schon daran geraume Zeit zu schauen, zu entdecken, zu staunen. (Bezüglich der Viehhallen und des Tabakstadels siehe Log #93 von "next code" und note #23 von "next code: divan"!) Ähnlich das sehr Schloß Hainfeld, in dem der Orienatalist Josef von Hammer-Purgstall einige Zeit zuhause gewesen ist.

log1188d.jpg (29903 Byte)

Ein schöner Ort, der mutmaßlich verschwinden wird, weil im Moment nichts darauf hinweist, daß ausreichende Mittel zur Sanierung verfügbar sein werden. Mir ist das Schloß sehr vertraut, obwohl ich es nun zum ersten Mal betreten habe. Man kann es nämlich von jener Straße aus gut sehen, die hinter Feldbach nach Pertlstein und weiter nach Fehring führt.

Pertlstein, ein völlig unbedeutender Ort, auf dessen Höhe -- der anderen Seite zu -- ein kleiner Bauernhof liegt, den Autor Thomas Glavinic bewohnt hat, ehe er in neue Regionen aufgebrochen ist, um sich einen literarischen Rang zu erarbeiten, den ihm, wie sich schließlich gezeigt hat, ältere Kollegen nicht nachsehen. (Da hängen einige sehr amüsante Geschichten dran.)

Pertlstein ist für mich aber auch mit dem härtesten Bruch verbunden, den ich auf einem Motorrad je erlebt habe. Jene Kreuzung hinter Feldbach, an der ich damals den Hängerzug überholt hatte, ist heute keine Kreuzung mehr, sondern ein Kreisverkehr. Die Strecke vorbei am Schloß Hainfeld ist unverändert. Pertlstein liegt heute abseits einer Umfahrung, über die man nach Fehring kommt. Damals ging der ganze Verkehr noch durch das Dorf, wo mich der LKW einholte und schließlich überfuhr. [link]

Das sind meine Pertlstein-Remeniszenzen, mit dem Schloß verbunden, nämlich der Autor Glavinic und eine schrottreife 750er. (Naja, mein Leben war danach auch nicht mehr, nie mehr, wie davor.) Natürlich macht es mich sentimental, an solche Dinge zu denken. In der Folge bin ich für Momente überzeugt, die Welt sei genau das und nichts anderes, nämlich ein Konglomerat von Gerüchten, Eposiden und Reminiszenzen.

Folglich unterscheiden bloß Art und Höhe des Komplexitätsniveaus, ob dieses Konglomerat etwa als Tratsch, Journalismus, Geschichtswissenschaft, Kunst oder was auch immer verstanden wird. Deutungsgeschäfte. Kompilationen. Konstruktion.


[kontakt] [reset] [krusche]

33•08