21. Juli 2008 Ich hatte gestern von der "lokalen
zentrale" erzählt und das der feine, kleine Fiat nicht mein einziger
Klassiker-Fund auf dem Gang durch Feldbach gewesen sei. Die extrem gelbe C6er-Corvette ist
war bemerkenswert, aber ganz jung. Also muß sie hier aus dem Blickfeld draußen bleiben.
Ganz anders jener höchst ansehnliche, von Michelotti
geschneiderte Triumph TR4. Überaus grün, wie es sich für einen britischen Sportwagen
geziemt. Dieser Roadster wurde bis Mitte der 1960er gebaut.
Aber eigentlich ging es ja an diesem Abend vor allem um die
Kunst. Es war, wie erwähnt, eine ganze Reihe verschiedener Videos zu sehen gewesen. Die
kontrastreichste Polarität bestand wohl zwischen dem "K.U.L.M."-Beitrag und der abgefilmten Salonkultur, wobei man ein
Video sehen konnte, wie Leute Videos anschauen, zuzüglich einer Lesung mit Anhang einer
überlangen Sponsorenwürdigung.
Dagegen hat sich die "K.U.L.M.ination" mit
Grundlagen und Grundsatzfragen der Kunst befaßt, wobei Philosoph Erwin Fiala
unter anderem mit dem kryptischen Statement zu Wort kam, die Künstler mögen sich um die
Kunst, die Theoretiker um die Theorie kümmern.
Warum ich das so betone? Es markiert sehr anschaulich
einige Eckpunkte des Betriebes. Einerseits wäre der Kunstbetrieb des gesamten 20.
Jahrhunderts, wie wir ihn kennen, nicht denkbar, hätte sich nicht ein situiertes
Bürgertum, ausgestattet mit Freizeit, Muße, Kunstinteresse und ... Geld diesem Kunstfeld
zugewandt.
Andrerseits sind ein kritisches Potenzial und unbändige
Experimentierlust, das Wollen von Veränderungen, meist unverzichtbar, wenn man in der
Kunst nennenswerte Ergebnisse schaffen möchte. Was im Kern eben häufig mit eingeführten
"bürgerlichen Tugenden" kollidiert. (Siehe dazu meine Polemik "Pur, Über
Legenden, Klarheiten und die Kunst"!)
Es wird sich also gegen moderierenden Zahnärztinnen,
Künstlerinnen, die Befindlichkeitsprosa deklamieren und ihre Werke küssen, ergänzt um
das Herbeten endloser Danksagungslisten, letztlich nichts einwenden lassen. Denn wer
zahlt, schafft zwar nicht gleich an, darf aber erwarten, daß seine oder ihre Erwartungen
nicht rundheraus ignoriert werden.
Ich denke ja auch nicht daran, die Erwartungen meiner
Kooperationspartner rundheraus zu ignorieren. Es wäre sonst wohl keine Kooperation.
Niemand gibt Geld, ohne damit Erwartungen zu verknüpfen. Ich hab in meiner Polemik
empfohlen, man möge die "Freiheit der Künstler" und die "Freiheit der
Kunst" nicht verwechseln.
Damit meine ich ganz pragmatisch:
Ich kann zwar in meinen Themen und meinem Werk sehr viel Selbstbestimmung sicherstellen,
ich bleibe dabei selbst aber ein soziales Wesen, in die Abhängigkeiten menschlicher
Gemeinschaften eingebunden ... wogegen ich keinen Einwand hab.
Das oben Skizzierte ereignete sich im Zusammenhang mit
einer Veranstaltung der "regionale
08", einem Kunstfestival, das dem Blick nach Südosten und dem Dialog gewidmet
ist. Ein Denkanstoß, einige Irritationen des 20. Jahrhunderts zu überwinden.
Auf dem Boulevard wird eien Dummheit, die sich als
trügerische Klarheit wichtig macht, sehr konsequent gepflegt. (Quelle: "Kronen Zeitung") Die unscharfe
Sprachregelung "multikulti" muß als Kampfbegriff für ein "reines
Österreichertum" herhalten.
Hier wird der vaterländische Hace Strache zitiert, wobei
die erstaunliche Sprachschöpfung "kulturfremde Person" vorkommt. Das setzt
etwas wie eine genuin "österreichische" Kultur voraus. Die, falls sie nicht
bloß ein Phantom ist, sondern ein beschreibbares Kultursystem, dann vor allem und unter
Garantie eine MULTIETHNISCHE Kultur wäre, denn davon handelte über Jahrhunderte der
reale historische Hintergrund dieses Landes.
Anders ausgedrückt:
Es ist gerade die Kultur Österreichs samt ihrem vor allem historisch gewachsenen Reichtum
genau DARAUF begründet: Vor den letzten 90 Jahren eines Österreichs als deutschsprachig
dominierter Nation war das Österreich der Habsburger mehr als 500 Jahre ein
multiethnisches Imperium.
Es ist natürlich zwecklos, einem Strache zuzurufen:
"Lernen Sie Sozial- und Kulturgeschichte!" Der resche
"Heimatschützer" hat mir vor einem Weilchen persönlich dargelegt, wie er
"sein" Österreich und "sein" Europa sehen will. Gestützt auf
"Werte" vor allem auch jener griechischen Antike, die ... eben! ... eine
"balkanesische" Kultur ist ... was sonst? (Sehen Sie auf der Landkarte nach!)
Wer sich im 21. Jahrhundert eine gesicherte Zukunft in
Wohlstand erträumt, indem er einen Zwergstatt wie Österreich hermetisch abriegelen
möchte, ist einfach nicht diskurswürdig und fern jeder Realität. Das ist so
unsäglicher sachlicher Unsinn, daß man daraus Schlüsse ziehen darf, welche
sachpolitische Relevanz dieser Mann hat, der momentan mit fast 20 Prozent der
Wählerschaft rechnen darf.
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