15. Juli 2008

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DIWAN / regionale 08
gläserne sätze

DIENSTAG, 15. JULI 08 [link]

Eine alte Werkshalle und heftige Sommergewitter, das birgt die Aussicht auf interessante Änderungen in den Abläufen. Mit Kommentaren wie: "Deine Ständer wurden angeregnet." "Aha." "Sie rosten."

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Das Ehepaar Strassegger-Tipl zeigt in all dem Gelassenheit und klare Prioritäten. Erstens: Das Wasser aus der Halle schaffen. Zweitens: Die Kaffeemaschine in Gang setzen.

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Unter solchen Bedingungen läßt sich vorzüglich arbeiten. Ein weiterer Hinweis darauf, daß es abseits der Landeszentren sehr lohnend ist, Plätze des Alltags mit künstlerischen Vorhaben zu bespielen. Obwohl ich mit der laufenden Ausstellung "augenhöhe" zugleich die Vorteile eines speziell solchen Vorhaben gewidmeten und dafür ausgestatteten Ortes genieße.

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Meine Installation "gläserne sätze" im Brennerraum der vormaligen Druckerei scheint vor Regen gut geschützt zu sein. Bemerkenswert ist an dieser ganzen Geschichte übrigens, daß Promotorin Nina Strassegger-Tipl hier ziemlich kühn verschiedene Intentionen kombiniert, die sie selbst den Genres "kommerziell und kritisch" zuordnet. Was bedeutet, daß diese Veranstaltung in sich einen Anlaß gibt, zu erörtern, was "die Provinz" machbar erscheinen läßt, wenn man nach Orten und Bedingungen der Kunst fragt.

Cut!

Da war noch eine SMS aus Serbien:
>>wasserball eu-finale beginnt. serbien gegen montenegro! lustig, früher waren die gemeinsam die beste mannschaft in europa, jetzt spielen sie gegeneinander.<<

Cut!

Kuriose Augenblicke in nennenswerten Filmen ... hier fand ich bei Ingmar Bergmann ein Motiv, das ebenfalls nach Südosten weist:

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In "Das Schweigen" betrinkt sich die dem Tode geweihte Ester (Ingrid Thulin) hoch im Norden mit südlichem Sljivovic. Das ist übrigens eine sehr schöne Lautkombination, die freilich bei uns kaum jemand elegant schafft; dieses "slj", das in Österreich meist in einem "Schligowitz" oder "Schlibo" verschwindet.

Cut!

Da wäre noch ein Einwand vorzubringen. Ich habe vorgestern notiert, daß die jetzige Innenministerin Maria Fekter zum Auftakt ihrer neuen Tätigkeit gerade NICHT von sich reden machte, indem sie sich etwa jenen Kreisen entgegenstellt, welche diese Republik stets auszuplündern geneigt sind.

Wir haben in den letzten 12 bis 20 Monaten ja genug Beispiele erlebt, wer alles keine Hemmungen hat, dieses Land zu beschädigen. Eine Menge gut situierte und wohlangesehene Leute darunter. Von falschen Gräfinnen bis zu echten Polizeigenerälen alles vertreten.

Aber die ersten Headlines, die Fekter hervorruft, sind Kindern gewidmet. Auffällig gewordenen Kinder. Also nicht die härtesten Leute in dieser Gesellschaft, sondern die schwächsten.

Fekter will 13jährige für so weit strafmündig erklären lassen, daß sie vor Gericht gestellt werden können.

Eine deutlichere Bankrotterklärung der Pädagogik hätte die Erwachsenenwelt meiner Generation nicht abgeben können.

In den Konsequenzen übrigens sachlicher Unfug, wie zu befürchten steht. So etwa nach Ansicht der Kinder- und Jugendanwältin Monika Pinterits. (Quelle: "Der Standard")

Es ist unappetitlich, wie sich da selbstrekrutierende Eliten über den Rest der Menschen erheben.

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Es wäre daran zu erinnern, daß wir solche Law and Order-Haltungen in der Politik schon erprobt haben. Das ist kulturell und politisch ausgereizt, verspricht keine Überraschungen. Es hat im 20, Jahrhundert erst nach Verdun und dann nach Auschwitz geführt. Die Tyrannis braucht andere Erwiderungen als Dreizehnjährige vor Gericht zu stellen.

Diese ÖVP, von der man nun hört, sie halte sich zugute, ein Versagen der SPÖ überstanden zu haben, während sie eigentlich dieses Versagen mitträgt, aktiver Teil davon ist, hat in nun mehr als einer Regierungsphase das Ihre geleistet, der Demokratie einigen Schaden zuzufügen. Darüber wird so ein Fekter'scher Aktionismus nicht hinwegtäuschen können.

Auf jeden Fall sind das Zeichen, die uns darauf hinweisen, daß wir auf unsere Kinder gut achtgeben sollten. Es scheint gerade die "Familienpartei" vergessen zu haben, daß die UNSERE Schutzbefohlenen sind.


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29•08