30. Juni 2008 Was am
Vatersein leicht ist: Vier Emos
in den Golf packen, um sie zu einem Konzert zu bringen. Die Fuhre schaukelt in den Süden,
weil längst ein Satz neuer Stoßdämpfer fällig wäre. Meine Proleten-Attitüde, den
Ellbogen in den Fensterrahmen zu legen, muß ich zurücknehmen, weil das offene
Seitenfenster ein Frisurenproblem aufwirft. (Nicht bei mir, versteht sich.)
"Emotional Hardcore" ist ein Zustand, der Distanz
zur Erwachsenenwelt erlaubt. Wir machen uns so gerne Sorgen. Vor allem, wenn unsere Kinder
mit düsteren Symbolen spielen. Ich liebe es zu ahnen, wie sie in ihre Zustände
reinrennen, wie sie uns manches verborgen halten und doch stets über Andeutungen in
Verbindungen bleiben. Die pfeifen auf Contenance und ahnen ganz treffend, daß eine wohl
geordnete Erwachsenenfront längst begonnen hat, ihnen eine Reihe von Gefühlsgraden
auszutreiben.
Auf dem Rückweg konnte ich dann am Straßenrand sehen,
welche Varianten gängig sind, um Emotionalitäten einer Erwachsenenwelt -- gegen
Eintrittsgebühren -- zu bedienen. Da sind an einer Raststätte ausgediente
"Bürgerkäfige" (= Standard-PKW) mit "Monstertrucks" zerkleinert
worden. Lustig! Lustig?
Cut!
Sonntags im Grazer "Rondo". Die spektakuläre
Hütte ist eben erst aufgestellt worden, wo sich davor die "Marienmühle"
befand. Und schon findet man im Dachgeschoß, wo die "artists in residence"
wohnen, erhebliche Wasserschäden von den jüngsten Regenfällen.
Milica Milicevic (links) und Milan Bosnic [link] aus Beograd verbringen dort
gerade einige Zeit; rechts im Bild Kunsthistorikerin Mirjana Selakov. Milan, der in
den jugoslawischen Kriegsjahren gegen Milosevic gearbeitet hat, fand im letzten Abschnitt
des Lebens seines Großvaters Gelegenheit, mit ihm dessen Pro-Milosevic-Position zu
bereden. Vor dem Hintergrund, daß dieser Großvater als Häftling in Auschwitz überlebt
hat. (Dazu gibt es eine Videoinstallation.)
Ich habe gerade "gläserne sätze"
in Arbeit, eine Installation, die sich auf das Lager Jasenovac bezieht. Vor dem
Hintergrund, daß meine Leute in der Nazi-Ära auf der Täterseite höchst aktiv waren.
Milan und ich werden im Juli zu "Drei Tage in Mauthausen" aufbrechen, um diese
verwobenen Geschichten weiter zu untersuchen.
Cut!
Ich habe im Eintrag vom 21. Juni einen Moment aus dem Film "Jackie Brown"
gezeigt, wo das "albanische Kaffeehäferl" den Schluß zuläßt, daß Regisseur
Quentin Tarantino vermutlich ein Scherzkeks ist. Das dürfte auch auf Sam Peckinpah
zutreffen.
In "The Getaway" liefert
Steve McQueen als etwas wortkarger Verbrecher Doc McCoy seinen Kontrahenten in einem Hotel
ein wüstes Feuergefecht. Hausherr Laughlin (Dub Taylor) verkriecht sich unter dem
Schreibtisch, wobei man in der Tasche auf dem schon etwas breiten Gesäß des
Überfünfzigjährigen einen Ratgeber zum Thema Sex für Überfünfzigjährige entdecken
kann. Was ich als Überfünfzigjähriger -- aus guten Gründen -- sehr lustig finde.
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