15. Juni 2008
Da ich vor einigen Tagen das Spiel des Windes
in den Bäumen als Erzählelement in Filmen von Ang Lee, Michaelangelo Antonioni und Akira
Kusosawa erwähnt habe (Siehe Eintrag vom 8. Juni
2008!), bei Kurosawa ist es zusätzich vor allem auch der Regen und sind es laufende
Pferde, der Satz wird mir nun etwas lang, wie komme ich da wieder raus? ... Also! Wind in
den Bäumen. Das kommt weiters in Antonionis Film "Blowup" ganz intensiv
vor. In jenem wunderschönen Parkstück, das der Fotograf Thomas (David Hemmings, wie ein
Cousin von Oskar Werner) durchstreift. Außersprachliches Erzählen ...
Cut!
>>Eigentlich ist es ganz einfach, erfolgreich zu
sein. Man muss nur einmal öfter aufstehen als hinfallen.<< [Quelle]
Das ist doch eine überaus anregende Position. Oder ist es
bloß ein Bonmot? Das Zitat stammt von Friedich Paul, dem Personalchef der
österreichischen Post. Es macht mir einen etwas unösterreichischen Eindruck. Aber es
korrespondiert mit der Auffassung, daß doch niemand etwas vom Geschäft verstehe, der
noch nie Pleite gemacht habe. Erfahrungen. Darum geht es in diesen Zusammenhängen.
Praktische Erfahrungen. Ohne die ist kein Neuland zu gewinnen. Auf dem Weg dort hin kann
keineswegs alles klappen, sonst wäre es kaum Neuland.
Okay, das war nun etwas verkürzt dargestellt. Worüber ich
eigentlich gerade nachgedacht habe, ist folgende österreichische Kuriosität: Eine
Gallup-Studie besagt, daß 70 Prozent der Mitarbeiter im Lande (also fast drei Viertel)
nicht motiviert sei. Aus den begleitenden Nachteilen dieser Tendenz, Mobbing gehört dazu,
sollen der heimischen Wirtschaft 20 bis 40 Milliarden Euro Schaden pro Jahr entstehen.
Milliarden! Das berichtete Anita Dollmanits in Der Standard vom letzten Wochenende.
Was soll das bedeuten? Wenn das kein enormes kulturelles
und soziales Problem ist, dann weiß ich nicht, was man sich darunter vorstellen soll. Ich
leiste mir eine weitere polemische Verkürzung: Dieser Effekt hat eine Menge mit
Machtspielen zu tun. Mit dem Ringen um Positionen innerhalb von Hierarchien. Wieso hat das
solche Kraft und Wirkung?
Ich vermute, daß man es über mentalitätsgeschichtliche
Motive beschreiben kann. Was man sich darunter vorstellen darf? Na, dann gleich hoch
gezielt: Die Geschichte Europas als dem "Christlichen Abendland" gibt eine
endlose Menge an Hinweisen, was da als "Hintergrundereignis" gelaufen sein mag,
um solche Eigenheiten hervorzubringen.
Dieses Foto stammt aus einem Lagerraum in Weiz, Teil jener
Anlage, in der am 15. Juli die Ausstellung "pur" eröffnet wird. (Siehe dazu
"gläserne
sätze"!) Nein, das Schild ist natürlich kein gesellschaftspolitisches
Statement. Ein Lagerist, der die Paletten mit den diversen Waren abstellt wie es ihm
gerade paßt, erhöht die Gefahr von Lagerschäden, vernichtet dadurch Qualität und
Profit. So hängt das zuzsammen.
Was hat das aber mit dem oben angerissenen Thema zu tun?
Ich meine, soziale Systeme lassen sich nicht ordnen wie der Warenbestand in einem
Lagerraum. Das Festsitzen in Hierarchien, koste es was es wolle, das kostet dann eben auch
andere Menschen oft ihre Möglichkeiten. Nebulös? Na, red ma noch drüber ...
Es ist ja nicht so, daß Beamte solchen Überlegungen
gegenüber verschlossen wären. (Da wird man leicht Opfer der eigenen Klischees.) Ich hab
auf der Website von "kunst O.ST" gerade eine Anforderung an Kunstschaffende von
Gerald Gigler notiert, der im Land Steiermark für die LEADER-Regionen zuständig ist:
>>... um bruchlinien etc im kontext der aktuell
empfundenen regionalentwicklung (soziokultureller, politischer, wirtschaftlicher
prozess... in seiner entfaltung eingeengt durch einzelegoismen, phantasielosigkeit etc.)
aufzuspüren, zu thematisieren.<< [Quelle]
Solche Anforderungen sind nicht schon a priori eine Domäne
Kunstschaffender. Obwohl gerade auf deren Feldern die Attitüden von "Rebellen",
Nonkonformisten etc. sehr beliebt zu sein scheinen. Aber so ein Apriori wäre Blödsinn.
Doch was künstlerische Praxen in vielen Weisen verlangen,
sind eine Reihe von Kompetenzen, mit denen man für auch solche Aufgaben gut aufgestellt
wäre. WÄRE! Falls man das möchte.
Anders ausgedrückt: Kompetenzen, die man in
künstlerischer Praxis erwirbt, können bei sozialen Aufgabenstellungen sich als sehr
nützlich erweisen. Was nicht bedeutet, daß man sein künstlerisches Werk
soziokulturellen Agenda unterwerfen müßte.
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