30. Mai 2008

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Auf meiner Tour mit dem gestriegelten Ford (Eintrag von gestern) habe ich nahe Pischelsdorf am Straßenrand diesen C/K-Pickup von Chevrolet entdeckt, wie er 1960 bis 66 in Produktion war. Während also der gegenwärtige Allrader ein Design wie ein abgelutschtes Zuckerl hat, war man damals offenbar geneigt, die Luft vor sich herzuschieben. Ich erinnere mich an Nähkästchen und Kühlboxes, die ungefähr so ausgesehen haben. Was wird also mit den jeweils vorherrschenden Linien über eine Zeit und deren Menschen erzählt?

Cut!

Für morgen habe ich, nach Jahren, wieder einmal meine Blues-Harp ausgepackt. Für ein kleines Set in Leibnitz. An der Seite von zwei Leuten, die mir  aus meinen "Bohéme-Zeiten" vertraut sind.

Sir Oliver Mally ist ja eine eigene Kategorie im heimischen   Blues- Geschehen. Und bei Kabarettistin Irene S. steht außer jedem Zweifel, daß sie den Blues hat. Lebensgeschichten. So ist das.

Mally war übrigens vor einem Weilchen Teil einer sehr feinen Session in Gleisdorf:"Kraft der Poesie". Der Titel mag ein wenig antiquiert klingen, mein Musikgeschmack ist es auf jeden Fall. Unabhängig davon sind das passable Linien; die der Poesie.

Der Sir hat irgendwo einmal sinngemäß gesagt: "Man bezahlt für alles im Leben." Das ist nicht bloß die schlechte Nachricht, sondern auch die gute. Sie handelt von Folgerichtigkeit, von Zusammenhängen, also auch: Von Verbundenheit.

Morgen erweisen wir mit der Session einer verstorbenen Sängerin Referenz. (Siehe Eintrag vom 27. April!)

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Cut!

Der Kerl, der quer durch Europa brüllte, man solle den Iran bombardieren, der also einen ultimativen Präventivschlag propagierte, von dem ich mir einfach nicht vorstellen kann, auf welche Art sowas völkerrechtlich gedeckt ist, hat schon wieder drollige Ideen. (Quelle: "Der Standard")

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Das sind so typische "No-na-Sätze", etwas amtlicher ausgedrückt: "Na, was sonst-Sätze". Da macht sich also einer für die Medien wichtig. An Abschottung mangelt es sowieso nicht. Man kann es bloß noch hermetischer machen, was aber bedeutet, auch nach INNEN einen brutalen Effekt zu erhöhen. Rauf mit der Abschottung heißt nämlich vom aktuellen Status aus: Runter mit den Bürgerrechten.

Außerdem ist das grollende Abschottungs-Geschrei bloß ein Bedienen des Phantasmas von der "umfassenden Sicherheit". Eine ganz typische Phantasie für die wenigen Bewohner sehr reicher, hoch technisierter Länder, gemessen am Rest der Weltbevölkerung. Ein dümmlicher Traum. Sowas ist einfach nicht machbar, außer man nimmt an Albanien zu Zeiten des Enver Hoxa Maß.

Überdies hat diese Geschichte noch einen interessanten Punkt im Hintergrund. Ich verkürze das ein wenig polemisch. Sagen wir also: Gut! Machen wir EU-Europa dicht. Schotten wir es gegen die Armen der Welt ab. Aber davor hätte dieser "Westen" zurückzuzahlen, was er Jahrthunderte lang an Reichtum von dieser Welt geraubt hat.

Das müßte wenigstens ab der Renaissance und dem Beginn des Fernhandels gerechnet werden, da müßte der gesamte europäische Kolonialismus einbezogen sein und die Zeit, seit Diamanten und Erdöl von westlichen Companies in großem Stil gefördert werden. Nicht zu vergessen den ganz erheblichen Raubzug, den unserer Leute in der Nazi-Ära absolviert haben. Wir zahlen das alles mit Zinsen zurück und machen dann den Laden dicht. (Wer wird das Licht abschalten?)

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Was für ein Bonmot! "Früher war alles damals!" Von Christian Schachinger in "Der Standard" dem düsteren Nick Cave umgehängt:

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Zugleich ein Motto, das offenbar auf dem Kunstfeld seine solide Anhängerschaft hat. Gute Gründe für Diskussionen und Kontroversen. Künstler Walter Köstenbauer hat mit der Gleisdorfer Quotendebatte eine vorzüglichen Akzent gesetzt. Der rundet Markierungen wie "Was sind Medien?" und "Was ist Kunst?" ab und sollte zu weiteren (öffentlichen!) Debatten führen.

Ich hab hier gestern betont, ich sei kein Schausteller, der Jahrmärkte bereist, definitiv nicht in irgendeinem „Sensationsgeschäft“ tätig. Daraus ergibt sich die knifflige Frage, wie von so einer Position aus Medienpräsenz zu erreichen wäre, falls es zuträfe, daß in den Mainstream-Medien eigentlich nur das Laute und das Sensationelle Platz findet, respektive das "Geldige" ... was also mit hohem Einsatz von Geld promotet wird.

Fraglos sind das beschreibbare und daher kritisierbare Aspekte des Mediengeschehens. Bliebe überdies zu erörtern, warum denn nun a) Angestellte der Mainstream-Liga sich um Leute wie uns kümmern sollen und b) warum wir so ein Getue um den Mainstream pflegen, wo doch die medial generierte Realität von Gesellschaften auch ganz andere Ebenen, Zonen und Felder kennt.

Zugegeben, "wir" und "uns" ist da noch etwas unscharf. Ich verallgemeinere.

Das Mediengeschäft ist, wer würde daran zweifeln?, vor allem einmal ein ... Geschäft. Doch auch dessen Profis fragen sich gelegentlich nach Sinn und Aufgaben; wie wir es auch bei der Gleisdorfer Veranstaltung erleben konnten. (Wolkinger: "Und da war ja noch was mit öffentlichem Diskurs.")

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Früher war halt alles damals. Ich hatte meinen ersten Volontärsjob in den 1970er-Jahren bei der "Neuen Zeit", die es längst nicht mehr gibt. Die schattigen Räume in der Innenstadt, die knarrenden Fußböden, die hohen Türen. Der stets grummelnde, herzensgute "Tschick" Spanninger, der überaus gestrenge Ivo Hirschler, seine Exzellenz Alfred Seebacher-Mesaritsch, Walter Titz bei der Kultur, Peter Grabensberger im Lokalen ... woran ich mich mit Sicherheit erinnere: Handwerk und Ethos waren immer wieder präsente Themen.

Muß ich annehmen, daß das jenen Medienprofis, die ich heute treffe, rundweg abgeht? Natürlich nicht. Manchen ja, darüber kann man schon bei Honoré de Balzac nachlesen: "Verlorene Illusionen". (Lesen Sie Balzac!) Anderen nein, die ringen unter den aktuellen Bedingungen merklich um passable Positionen. Was aber hilft das "uns", den Kunstschaffenden?

Naja, wenn man einmal unaufgeregt feststellen könnte, daß auch "wir" genau das sind: Medienprofis, daß wir folglich auf dem gleichen Feld tätig sind, oder besser: Auf dem gleichen Terrain, das verschiedene, teils überlappende Felder zeigt, scheint mir, daß weiterführende Debatten fruchtbarer werden könnten.

Denn früher war halt alles damals. Aber dort sind weder wir, noch die Zeitungs-, Radio- und TV-Leute ... hoffe ich auf jeden Fall.

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