14. Mai 2008 Heute
in Gleisdorf:
Balkan heute
Vortrag von Prof. Dr. Karl Kaser
Mittwoch 14. Mai 2008, 19:30 Uhr
Ein aktueller Beitrag zum Festival steirischer herbst 2008
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Vor rund 50 Jahren kam dieses
"Käfer"-Derivat aus dem Hause Karmann-Ghia auf den Markt. Die verlötete
Coupé-Version sieht man noch gelegentlich auf unseren Straßen, das Cabrio ist rar.
Warum? Es war damals viel zu teuer, sagen Kenner, drum ist es heute selten zu finden. Das
waren Zeiten, in denen man automobile Sportlichkeit noch unterhalb der 100 PS-Marke gelebt
hat.
Cut!
Meine gestrigen
Notizen zur Wahl in Serbien haben mir prompt einige Reaktionen per Post eingebracht.
Serbien hat offenbar zur Zufriedenheit des "Westens" gewählt. Na prima! Deshalb
sind immer noch wenigstens zwei Generationen im Lande eingesperrt, denn die Visapflicht
ist für die meisten Menschen dort eine nicht überschreitbare Barriere. Abertausende
waren in ihrem Leben noch nie außer Landes.
So gilt vor allem für die jungen Leute, daß
"wir" zwar von ihnen erwarten, daß sie Europäerinnen und Europäer zu werden,
was immer das heißen mag, aber sie können und dürfen sich in diesem Europa nicht
umsehen, wovon das handelt. Gestern fand ich folgende aufschlußreiche Headline (Quelle:
"Kleine Zeitung"):
Was sind das für erlesene Blödheiten? Serbiens Weg in die
EU mag ja noch weit sein, aber zu Europa gehört es schon lange, da hin muß es nicht erst
aufbrechen. Freilich mag eventuell ein guter Teil des lateinischen, sich als westlich
verstehenden Europas gerne annehmen, "Europa" sei ein Synonym für EU, also für
die Europäische Union. (So wäre der alte Nationalismus auf gutem Wege, es im 21.
Jahrhundert auf eine Art "Supranationalismus" zu bringen.)
Was inzwischen auch verschleiert, daß so nebenbei die
Version Europa = EU = NATO zur Debatte steht. Das macht sich an kuriosen Details fest.
Beispiel: Wer unter uns hat eigentlich vor Augen, daß die Abtrennung von Kosovo und
Metohia von Serbien im Augenblick vor allem bedeutet, den Bestand von Camp Bondsteel zu
festigen?
Wer erläutert mir bitte, welche Konsequenzen eine solche
strukturelle Maßnahme unter der Flagge der Bush-Administration (und deren Vorstellungen
von Weltordnung) für diese seit so langer Zeit umfehdete Region Europas und so für ganz
Europa hat? Wie sehr nützt oder schadet uns das beim Bestreben, diese Region nach
Jahrhunderten endlich zu befrieden, um die Südslawen und ihre Nachbarn als genau das
willkommen zu heißen? Nämlich als Nachbarn und Mitmenschen, nicht als
"Gefahrenherd".
[Der
"Balkan-Reflex"]
Cut!
Ich hab im Eintrag vom
6. Mai unter anderem notiert: "Es ist verlockend anzunehmen, diese Burschen seien
Monster. Dabei sind sie bloß legitime Botschafter dieser vorherrschenden Männerkultur.
Verzweifelte Kerle, ..."
Es wird zwar häufig auf dem Boulevard, aber zum Glück
nicht in allen Blättern diese schäbige Pausennummer gegeben, in der einfach nicht zur
Sprache kommen will, was die realen Rahmenbedingungen der Verbrechen sind, wie sie im
"Fall Amstetten" oder im "Fall Kampusch" dann zur Diskussion stehen.
In "Der Standard" war eben diese aufschlußreiche
Headline zu finden. Im Text heißt es dazu unter anderem:
>>"Enthüllende Sprache" ... "Die Art und
Weise, wie über den Fall gesprochen wird, ist enthüllend", sagt die Soziologin
Kornelia Hauser von der Universität Innsbruck. So sei zu lesen gewesen, dass F.
"Sex" mit seiner Tochter hatte. Hauser: "Da wird aus Vergewaltigung
plötzlich Sex, bei dem wir von beidseitigem Einverständnis ausgehen."<< [Quelle]
Um es hervorzustreichen:
Eine Vergewaltigung ist die Anwendung umfassender Gewalt. Die Zuschreibung "Sex
haben" verniedlicht den Vorfall geradezu, reduziert ihn aber vor allem auf den
sexuellen Anteil des Verbrechens, hinter dem sich dann die "Allmachtsphantasie"
und der schmutzige "Herrschaftsanspruch" des Täters verbirgt. Doch dieser
sexuelle Anteil ist eben nur Fragment, ist ein Teil des Verbrechens. Die Sprachregelung
"Sex haben" verschleiert den Rest der Geschichte ... der für ihre Vermarktung
eben nicht so "sexy" ist.
Es mag ja sein, daß man bei einem Täter wie dem von
Amstetten auch pathologische Seiten wird festzustellen haben. Das nützt den Opfern
nichts, wird das Gericht interessieren müssen; doch die gesamte Sache, vor allem
bezüglich des männlichen Herrschaftsanspruches über Frauen, geht schließlich über den
engsten Kreis der Betroffenen und die nun zuständigen Behörden weit hinaus. Dabei ist
diese ganze Kultur gefordert, auf eine Dämonisierung des mutmaßlichen Täters zu
verzichten und zu klären, wie viel an "Normalität", die wir alle teilen, in
dieser Geschichte steckt.
Cut!
Zeit für Debatten beim "SPLITTERWERK". Hannes
Freiszmuth mit Blick auf Mark Blaschitz. Wir haben gestern unsere kommende Session
durchgenommen, übermorgen sind wir in Gleisdorf live zugange.
NEXT
SPACE (ARCHITEKTURTAGE)
Das SPLITTERWERK trifft auf Martin Krusche
Freitag, 16. Mai 2008, 20:00 Uhr
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