2. Mai 2008 Niemand hat
versprochen, daß es leicht wird. Wege in die Kunst. Aber was heißt das schon? Ich weiß
von so vielen Jobs, in denen nichts leicht wird. Da gibt es ein paar Referenzpunkte, über
die lassen sich alle diese Lebensbereiche verknüpfen. In der Kunst zu sein hat darin
keine herausragende Position zur Folge. Ich erzähle es so:
Auf unserer Reise nacht Westserbien war, das habe ich schon
erwähnt, Pedja, ein Ex-Polizist aus dem Kosovo, unser Fahrer. Die Betonung seines Jobs
hat dabei durchaus Bedeutung. Einerseits, weil er aus Gnjilane stammt. Das heißt, dort
hatte damals ein junger Kerl in Waffen bittere Wege zu gehen. Andrerseits, weil er quasi
berufsbedingt sehr viel darüber herausgefunden hat, was alles geschieht, wenn Menschen
keine Auswege mehr sehen; was sie tun und was sie erleiden, wenn ihnen keine Lösungen
mehr einfallen. (Das verweist auf eine kommende Stelle, die gestern Nacht zur Debatte
stand.)
Wir hatten in diesen Tage zahlreiche Erörterungen, ernst
und polemisch, fröhlich und tragisch, in allen Färbungen. (Hier die Künstler Sergey
Yugov, links, und Walter Köstenbauer.) In diesen Debatten ging es auch um die Fragen nach
den Bedingungen der Liebe. Pedja meinte an einer Stelle sehr trocken, wenn das Geld
ausgehe, sei die Liebe am Ende. Womit nicht gemeint war, die Liebe sei eine Frage des
Geldes. Es berührte die radikalen Zustände, die uns überrollen, wenn keine Geld und
keine Mögllichkeiten mehr bleiben, um sein Leben voranzubringen, wenn einem sozusagen
Luft und Leben abgeschnürt werden.
[>>idem na divan<<]
Freilich haben etliche von uns auf dem
Kunstfeld einschlägige Erfahrungen gemacht, wenn auch nicht so radikaler Natur, wie einem
das in einem völlig ruinierten Land blühen kann. (Davon wird hier noch zu reden sein.)
Ich hab gestern
von einer Vernissage erzählt, da waren solche Themen schon präsent. Diese Eröffnung
gehörte zur Weizer "Pfingstvision" wie gestern Abend die Literaturveranstaltung
im "Kulturkeller" auf dem Weizberg. (In diesem Keller hatten wir letzten
November eine sehr vergnügliche
Station.) Dort werden momentan Arbeiten des Künstlers Hans Jandl gezeigt. Rechts
vorne sieht man auf dem Bild etwas wie einen Bühnenrand, darüber einen kleinen Affen auf
einer Schaukel. (Kafka am Horizont!)
Ich merke schon, das wird jetzt für mich selber ein wenig
dicht und komplex, fast unüberschaubar, doch ich war wenigstens vor Ort und live dabei.
Aber so ist dieser Fluß der Dinge gerade. Eines geht ins andere. Also:
+) Pedja aus dem Kosovo,
+) die Liebe,
+) was der Mangel an Geld und Möglichkeiten an uns bewirken kann,
+) Kafka und Auswege oder keine
+) ... zwischen den bleiernen Schiffchen von Hans Jandl ("soft war");
+) Kleiner Einschub, eine Erinnerung:
-- Das serbische Wort für Bruder lautet "brat",
-- jenes für Krieg "rat",
+) Kafka und Raimund Wurzwallner,
+) Kafka und Thomas Glavinic,
+) Kafka und ein besinnungsloser Arnold Mettnitzer.
Ich bitte um zweckdienliche Hinweise, wie man das alles
elegant strukturiert, falls man gerade NICHT an einem Roman schreibt, für den einem
tausend Seiten Minimum offen stünden.
Darum der Reihe nach.
Auf dieser Page kommt heute keines der Automobile aus
meiner Fotosammlung vor, weil es a) den Komplexitätsgrad dieses Abschnittes noch erhöhen
würde und weil b) Glavinic, da wir bis etwa vier Uhr morgens in einer höchst
komfortablen Sitzgarnitur ausgehalten hatten, heute gewiß nichts über Autos erfahren
möchte, die ihn schon im Zustand des Ausgeschlafenseins kaum interessieren.
Warum ich jemandem hier so entgegen komme? Na, aus
Gefälligkeit. Konkreter: Ich hab am gestrigen Abend, nach fast einem Jahrzehnt, den Autor
Thomas Glavinic
wieder getroffen, der ja einige jener Jahre, in denen er vor allem als "ein sehr
Schwieriger" galt, in Gleisdorf verlebt hat.
Damals galt er in bloß privaten Verhältnissen als
"Schwieriger", heute hat er mit diesem Ruf ungleich größere Reichweite. Man
sieht ihn auf diesem Foto neben der kurz doppelgesichtigen Autorin Andrea Sailer, über
deren Ruf mir aktuell nichts Genaues bekannt ist.
Wo kann nun weiter erzählt werden? Vielleicht da:
Weizberg. Kulturkeller. Foyer im Erdgeschoß. Am Abgang zum Keller stand ein Tischchen,
hinter dem ein beherzter Mensch von Thomas Glavinic fünf Euro Eintritt forderte.
Glavinic lehnte es ab zu bezahlen. Aus gutem Grund, denn
daß Autoren für ihre eigene Lesung Eintritt bezahlen, hat sich bisher noch nicht
durchsetzen lassen. Wie es weiterging?
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