21. Jänner 2008

Man könnte sich ja immer und über alles Sorgen machen, aber man muß nicht. Radikale Aufsteiger, Aristokratenverehrung, Rechtslastigkeit mit der Lizenz zur Menschenverachtung, alles kein Grund zum Kulturpessimismus. Aber reichlich Anlaß für demokratisch und republikanisch gesinnte Menschen, Tatendrang zu entwickeln.

Im Eintrag von vorgestern hatte ein "Prinz" seinen posthumen Auftritt. In der "Kleinen Zeitung" von gestern zeigte sich auf nur wenigen Quadratzentimetern die proletarische Sehnsucht nach "Herrschaft(en)".

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Denn was würde von einer grinsenden Alice Puntschart sonst mit diesem Ensemble bedient? "Sogar ein Fürst" meint bei genauem Hinsehen: Wie viele Generationen müssen wir zurückblättern, um da auch nicht mehr als einen bloßfüßigen Bauern vor uns zu haben? Zu welcher Zeit wurde dann daraus ein Räuber und Totschläger? Oder einer, der sich Räuber und Totschläger verpflichtet hat, um bloßfüßigen Bauern zu überwältigen und sich dienstbar zu machen.

Nun ist zwar Machterhalt ohne Frage auch ein harter Job. Aber mit solchen Strukturen im Rücken kann man sich natürlich -- über einige Generationen hinweg -- mehr Know how, Bildung und Stil erarbeiten, demnach auch Rang, als es vormals bloßfüßigen Bauern möglich wäre.

Voilá! Während wir von reichlich vorhandenen durchlauchtigsten Nieten nur selten was erfahren, werden die erfolgreichen durch die Gazetten geschleift.

So rutschen heute die Nachfahren des Pöbels offenbar immer noch auf den Knien herum und erfreuen sich an diesem "Sogar ein Fürst". Man muß es nicht überbewerten, doch diese Headline ist auf der ganzen Seite folgerndermaßen flankiert:

Ober der rote Bundeskanzler mit der schwarzen Gesundheitsministerin, busselnd. Rechts der vormalige Finanzminister Grassser mit seiner Fiona, grinsend. Darunter der Schreihals DJ Ötzi mit seiner Sonja, kuschelnd. Nebst dem genannten "Fürsten".

Treffender könnte man die erbärmlichen Seiten eines republikanischen Österreichs nicht illustrieren. Indem man genau diese Leute um den "Fürsten" drapiert.

Dazu passen ganz vorzüglich die heute vorliegenden Ergebnisse der Gemeinderatswahl in Graz, bei denen die üblichen rund 15 Prozent am rechten Rand erneut bestätigt wurden. In der vormaligen "Stadt der Volkserhebung" sind die Sozialdemokraten heftig abgerutscht.

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Die Wahlbeteiligung betrug 52,63 Prozent.

Vorläufiges Endergebnis:
ÖVP auf 37,64 Prozent (+1,52)
SPÖ auf 19,84 Prozent (-6,05)
die Grünen auf 14,56 Prozent (+6,3)
KPÖ auf 11,42 Prozent (-9,33)
FPÖ auf 11,09 Prozent (+3,11)
BZÖ schafft mit 4,43 Prozent der Stimmen den Einzug in den Gemeinderat.
[Quelle: ORF Steiermark]


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