19. Jänner 2008
Zitat. Retromaschine. Nach New Beetle und New
Mini also ein 500 nuova, wir er inzwischen auch in Gleisdorf gefunden werden kann. Da ist
Fiat bloß ein wenig klassischer, denn schon was hier zitiert ist, war seinerzeit, Mitte
der 1950er, ein "nuova", also ein neuer 500er, der einen alten (den
"Topolino") abgelöst hat. Ich vermute, das gehört eindeutig ins Fach für
Fortgeschrittene. Nämliche Neues anzubieten, wobei einen etwas Vertrautes ansieht. Wie
eben diese Front ein Auto meiner Kindertage paraphrasiert. Den Steyr Puch 500.
Cut!
Kuratorin Mirjana Selakov und Winfried
Kuckenberger, der Leiter des Gleisdorfer Kulturbüros, haben gestern einen weiteren
Verständigungsschritt für den Herbst absolviert, was bedeutet, wir sind mit unserem
neuen Beitrag zum Festival "steirischer herbst" auf Kurs.
Die Reihe "next code" wird mit
"next code: exit" einen weiteren Schwerpunkt erhalten. Das verweist auf einige
Aspekte des 20. Jahrhunderts. Exit. Den Ausgang aus dem Grauen zu suchen, muß bei uns
definitiv mit dem Ausgang aus den Konzepten eines nationalistischen Europas einhergehen.
Kein Zufall, daß wir dabei so stark auf Serbien Bezug nehmen, denn allein das Wort
markiert den Auftakt und den Ausklang des 20. Jahrhunderts. Apropos 20 Jahrhundert!
Charlie Chaplin spielt in "Modern Times" (1936)
einen Tramp, der laufend von der Polizei geschnappt und ins Gefängnis verbracht wird.
Dabei landet er einmal neben einem Schrank von Kerl, der mit seinem Stickrahmen
beschäftigt ist.
Das Motiv ist ein Berührungspunkt in meiner
Begegnung mit Dragan Protic von der serbischen Gruppe "Skart", der mir 2004
Stickarbeiten von Frauen zeigte, in denen die Kriegstraumata zum Ausdruck kamen. Aus
"Die Türme
von Zemun":
"Wenn ich sage: Finsternis
Finsternis wird mich verschlucken
Darum sticke ich schöne Blumen
Niemand wird mich verschlucken"
Dieses Medium greifen wir heuer auf. Damit
wird "next code:
exit" seinen Beginn erleben. Allerdings werden wir Burschen sticken ...
Cut!
Im Eintrag
von vorgestern habe ich gefragt, wie man denn eine Nation lieben könne. Es stimmt
schon, ohne emotionale Bindungen wird es mit Gemeinschaften nicht gar so gut gehen. Aber
mir fehlt in diesen schlichten Propagandavarianten ("Ich persönlich liebe
Österreich.") eine politische, besser: politisch relevante Dimension, die jenseits
der alten Konzepte zum Tragen käme.
Derweil stirbt man hier im Retro-Look, denn
diese Durchlaucht-Nummer hat schon etwas sehr Provokantes. Es ignoriert die Konsequenzen
des Ersten Weltkrieges, als "von und zu" promotet zu werden, nämlich (u.a.) die
Abschaffung des Adels und das Verbot, Adelstitel zu führen.
Konsequenzen jenes Ersten Weltkrieges, der
nicht, wie immer noch gerne behauptet wird, von Serbien verursacht worden ist, sondern dem
Haus Habsburg und den Hohenzollern zu danken bleibt.
Beide Adelshäuser versuchten damals, sich
Europa neu zu ordnen, stürzten damit Millionen von Menschen in Schrecken und Unglück.
Serbien hat dabei eigentlich überhaupt keine Rolle gespielt, außer daß es den
Habsburgern ein Ärgernis war, weil man rechnen durfte, daß es der Kolonisierung des
Balkans durch die Habsburger ein wenig im Wege stehen werde.
Es paßt mir gar nicht, daß sich die Kinder
und Enkel eben dieser Leute in den Titeln jener Ära hervortun, wo
"Vaterlandsliebe" ein Unternehmen gewesen ist, die erwähnten Millionen für ein
Häuflein durchlauchter Totengräber bluten zu lassen. Das ist ja keineswegs etwas
Abstraktes. Mein Großvater ist für Kaisers Firma tätig gewesen, war allerdings so
freundlich, dann zwei solcher Katastrophen zu überleben.
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